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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Dynamische Gracilisplastik im Kindesalter

Meeting Abstract

  • corresponding author K.D. Rückauer - Chir. Univ.-Klinik Freiburg, Kinderchirurgie
  • J. Rädecke - Chir. Univ.-Klinik Freiburg, Kinderchirurgie
  • T. Jamaan - Chir. Univ.-Klinik Freiburg, Kinderchirurgie
  • P. Greiner - Zentrum Kinderheilkunde u. Jugendmedizin, Univ. Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5425

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch314.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Rückauer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Stuhlinkontinenz bedeutet eine erhebliche psychosoziale Belastung für den Patienten. Auch medizinische Maßnahmen sind oft von begrenztem Nutzen. So sind zahlreiche konservative und operative Verfahren zur Verbesserung der Kontinenz entwickelt worden. Die Rekonstruktion des Sphinktersystems mit funktioneller Adaptation kann durch die elektronische Stimulation eines transponierten Gracilismuskels erreicht werden.

Material und Methoden: Wir führten bei vier Jungen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren eine dynamische Gracilisplastik durch. Gründe für die Inkontinenz bestanden infolge Polytrauma mit Beckenzerreißung, VACTERL-Assoziation, Analatresie mit primärer Rekonstruktion und 6 nachfolgenden Operationen sowie einem Steiß-Teratom mit Resektion eines Rezidivs und neurologischen Läsionen. Bei allen Kindern lag eine Inkontinenz Grad III vor. Postoperativ wurde die Dauer der Stimulation durch schrittweise telemetrische Programmierung des Impulsgebers gesteigert.

Ergebnisse: Eine postoperative Infektion erforderte die vorübergende Explantation und spätere Neuanlage der Elektroden. Die Nachbeobachtung beträgt 6 - 8 Jahre. Einer der Jugendlichen ist fast vollständig kontinent; zwei haben eine Inkontinenz Grad I und verwenden zusätzlich Analtampons, was ihnen Freiheit von Windeln ermöglicht; der vierte junge Mann benützt ebenfalls Analtampons unregelmäßig und akzeptiert gelegentliche Verunreinigungen. Alle Patienten schätzen ihre Situation als erheblich gebessert ein. Die strukturierte Befragung wegen psychischer Alterationen ergab ein hohes Maß an Zufriedenheit.

Schlussfolgerung: Die dynamische Gracilisplastik bedeutet eine wertvolle Therapieform bei Inkontinenz. Völlige Symptomfreiheit ist kaum erreichbar und kann auch mit dieser Methode nicht erwartet werden; die Indikation besteht erst nach Versagen konventioneller Maßnahmen. Die Verbesserung der Kontinenzleistung wie auch der Lebenssituation der Patienten ist jedoch beträchtlich. Neu war der zuvor nicht beschriebene Einsatz im Kindesalter.