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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Fazialisparese: Reanimation der Mundregion durch motorische Ersatzoperation nach McLaughlin – funktionelle Spätergebnisse

Meeting Abstract

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  • corresponding author U. von Fritschen - Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie, Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main
  • G. Holle - Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie, Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main
  • K. Exner - Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie, Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7930

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch340.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 von Fritschen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Parese des N. fazialis bedeutet eine erhebliche psychische Belastung für die Betroffenen. Die Asymmetrie schon in Ruhe, besonders aber bei lebhafter Mimik oder beim Lachen wird als stigmatisierend empfunden. Hinzu kommen eine verwaschene Sprache und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Die besten Resultate zur Reanimation des Gesichtes werden durch Rekonstruktion des Fazialisnerven selbst erzielt. Freie Muskeltransplantate können ebenfalls ausgezeichnete Ergebnisse erbringen. Beiden Verfahren sind jedoch nur in einem engen Zeitfenster erfolgversprechend oder erfordern z.T. mehrfache, aufwendige Eingriffe. Stehen diese Optionen nicht zur Verfügung, kommen sekundäre plastische Operationen in Betracht.

Material und Methoden: Von 1968-2005 behandelten wir 336 Patienten mit peripherer Fazialisparese, davon 209 nach Akustikusneurinom, 61 idiopathische Fälle, 31 nach Trauma, 18 Pat. mit Möbius Syndrom und 17 nach Parotiskarzinom. Die dynamische Reanimation der Wange nach McLaughlin erfolgte in 329 Fällen. Zusätzlich wurde bei 182 Patienten mit ausgeprägtem Lagophthalmus die Lidfunktion durch Gillies-Plastik rekonstruiert. Der vergleichsweise kurze Eingriff wird einzeitig durchgeführt. Hierbei wird ein durchlaufendes Sehnentransplantat vom abgetrennten Processus coronoideus in die Ober- und Unterlippe eingezogen und die Zugkraft des M. temporalis zur Reanimation verwendet. Durch einen zusätzlichem Befestigungspunkt im Modeolus kann die Nasolabialfalte angeglichen werden.

Ergebnisse: Retrospektiv wurden 171 Patienten mit einem mittlerem Follow-up von 13,5 (0,5–13) Jahren nachuntersucht. Die übrigen wurden durch Aufarbeitung der Krankenakte dokumentiert. Eine Stabilisierung der Unterlippe mit Abdichtung beim Trinken wurde in allen Fällen erreicht. Misserfolge ergaben sich in 7% durch infektbedingten Sehnentransplantatsverlust oder –teilverlust. Bei 19% war die erreichte aktive Exkursion der Nasolabialfalte beim Ersatzlächeln nicht zufriedenstellend, die Ruhesymmetrie konnte in allen Fällen verbessert werden. Ein deutlicher Vorteil ergab sich durch die geringe, kosmetisch unauffällige transplantierte Gewebemenge, wodurch gerade auch von jüngeren Patienten die Ergebnisse als sehr befriedigend eingeschätzt wurden. Über 90% der Patienten äußerten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit dem erreichten Ergebnis. Die Methode erwies sich als langlebig, 87% der Patienten hatten in einem Zeitraum von 9 Jahren (median), kein Verlust der Zügelspannung. Nachteil der Methode ist das Auftreten von Synkinesien, welche durch Training minimiert werden können.

Schlussfolgerung: Die McLaughlin-Plastik ist eine zuverlässige Operation, die zu einer signifikanten Verbesserung der ästhetischen und funktionellen Wangenfunktion führt. Voraussetzung ist eine intakte Funktion des N. trigeminus und postoperatives Kautraining. Technisch ist die Operation wesentlich einfacher als die mikrochirurgische Rekonstruktion und die Ergebnisse besser vorhersehbar. Aus diesem Grund kann sie besonders auch bei betagten Patienten und hoher Komorbidität mit sehr hoher Patientenzufriedenheit eingesetzt werden.