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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Deckung von knöchernen Defekten mit revitalisierten Allografts. Erste klinische Ergebnisse

Meeting Abstract

  • corresponding author U. Schmid - BG-Unfallklinik Universität Tübingen
  • F.W. Thielemann - Klinik für Unfallchirurgie Villingen- Schwenningen
  • E. Winter - Städtisches Krankenhaus Friedrichshafen Klinik für Unfallchirurgie und Endoprothetik, Friedrichshafen
  • C. Eingartner - BG-Unfallklinik Universität Tübingen
  • S.A. Esenwein - BG-Kliniken Bergmannsheil Bochum
  • A. Badke - BG-Unfallklinik Universität Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3806

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch532.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Schmid et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Die Rekonstruktion grösserer ossärer Defekte stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar. Neben Wirksamkeit, Gewebeverträglichkeit und Sicherheit gewinnen in jüngster Zeit auch die Kosten eine zunehmende Bedeutung in der Therapie- und Materialwahl. In einer prospektiven klinischen Sammelstudie an mehreren Zentren wurden Knochenmark-inokulierte Allografts auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und Handhabung bei verschiedenen Indikationsstellungen untersucht.

Material und Methoden

Insgesamt wurden 200 Patienten zwischen 15 und 90 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren in die Studie einbezogen. Die gewählten Indikationen umfassten Wirbelkörperfusionen, Tibiakopffrakturen, Fersenbeinfrakturen, Pseudarthrosen, Acetabulumrekonstruktionen und Cystenauffüllungen. Als Allograft kam physikal.-chemisch prozessierte humane Spongiosa zur Anwendung. Diese Knochentransplantate wurden intraoperativ in allen Fällen durch Inokulation von autogenem Knochenmark (KM) vitalisiert. Je nach Defektgröße wurden Allograft-Chips, Blöcke oder ganze prozessierte Hüftköpfe verwendet. Die KM-Aspiration sowie die Allograft-KM-Beimpfung erfolgten unter kontrollierten Bedingungen bezüglich Vollständigkeit und Homogenität der Beimpfung. Die KM-Aspiration erfolgt aus dem Beckenkamm und aus dem Tibiakopf. Die Verlaufskontrollen erfolgten mittels regelmäßigem Röntgen bis zu max. 12 Monaten post OP, die bei Wirbelkörperfusionen zusätzlich durch CT ergänzt wurde.

Ergebnisse

Die KM-Aspiration wurde von den Patienten ausnahmslos als nicht oder nur gering belastend empfunden und verlief ebenso wie der klinische Einsatz der vitalisierten Allografts in allen Fällen komplikationslos. Trotz sehr heterogenem Patientengut, breiter Indikationsstellung und sehr unterschiedlicher Defektgrößen bewirkten die vitalisierten Allografts in einer dem autogenen Spongiosatransplantat in Bezug auf Schnelligkeit und Ausmaß vergleichbare, insbes. bei jüngeren Patienten z.T. schnellere röntgenologisch erkennbare Knochenregeneration. Auffällig war eine häufig nur schwach ausgeprägte Kallusbildung. Durch den Wegfall der autogenen Spongiosaentnahme konnten sowohl die Liegedauer sowie die Gesamtbelastung der Patienten durch den chirurgischen Eingriff deutlich reduziert werden. In ökonomischer Hinsicht führt der Einsatz vitalisierter Allografts zu einer signifikanten Kostenreduktion durch Wegfall von 30 Min. zusätzlicher OP-Dauer für die Spongiosa-Entnahme sowie ihrer bekannten Begleitmorbidität und durch eine bis zu 4 Tagen deutlich verkürzte Patienten-Liegedauer, wodurch die Transplantatkosten überkompensiert werden.

Schlussfolgerung

Vitalisierte Alllografts stellen in vielen Fällen eine Alternative zur autogenen Spongiosa dar, da Ersteren durch die Anwesenheit u.a. von Osteoprogenitor- und Stammzellen im inokulierten KM eine ähnlich starke osteogene Aktivität vermittelt wird. Damit ist es auch möglich, Defekte größerer Dimension auf technisch relativ einfache Art und Weise effizient und sicher zu versorgen bei gleichzeitig moderaten Kosten. Dies trifft insbesondere für Situationen zu, in denen die Entnahme autogener Spongiosa aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) möglich ist oder nicht angezeigt erscheint.