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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Differentialdiagnose des Karotisglomustumors – eine diagnostische und therapeutische Herausforderung

Meeting Abstract

  • corresponding author L. Kock - Abt. für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universität Rostock
  • C. Bünger - Abt. für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universität Rostock
  • J.C. Kröger - Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universität Rostock
  • K. Gundlach - Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universität Rostock
  • J. Piek - Abt. für Neurochirurgie der Universität Rostock
  • E. Klar - Abt. für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universität Rostock
  • W.D. Schareck - Abt. für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universität Rostock

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5326

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch015.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Kock et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Neben Karotisglomustumoren als den häufigsten Paragangliomen im Halsbereich kommen in dieser Lokalisation differentialdiagnostisch auch intravagale Paragangliome und Neurinome/ Schwannome in Betracht. Trotz sorgfältiger präoperativer Diagnostik gelingt es nicht in allen Fällen den Tumor eindeutig zuzuordnen.

Material und Methoden: In dem Zeitraum von 2000 – 2005 wurden 8 Patienten unter der Verdachtsdiagnose eines Karotisglomustumors einer operativen Therapie zugeführt. Die präoperative Diagnostik bestand aus klinischer Untersuchung, Duplexsonographie, Magnetresonanztomographie und präoperativer i.a.- Angiographie mit Embolisation der zuführenden Gefäße.

Ergebnisse: In allen 8 Fällen gelang die Resektion der stark vaskularisierten Tumoren nach präoperativer Embolisation mit PVA Mikrosphären und Mikrocoils ohne relevanten Blutverlust, Bluttransfusionen waren nicht erforderlich. Bei zwei männlichen und zwei weiblichen Patienten im Alter zwischen 30 und 61 Jahren bestätigte sich die Verdachtsdiagnose Karotisglomustumor intraoperativ nicht. In drei Fällen fanden sich intravagale Paragangliome, in einem Fall ein Neurinom. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Neurochirurgie und der Abteilung für Mund-Kiefer und Gesichtschirurgie wurden diese Tumoren in einem Fall unter Durchtrennung des hinteren Mandibulaastes weitestgehend reseziert. Bei fehlendem Nachweis von Lymphknotenmetastasen wurde in den Fällen der vagalen Paragangliome auf ein ultraradikales Vorgehen verzichtet, welches die komplette Resektion des N. vagus beinhaltet hätte. Trotzdem beobachteten wir bei diesen 3 Patienten postoperativ eine komplette bzw. partielle ipsilaterale Recurrensparese, in einem Fall zusätzlich eine Parese des N. hypoglossus. Nach einer Verlaufsbeobachtungzeit zwischen 4 und 59 Monaten kam es bisher zu keinem behandlungsbedürftigen Tumorrezidiv.

Schlussfolgerung: Bei der Verdachtsdiagnose eines Karotisglomustumors müssen differentialdiagnostisch auch Paragangliome anderen Ursprungsortes sowie andere Tumorentitäten in Betracht gezogen werden. Sowohl das diagnostische wie auch das therapeutische Management sollte interdisziplinär erfolgen, präoperativ unter Einbeziehung der interventionellen Radiologie, intra- und postoperativ ggf. unter Einbeziehung der Mund-Kiefer und Gesichtschirurgie, Neurochirurgie und Strahlentherapie.