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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Management und Ergebnisse bei Insuffizienz der Pankreas- und Gallengangsanastomose nach Pankreasresektion

Meeting Abstract

  • corresponding author J. Behrbohm - Klinik und Poliklinik für Chirurgie II, Leipzig
  • K. Gumpp - Klinik und Poliklinik für Chirurgie II, Leipzig
  • E. Weber - Klinik und Poliklinik für Chirurgie II, Leipzig
  • A. Tannapfel - Institut für Pathologie der Universität Leipzig, Leipzig
  • J. Hauss - Klinik und Poliklinik für Chirurgie II, Leipzig
  • H. Witzigmann - Klinik und Poliklinik für Chirurgie II, Leipzig

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3689

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch318.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Behrbohm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Die Inzidenz einer Insuffizienz/Fistel der Pankreasanastomose nach Pankreasresektionen wird in der Literatur je nach Definition zwischen 1-16 % angegeben. Die Mortalität beträgt bei größeren Insuffizienzen bis zu 40 %. Isolierte Insuffizienzen/Fisteln der Gallengangsanastomose treten in 1-5 % auf und haben selten einen letalen Ausgang. Es gibt nur wenig Daten in der Literatur zum therapeutischen Management bei Pankreasanastomoseninsuffizienzen.

Material und Methoden

Von 01/1994 bis 08/2004 erfolgte bei 620 Pat. eine Pankreasresektion (75 % Kopfresektion, 11 % Linksresektion, 14 % andere, wie z.B. zentrale Korpusresektionen, totale Pankreatektomie). Bei 89 % ( n=551) der Pat. wurde eine Pankreasanastomose durchgeführt. Bei uneinheitlicher Definition in der Literatur unterscheiden wir zwischen klinisch manifester Insuffizienz (Galle-/Pankreassekret in den Drainagen, röntgenologischer Nachweis mit Sepsis, Peritonitis) und klinisch milder Fistel (> 5-fache Amylase-, Lipaseerhöhung in Drainageflüssigkeit, > 50ml/d, länger als 10 Tage postoperativ, keine Peritonitis). Die Patientendaten wurden mit Ausnahme des Zeitraums von 1994-1996 prospektiv erhoben.Die Pankreasanastomose erfolgte von 1995-1999 als End-zu-Seit Pankreatico-Jejunostomie zweireihig mit PDS 4/0, 5/0 und von 2000-2004 als Teleskopanastomose mit PDS 4/0 U-Nähten mit Gangdrainage. Von 2000 bis 2004 wurde routinemäßig Octreotid (300-600 µg/d, subcutan) über 7 Tage verabreicht. Die Gallengangsanastomose wurde mit PDS 5/0 einreihig durchgeführt.

Ergebnisse

Bei 35 Pat.(6,3 %) trat eine Pankreasanastomoseninsuffizienz/Fistel auf: Bei 23 Pat. (4,2 %) eine klinisch manifeste Pankreasanastomoseninsuffizienz (inkl. 2 Pat. mit simultaner Gallengangsinsuffizienz) bei 12 (2,1 %) Pat. eine Pankreasfistel. Alle 23 Pat. mit klinischer Pankreasanastomoseninsuffizienz und 5 Pat. mit Pankreasfistel wurden reoperiert. Bei der Reoperation wurden folgende Eingriffe durchgeführt: Auflösung der Pankreasanastomose mit Spül-Saugdrainage (n=15), Übernähung mit Spül-Saugdrainage (n=9), Neuanlage der Anastomose (n=3), Restpankreatektomie (n=1). Alle 12 Patienten mit Pankreasfistel überlebten, während 12 der 23 Patienten mit Pankreasanastomoseninsuffizienz verstarben. Dies ergibt eine Gesamtletalität nach Pankreasanastomoseninsuffizienz von 34,3 % (12 von 35).Die Reoperation erfolgte im Mittel am 9. postoperativen Tag bei den verstorbenen Pat. am 2. Tag bei den Überlebenden. Beim Vergleich der Zeitabschnitte 1995-1999 vs. 2000-2004 war die Rate der Pankreasanastomoseninsuffizienz/Pankreasfisteln vergleichbar (6,5 % vs. 5,4 %), klinisch manifeste PAI traten jedoch häufiger im ersten Zeitabschnitt auf (17 vs. 6). Die 3 isolierten Gallengangsanastomoseninsuffizienzen wurden alle konservativ behandelt. Kein Patient verstarb an einer Gallengangsanastomoseninsuffizienz.

Schlussfolgerung

Das therapeutische Management von Pankreasanastomoseninsuffizienzen und Fisteln richtet sich nach der Schwere, dem Lokalbefund und dem Allgemeinzustand des Pat.. Im betrachteten 10-Jahres-Zeitraum blieb die Rate der Pankrasanastomoseninsuffizienzen gleich, schwere Insuffizienzen traten jedoch in den letzten 5 Jahren seltener auf. Entscheidend im Therapiemanagement ist die frühzeitige Reoperation vor dem Auftreten einer Sepsis. Dabei ist das Risiko von überflüssigen Operationen einzukalkulieren. Der häufigste Eingriff bei schweren Insuffizienzen war in unserer Serie die Auflösung der Anastomose und die Anlage einer Spül-Saugdrainage. Eine Neuanlage der Anastomose ist nur im sehr frühen Stadium möglich. Eine Restpankreatektomie ist nicht mehr indiziert. Insuffizienzen der Gallengangsanastsomosen sind konservativ oder durch Reoperation sicher zu beherrschen.