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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Stufenkonzept der operativen Inkontinenz-Therapie mittels dynamischer Gracilisplastik und Sakrlanervenstimulation

Meeting Abstract

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  • corresponding author A.J. Kroesen - Chirurgische Klinik I - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Campus Benjamin Franklin
  • N. Burdinski - Chirurgische Klinik I - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Campus Benjamin Franklin
  • H.J. Buhr - Chirurgische Klinik I - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Campus Benjamin Franklin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5656

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch243.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Kroesen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Sphinkterersatz durch neurostimulierte Gracilisplastik ist aufgrund des aufwendigen Operationsverfahrens, der notwendigen Compliance der Patienten und der Kostenintensität bei der Therapie der Sphinkterinsuffizienz anerkannt, er stellt jedoch kein Routineverfahren dar. Die Ein- und Zweijahresergebnissedes Verfahren sind mit 80-90% Kontinenzverbeserung vielversprechend. Doch wie verhält es sich nach 5 und mehr Jahren mit der Funktion. Die Sakralnervenstimulation stellt hingegen eine weniger invasive aber effektive Alternative dar.Ziel der vorliegende Studie ist es anhand des eigenen Patientengutes die Ergebnisse neurostimulierten Gracilisplastiken und Sakralnervenstimulation nachzuuntersuchen.

Material und Methoden: Prospektive Beobachtungsstudie aller Patienten mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7 (3-9) Jahren, bei denen wegen einer Analsphinkter-Insuffizienz eine neurostimulierte Gracilisplastik durchgeführt wurde. Erhebung der Kontinenz-Leistung anhand des Kelly-Holschneider-Scores (KHS) und durch Analmanometrie.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 30 Patienten (w 24, m 6) mit einem medianen Alter von 46 Jahren [32-75] behandelt. Die OP-Indikationen waren: Totaler Analsphinkterersatz einzeitig nach abdominoperinealer Rektumexstirpation: 5; Analatresie: 3; Idiopathische Inkontinenz: 21; Nervale Inkontinenz nach transperinealer Prostatektomie: 1.Der frühpostoperative Verlauf war bei 13/15 Patienten komplikationslos. Elektroden-Dislokation: 1x; Colon-Ischämie: 1x. Als Spätkomplikationen beobachteten wir: Schmerzen im Bereich der Entnahmestelle des M. gracilis: 2x; trans-neosphintäre Fistel: 2x; Kolonentleerungsstörungen: 2x; Stomaanlage wg. Inkontinenz: 3x. Zum Nachbeobachtungszeitraum sind 9/15 dynamischen Gracilisplastiken noch in Funktion. Kontinenzleistung dieser 9 Patienten (2x Totalersatz nach Rektumexstirpation): Gute Kontinenz (KHS 10-14 Pkt.): 5 Pat. ; Partielle Kontinenz (KHS 5-9 Pkt.):2 Pat.; Schlechte Kontinenz (KHS 0-4 Pkt.): 2 Pat.. Mittlerer Ruhedruck: 35,5±12,2 mmHg, Mittlerer Kontraktionsdruck: 99,9±23,6 mmHg. Nach Sakralnervenstimulation ereigneten sich keine Komplikationen. Nach 2 Jahren hatten 95% der Patienten eine Reduktion der Inkontinenzepisoden.

Schlussfolgerung: Die neurostimulierte Gracilisplastik weist im eigenen Krankengut eine geringe Rate an Früh-, aber eine hohe Rate an Sptätkomplikationen auf. Nach im Median 7 Jahren sind bei 9/15 Patienten die dynamischen Gracilisplastiken in Betrieb bei jedoch akzeptabler Funktion. In Anbetracht der hohen Versagerquote ist die dynamische Gracilisplastik ein Reserveverfahren mit strenger Indikationsstellung. Die Sakralnervenstimulation ist eine komplikationsärmere und effektive Alternative und Ergänzung des Therapiespektrums.