gms | German Medical Science

123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Dysphonie nach Schilddrüsen-Resektion: das Singen hoher Töne verifiziert passagere subklinische Stimmveränderungen

Meeting Abstract

  • corresponding author T.J. Musholt - Endokrine Chirurgie
  • J. Garm - Endokrine Chirurgie
  • U. Napiontek - Klinik für Kommunikationsstörungen
  • P.B. Musholt - Endokrine Chirurgie
  • A. Keilmann - Klinik für Kommunikationsstörungen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5742

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch649.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Musholt et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Neurogene Funktionsstörungen der Stimmlippen-Beweglichkeit stellen die wesentliche Komplikation nach Schilddrüsen-Resektion (SD-OP) dar, so dass präoperative (präop) und postoperative (postop) Laryngoskopien routinemäßig durchgeführt werden. Veränderungen der Stimme auch bei erhaltener Nervenfunktion werden dagegen zumeist nur subjektiv beschrieben, jedoch nicht objektiviert.

Material und Methoden: Von 04/04 bis 07/05 wurden bei 82 Patienten mit benignen und malignen Schilddrüsen-Erkrankungen die Stimmeigenschaften prospektiv untersucht. Als Kontrollgruppe dienten 14 Patienten mit cervikalen Eingriffen (NSD-OP) bei primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT).Prä- und postoperativ wurden ein Phonetogramm (Sprechen und Singen) als Überblick über die stimmliche Leistung angefertigt sowie die mittlere Sprechstimmlage (mSp) und die maximale Tonhaltedauer auf dem Ton a (TDa) zur Funktionsprüfung des Stimmstatus ermittelt.

Ergebnisse: Laryngoskopisch wurde bei 1/82 Patienten nach SD-OP eine passagere einseitige Stimmlippen-Minderbeweglichkeit (bei intaktem Recurrens-Monitoring) und bei 1/82 Patienten ein Intubationsschaden (bei intraop Tubuswechsel) diagnostiziert. Bei den pHPT Patienten ergaben sich keine Pathologika. Die mittlere Sprechstimmlage fiel nach SD-OP signifikant um 1 Tonhöhe (TH) auf die tiefere Tonlage ab (82 Patienten, von präop 12,6 = TH dis auf postop 13,2 = TH e). Bei 25/82 Patienten mit Stimm-Auffälligkeiten fand sich nach 2-3 Wochen eine Normalisierung der mSp bzw. nur noch eine Differenz von einer halben TH mit kompletter Restitutio nach 6-10 Wochen. In der Kontrollgruppe betrug die postop Tonhöhen-Differenz der mittleren Sprechstimmlage einen halben Ton (14 Patienten, von 12,6 auf 12,1).Die Tonhaltedauer (67 Patienten, präop bei 16,5 sec, Spannweite 5-34) fiel nach SD-OP signifikant um 2sec (14,2sec, 3-28). Bei 20/67 Patienten mit TDa-Auffälligkeiten (Differenz 5 sec) ergab sich nach 6-10 Wochen nur noch eine Differenz von 1 sec. Nach NSD-OP fanden sich keine relevanten Änderungen der Tonhaltedauer (10 Patienten, von 17,7 auf 18,0 sec).Die untere Tonhöhe des Singstimmfeldes veränderte sich bei SD-OP unmittelbar postop im Mittel um weniger als eine halbe TH (82 Patienten), ebenso bei Patienten nach NSD-OP (14 Fälle). Die obere TH dagegen fiel signifikant um 1,5 TH nach SD-OP. Bei 26/82 Patienten mit TH-Auffälligkeiten besserte/normalisierte sich die Differenz auf 1 TH nach 2-3 Wochen. Bei den verbliebenen 9/26 Patienten erreichten die hohen Töne der Singstimme nach 6-10 Wochen wieder die präop Ausgangswerte. In der Kontrollgruppe ergaben sich keine postop Abweichungen der oberen TH des Singstimmfeldes.

Schlussfolgerung: Nach SD-Op - nicht aber nach NSD-OP aufgrund pHPT - bestehen auch ohne Vorliegen einer Stimmlippen-Minderbeweglichkeit subklinische phonetische Einschränkungen, insbesondere eine passagere Schmälerung der hohen Tonlagen der Singstimme. Die Sprechstimme hingegen ist zumeist nicht hörbar verändert.Ursächlich kommen für die Singstimmen-Veränderungen grössere Operationstraumen bei SD-Op als bei NSD-OP mit längerstreckiger Präparation des N. laryngeus recurrens und Traumata der kurzen Halsmuskulatur sowie eine Affektion des N. laryngeus superior infrage.