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Kontrollierte Umfrage zu Anspruch und Wirklichkeit der Leistenhernienversorgung
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Zur Therapie der Leistenhernie (LH) existiert eine Vielzahl an Operationsverfahren. Die Qualitätssicherungsdaten der Ärztekammer Westfalen-Lippe (QS) zeigen über die Jahre einen Wandel der Techniken bei unterschiedlichen Indikationen. Trotzdem bleibt die Anzahl der Rezidivoperationen gleich. Durch eine kontrollierte Umfrage soll der Einsatz und die Durchführung der Operationsverfahren in den an der QS teilnehmenden Kliniken (K) untersucht werden.
Material und Methoden: Definition von Beispielspatienten: primäre unilaterale LH (PLH), primäre bilaterale LH (BLH), RezidivLH (RLH). Versendung eines standardisierter Bogen zur Erfassung der Operationstechnik sowie Naht- und Netzmaterial an 180 K. Abfrage der Operationstechniken aus den Daten der QS zu den Beispielpatienten (PLH = 2203, BLH = 230, RLH = 192). Statistischer Vergleich mit dem chi-Quadrat Test (α>0,05) sowie 95% Konfidenzintervallen (KI).
Ergebnisse: An der Umfrage im Jahre 2001 nahmen 107 Kliniken teil (59%). Entgegen der Einfachantwortvorgabe wurden von 9-15% der Kliniken mehrere Operationsmethoden bei gleichem Patient je nach Präferenz angewendet. PLH: Die führende Operation laut Kliniken ist die Methode nach Shouldice mit 77%. Es besteht ein hoch signifikanten Unterschied (95% KI:16-34%; p<0,001) zu den Daten der QS mit 51%, der in der Realität häufiger mit laparoskopischen Techniken versorgt (QS 29%, K 18%) wird. Die Methode Bassini wird nach QS-Daten zu 7% und nach K-Angaben zu 1% eingesetzt. Für den Shouldice verwenden zur Fasziennaht 44% der Kliniken resorbierbares Nahtmaterial.BLH: Bevorzugt wird einzeitig in 72% der Kliniken operiert. Die laparoskopischen Techniken sind führend (QS 61%, K 59%). Während die QS Daten nachfolgend die Methode nach Shouldice und Lichtenstein erwähnen, zeigen die K-Angaben das umgekehrte Ergebnis. Die hoch signifikanten Unterschiede betragen 15% (K 27%, QS 12%) beim Verfahren nach Lichtenstein (95% KI:6-26%; p<0,001).RLH: In beiden Kollektiven führt das Verfahren nach Lichtenstein (44%). Die laparoskopischen Techniken haben einen Anteil im QS-Pool von 15% und im K von 42%. Der Unterschied der relativen Häufigkeiten ist signifikant: TAPP 12% (95% KI:3-21%; p=0,004) und TEP 15% (95% KI:7-25%; p<0,001). 95% der Kliniken verwenden für den Lichtenstein ein nichtresorbierbares Netz und in 81% nichtresorbierbares Nahtmaterial zur Fixierung.
Schlussfolgerung: Die Daten zwischen K und QS differieren zum Teil erheblich und stellen die Ergebnisse aus Umfragen zu chirurgischen Techniken in Frage. Die gleich bleibend hohe Anzahl an Rezidivleistenhernien könnte durch die Anwendung von resorbierbaren Nahtmaterialen und damit auch indirekt modifizierten Technik gegenüber den Originalbeschreibungen erklärt werden.