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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Behandlungsoptionen beim mykotischen Carotisaneurysma

Meeting Abstract

  • corresponding author P. Heider - Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Klinik rechts der Isar der TU München
  • O. Wolf - Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Klinik rechts der Isar der TU München
  • O. Greil - Abteilung für Interventionelle Radiologie, TU München
  • M. Barone - Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Klinik rechts der Isar der TU München
  • M. Hanke - Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Klinik rechts der Isar der TU München
  • HH. Eckstein - Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Klinik rechts der Isar der TU München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3306

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch449.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Heider et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Mykotische Aneurysmen der extracraniellen Carotisstrombahn sind eine Rarität; in der Weltliteratur sind seit 1966 nur 53 Fälle beschrieben worden. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen bedarf daher einer individuellen Anpassung.

Material und Methoden

Für den Zeitraum 1966 bis 2003 erfolgte die Literaturrecherche (MedLine key-words: mycotic carotid aneurysm) mit anschließender Selektion nach beschriebenen mykotischen Aneurysmen im Bereich der extrakraniellen Carotisstrombahn. Zusätzlich wurden die Ergebnisse von 2 eigenen Kasuistiken in die Analyse eingebracht.

Ergebnisse

Insgesamt konnten im angegebenen Zeitraum mit 2 eigenen Fällen 55 dokumentierte Fallberichte ausgewertet werden. 33 männliche und 11 weibliche Patienten (11 unbekannt) mit einem mittleren Alter von 52 Jahren wurden eingebracht. Die Aneurysmen fanden sich an der ACI (38,2%), ACC (25,4%), Carotisbulbus (18,2%), ACE (5,5%). Bei 12,7% fand sich keine Angabe zur Lokalisation. Die Therapie bestand in der Ligatur in 22 Fällen, Rekonstruktion in 19 Fällen (Veneninterponat 12, Allograft oder Direktnaht 7), 4 Patchplastiken, 6 Fälle ohne Angaben und 4 endovaskuläre Fälle. Im frühen follow-up verstarben 7 Patienten, bei 4 Patienten erfolgte keine Nachuntersuchung. Postoperative neurologische Defizite nach Gefäßligatur wurden nicht berichtet, auch im eigenen Patientengut (1 endovaskulär, 1 Veneninterponat) zeigte sich postoperativ keine Verschlechterung der neurologischen Situation. Jedoch imponierte beim endovaskulär versorgten Patienten ca. 6 Wochen nach Eingriff ein florider Abszess in der Aneurysmaregion, welcher chirurgisch saniert wurde.

Schlussfolgerung

Mykotische Aneurysmen der Carotisstrombahn im Gefolge lokaler oder systemischer Infektionen sind eine seltene Entität. Die Primärdiagnose bei einer pulsierenden lateralen Halsschwellung erfolgt üblicherweise durch Duplexsonographie. Angiographie und CT mit potentieller 3D-Rekonstruktion definieren die genaue Gefäßanatomie und die Lagebeziehung des Aneurysmas zu den umgebenden Strukturen.Die Therapie beinhaltet neben der kalkulierten antibiotischen die chirurgische Sanierung. Neben der Gefäßligatur ist die Resektion des Aneurysmas und Rekonstruktion der Carotisstrombahn meist durch ein Veneninterponat Therapie der Wahl. Die Kontinuitätswiederstellung mit alloplastischem Gefäßersatz verbietet sich bei bakteriellen Infektionen.Eine interventionelle Therapie durch Stent zur Ausschaltung von Carotisaneurysmen ist in der Literatur beschrieben. Aufgrund der meist fehlenden Behandlungsmöglichkeit des extramuralen Weichteilinfektes bei mykotischen Aneurysmen stellt die interventionelle Therapie jedoch derzeit noch eine Behandlungsoption dar, die inausgewählten Einzelfällen zur Anwendung kommen kann.