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Polytraumaversorgung- Zeitgewinn in der Versorgung durch konsequentes interdisziplinäres Arbeiten unter chirurgischer Führung ?
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die Behandlung von polytraumatisierten Patienten im Schockraum stellt eine besondere Schnittstelle zwischen Anästhesie, Chirurgie, Unfallchirurgie, Radiologie und weiteren Fachabteilungen dar. Hier bestehen besondere Anforderungen an eine effektive Kooperation der beteiligten Fachrichtungen um eine zeitnahe, rationelle Entscheidung über Therapie oder Diagnostik zu ermöglichen und so zeitliche Reibungsverluste zu minimieren.Führt ein standardisiertes, rationelles Konzept zur Erstversorgung im Schockraum zu einem messbaren Zeitgewinn bezüglich der Therapie und Diagnostik ?
Material und Methoden: Erfasst wurden im Zeitraum zwischen 06/2003 bis 06/2005 alle unter dem Stichwort „Polytrauma“ eingelieferten Patienten unabhängig vom Transportmodus (Hubschrauber, RTW) und von der definitiven Diagnose. Mit Einlieferung in den Schockraum erfolgte die Zeitmessung mit einer stationären Stoppuhr bis zur Verlegung in den OP, Intensivstation oder zur erweiterten radiologischen Diagnostik. Die Erstversorgung umfasste nach Übergabe durch den einliefernden Notarzt standardisiert die körperliche Untersuchung durch den Allgemein- und Unfallchirurgen, radiologische (Abdomensonographie und Röntgen-Thorax) und laborchemische Basisdiagnostik. Zusätzlich erfolgte die adhoc-Versorgung lebensbedrohlicher Verletzung (Thoraxdrainage, Blutstillung), sowie erfolgte die körperliche Untersuchung durch andere Fachabteilungen (Neurochirugie, Neurologie, HNO, MKG etc) wenn klinisch erforderlich. Die durchschnittliche Versorgungszeit wurde mit einem historischen Kollektiv des Zeitraums 01/1995-06/2005 verglichen.
Ergebnisse: Im dargestellten Zeitraum wurden Rahmen eines standardisierten Aufnahmeprocederes unter Leitung der Unfallchirurgie 898 Patienten versorgt. Die durchschnittliche Zeit bis zum Abschluß der Erstversorgung betrug im historischen Kollektiv 46 min.(18-246 min.) und konnte unter einem standardisierten Procedere auf 18 Minuten (11-67 min) gesenkt werden. Dieses Ergebnis ist statistisch signifikant.
Schlussfolgerung: In der Polytraumaversorgung führt ein standardisiertes Procedere unter Leitung einer Fachdisziplin zu einer erheblichen Beschleunigung der Planung und Ausführung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen.