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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Die akute gastrointestinale Blutung - Prädiktive Faktoren und optimales Management

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Reinshagen - Chirurgische Klinik der Fakultät für klinische Medizin Mannheim
  • T. Jäcker - Chirurgische Klinik der Fakultät für klinische Medizin Mannheim
  • J. Brade - Institut für Biometrie und Statistik Universität Mannheim
  • K. Reinshagen - Sektion Endoskopie und Sonographie der Chirurgischen Klinik der Fakultät für klinische Medizin Mannheim
  • G. Kähler - Sektion Endoskopie und Sonographie der Chirurgischen Klinik der Fakultät für klinische Medizin Mannheim
  • P. Palma - Chirurgische Klinik der Fakultät für klinische Medizin Mannheim

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5805

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch069.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Reinshagen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Notfall der gastrointestinalen Blutung ist eine schwer einzuschätzende Erkrankung, deren optimales Management bezüglich Diagnostik und Therapie uneinheitlich geregelt ist. Idealerweise sollte die Diagnose schnellstmöglich gestellt werden, die Gefahr der Reblutung sollte minimiert werden und die Notwendigkeit einer Operation muß frühzeitig erkannt werden, um somit die Letalität zu senken. In einer retrospektiven Studie haben wir gängige Überwachungsparameter auf ihre Aussagekraft untersucht um daraus Konsequenzen für unser Notfallmanagement zu ziehen.

Material und Methoden: Im Zeitraum von 08/02 bis 01/04 haben wir die Akten von allen Patienten, die sich in der chirurgischen Notaufnahme mit den Symptomen einer gastrointestinalen Blutung vorstellten, retrospektiv aufgearbeitet. Anhand einer Liste mit 24 Items wurden Daten zu Symptomen, Vorerkrankungen, Diagnose, Therapie und Verlauf (Reblutung, Rediagnostik, Operation, Tod) erhoben und einer Univarianzanalyse unterzogen mit der Fragestellung: 1) Welche Patienten haben ein erhöhtes Risiko nach erfolgreicher Primärtherapie erneut zu bluten? 2) Welche Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer operativen Therapie? 3) Welche Faktoren sind prädiktiv für einen letalen Verlauf? 4) Kann man anhand der erhobenen Daten einen optimierten Behandlungsalgorhythmus erstellen?

Ergebnisse: Das Gesamtkollektiv in diesem Zeitraum betrug 517 Patienten. 290 Männer (56,1%) und 227 Frauen (43,9%). Das mittlere Lebensalter betrug 64,16 Jahre (1-97 Jahre). Bei 262 (50,75%) Patienten war die Blutungsursache im oberen Gastrointestinaltrakt lokalisiert, bei 183 (35,4%) Patienten im unteren Gastrointestinaltrakt. Bei 72 (14%) Patienten konnte die Blutungsquelle nicht lokalisiert werden. Bei 60 Patienten (11,5%) trat mindestens eine Rezidivblutung auf. In der Univarianzanalyse zeigten sich als statistisch signifikante Risikofaktoren für das Auftreten einer Rezidivblutung. 1)Der Hämoglobinwert bei Aufnahme 2)Ein Abfall des Hb Wertes um mehr als 20% innerhalb der ersten 24h nach Aufnahme (inn. 24h n.A.) 3) Die Herzfrequenz (HF) bei Aufnahme 4) Die Substitution mit Fremdblut 5) Die ASA Klassifikation.55 Patienten (10,5%) wurden operiert. Statistisch signifikante Faktoren, die die Notwendigkeit einer operativen Therapie wahrscheinlich machen sind 1)Die HF und der syst. Blutdruck (RR) bei Aufnahme 2) Die Substitution mit Fremdblut inn. 24h n.A. 3) Ein Abfall des Hb Wertes um mehr als 20% inn. 24h n.A. 4) Ob eine Blutungsrezidiv stattfand (unabhängig ob ein-, zwei-, dreimalig) 5) Die ASA Klassifikation. 17 Patienten (3,1%) verstarben an den Folgen der gastrointestinalen Blutung. Sowohl die oben aufgeführten Faktoren, die eine Operation wahrscheinlich machen, als auch die Gerinnungsparameter und Vorerkrankungen, die die Blutgerinnung beeinflussen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines letalen Ausgangs.

Schlussfolgerung: Der Allgemeinzustand (ASA, syst. RR, HF) des Patienten zum Aufnahmezeitpunkt, der Hb-Abfall inn. 24h n.A., die Notwendigkeit der Fremdblutgabe inn. 24h n.A. und die erneute Blutung beeinflussen den Krankheitsverlauf statistisch signifikant. Erkrankungen die die Blutgerinnung negativ beeinflussen begünstigen einen letalen Ausgang. Wir wollen die aufgeführten Parameter in einem Score zusammenfassen um ein individuelles Risikoprofils zu erhalten, anhand dessen die Indikation zur Operation rechtzeitig gestellt wird und die Letalität gesenkt wird. Die Validität dieses Scores muß dann prospektiv evaluiert werden.