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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Analyse autonom- nervaler Funktionsstörungen nach tiefer anteriorer Rektumresektion

Meeting Abstract

  • corresponding author M.M. Heiss - Klinik für Viszeral-, Gefäss- und Transplantationschirurgie, Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • K.U. Grützner - Chirurgische Klinik Großhadern, LMU München, München, Deutschland
  • S. Dittmar - Chirurgische Klinik Großhadern, LMU München, München, Deutschland
  • E. Hungerhuber - Urologische Klinik Großhadern, LMU München, München, Deutschland
  • K.W. Jauch - Chirurgische Klinik Großhadern, LMU München, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5595

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch686.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Heiss et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Autonom-nervale Funktionsstörungen von Miktion, Stuhlkontinenz und Sexualfunktion treten häufig nach operativen Eingriffen im kleinen Becken auf. Im Gegensatz zur Urologie liegen bislang in der onkologischen Chirurgie zu dieser Problematik nur wenige und nicht umfassende Studien vor. Ziel dieser Untersuchung war es daher, an einem homogenen Patientenkollektiv systematisch die Inzidenz und die Ausprägung dieser Funktionsstörungen nach Rektumkarzinomresektion zu evaluieren.

Material und Methoden: 104 Patienten (67 Männer, 37 Frauen) einer konsekutiven Serie nach kurativer tiefer anteriorer Rektumresektion mit TME wurden retrospektiv mittels standardisierter Fragebögen und dem IIEF5-Score (International Index of Erectile Dysfunction) zu ihrer prä- und postoperativen Sexualfunktion befragt. Zusätzlich wurde der Kelly-Score zur Stuhlkontinenz sowie die Blasenfunktion systematisiert erhoben.

Ergebnisse: Im Gegensatz zu einer vollständigen Beantwortung der Fragen zur Kontinenz wurden Fragen zur Sexualfunktion nur von 77 Patienten (56 Männer, 21 Frauen) beantwortet. Nur bei 6 Patienten (2 % der Männer, 15% der Frauen) zeigte sich keine Veränderung der Sexualfunktion durch die Operation. Die mittlere Abnahme des IIEF5-Scores betrug 13 Punkte. 63% der Männer wiesen postoperativ einen Score von <10 auf und hatten somit eine hochgradige erektile Dysfunktion. Bei den Frauen war postoperativ bei 16 von 26 (62%) das Sexualleben komplett erloschen. Dies korrelierte auch mit weiteren Fragen wie Orgasmusfähigkeit, Libido und Schmerzen. Bei der Erhebung der Blasenfunktion zeigte sich postoperativ nur eine komplette neurogene Blasenstörung (PuFi-Träger) bei einem Mann. Eine erschwerte Miktion gaben 6 von 37 (16%) der Frauen und 15 von 67 (22 %) der Männer an. Im Kelly-Score partiell inkontinent (Score 7-14) waren 30/ 37 (81%) der Frauen sowie 31 von 67 (46%) Männern.

Schlussfolgerung: Die Symptomatik autonom-nervaler Funktionsstörungen nach Rektumresektion ist eine häufige Komplikation, die in ihrer Inzidenz vielfach unterschätzt wird. Neben einer partiellen Blasenfunktionsstörung sowie Stuhlinkontinenz ist es insbesondere die sexuelle Funktions-Störung, welche bislang in dieser Häufigkeit nicht angesprochen wurde. Interessanterweise fand sich keine direkte Korrelation zwischen diesen unterschiedlichen Symptomen, sodass dies bei der Entwicklung von Systemen zum intraoperativen Monitoring autonomer Funktionen (z.B. Messung des Blasendrucks oder Rektumsphincter) mit berücksichtigt.