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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Antibiotische Therapie bei interventioneller Drainage intraabdomineller Abszesse?

Meeting Abstract

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  • corresponding author A.D. Rink - Abteilung für Allgemeinchirurgie, Klinikum Leverkusen
  • H. Stass - Pharma Research Center, Bayer AG, Wuppertal
  • A. Güls - Zentrales Röntgeninstitut, Klinikum Leverkusen
  • K.H. Vestweber - Abteilung für Allgemeinchirurgie, Klinikum Leverkusen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5124

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch287.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Rink et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Möglichkeit der interventionellen Drainage postoperativer oder spontaner intraabdomineller Abszesse hat in zunehmendem Maße die operativen Interventionen zur Behandlung dieser Entzündungsherde verdrängt. Unklar ist, welchen Stellenwert eine zusätzliche antibiotische Therapie in dieser Situation hat, da die Abszessmembran möglicherweise als Penetrationsbarriere wirkt, die einen Übertritt des Antibiotikums in den Abszess verhindert. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Überprüfung der Frage, ob ein intravenös verabreichtes Antibiotikum die Abszessmembran penetrieren und in bakterizider Konzentration in den Abszess gelangen kann.

Material und Methoden: Bei 8 Patienten mit intraabdominellen Abszessen und interventioneller CT-gesteuerter Punktion und Drainage wurden die Konzentrationen von Moxifloxacin (MXF), einem Fluochinolon 2, 3, 4, 6, 8, 12, 18 und 24 Stunden nach einer einmaligen intravenösen 400mg – Infusion parallel im Plasma und in der Abszessflüssigkeit bestimmt. Die CT-gesteuerte Punktion erfolgte 2 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Infusion. Als Kontrollgruppe diente ein Kollektiv von 10 Patienten mit Peritonitis, in dem die Antibiotikakonzentration im Plasma und in der peritonealen Exsudatflüssigkeit bestimmt wurde.

Ergebnisse: Eine sicher bakterizide Konzentration von MXF wurde in der Abszessflüssigkeit bereits eine Stunde nach CT-gesteuerter Punktion nachgewiesen. Es folgte ein kontinuierlicher Abfall der Konzentration von 1.94 auf 0.47 mg/l. Das Verhältnis der MXF-Konzentrationen in Abszessflüssigkeit zur Plasmakonzentration zeigte hingegen einen kontinuierlichen Anstieg, wobei nach 24 Stunden die Konzentration in der Abszessflüssigkeit die im Plasma überstieg. Ein ähnlicher Verlauf zeigte sich für die Patienten mit Peritonitis, wobei hier die Antibiotikakonzentrationen bereits mit der ersten Bestimmung in der Exsudatflüssigkeiten höher waren als im Plasma.

Schlussfolgerung: Die Untersuchung zeigt, dass das verwendete Antibiotikum in bakterizider Konzentration sowohl in die peritoneale Exsudatflüssigkeit bei Peritonitis, aber auch in die Abszessflüssigkeit von interventionell drainierten intraabdominellen Abszessen penetriert und sich in den entzündeten Kompartimenten anreichert. Die Ergebnis sprechen dafür, dass das verwendete Antibiotikum zur Therapie der Peritonitis geeignet ist und dass zumindest der Einsatz dieses Antibiotika bei der Behandlung intraabdomineller Abszesse eine pharmakokinetische Rationale hat. Unseres Wissens nach ist dies der erste klinische Nachweis einer Penetration eines Antibiotikums in interventionell drainierte intraabdominelle Abszesse beim Menschen.