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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Das Morbus Crohn assoziierte Karzinom (MCAC): Eine Metaanalyse

Meeting Abstract

  • corresponding author M.G. Laukötter - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • M. Hannig - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • E.M. Rijcken - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • N. Osada - Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik, Universitätsklinikum Münster
  • B. Wei? - Forschungsinstitut für Soziologie, Universität zu Köln
  • M. Brüwer - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • N. Senninger - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • C.F. Krieglstein - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch2971

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch106.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Laukötter et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Bei Colitis ulcerosa (CU) ist die Inzidenz kolorektaler Karzinome signifikant erhöht. Das Karzinomrisiko beim Morbus Crohn (MC) hingegen ist bislang nur wenig untersucht. Im Rahmen einer Metaanalyse soll nun die Bedeutung des Morbus Crohn assoziierten Karzinoms bestimmmt werden.

Material und Methoden

Aus allen online verfügbaren med. Datenbanken konnten mit den Suchbegriffen "Crohn&acute;s disease and carcinoma" 221 Artikel identifiziert werden. Hiervon erfüllten 119 Artikel mit insgesamt 40848 Patienten die Einschlusskriterien zur Auswertung, die anhand einer spez. Suchmaske mit spezifischen Parametern durchgeführt wurde. Von diesen 119 Artikeln erfüllten 23 klinische Studien mit 40589 Patienten die Einschlusskriterien in die Metaanalyse. Diese wurde nach Lipsey und Wilson durchgeführt. Die Heterogenität wurde mit Q-Statistik getestet. Das Signifikanzniveau betrug p<0.05. Schätzungen für Karzinomprävalenz und -inzidenz wurden mit Hilfe der Varianzanalyse "Inverse Variance Weighted Oneway Anova" und mittels eines "random effects model" mit einem Vertrauensintervall (CI) von 95% erstellt.

Ergebnisse

Die durchschnittliche allg. Prävalenz des MCAC lag bei 1.01% (95% CI = 0.71%-1.31%). Die allg. Inzidenz des MCAC lag bei 0.8/1000 person years duration (pyd) (95% CI = 0.6/1000-1/1000). Die Inzidenzrate variierte geographisch (USA/Canada vs. Europa) nicht. Die allg. Inzidenz MCAC ist über den Zeitraum von 1965-2004 um 57% (von 0.7 auf 1.1/1000pyd) angestiegen. Hierbei liegt der größte Anstieg (37.5%) innerhalb der letzten 20 Jahre. Die mittlere Krankheitsdauer des MC bis zur Karzinomdiagnose lag bei 18.27 Jahren. (95% CI = 16.98-19.55). Im Vergleich zu Nordamerika weisen MC-Patienten in Europa eine um 5.5 % verkürzte Krankheitsdauer bis zur Karzinomdiagnose auf. Mit zunehmender Krankheitsdauer (10 Jahresintervalle) steigt die Inzidenz MCAC um das Dreifache (0.4 auf 1.2/1000pyd). Das durchschnittliche Alter der MC-Patienten bei MC-Diagnose betrug 33.31 Jahre (95% CI=31.52-35.10). Das Durchschnittsalter bei Karzinomdiagnose betrug 50.72 Jahre (95% CI=48.57-52.87). Jeder in die Metaanalyse einbezogene Patient hatte durchschnittlich 1.06 Karzinome (95% CI=0.95-1.12). Die Prävalenz der Karzinome im Bereich des Kolons lag bei 0.24% (95% CI=0.19-0.28%). Dieses war einer allgemeinen Inzidenz von 0.4/1000pyd (95% CI=0.2-0.5/1000pyd) gegenübergestellt. Insgesamt traten im Bereich des Kolons 54.2% häufiger Karzinome auf als im übrigen GI-Trakt. Morbus Crohn Patienten mit gleichzeitigem Befall von Dünn- und Dickdarm zeigten die höchste Inzidenz und Prävalenz von Karzinomen im Kolon (0.3/1000pyd (95% CI=0.1-0.6/1000pyd) ; 0.20% (95% CI=0.14-0.25%). Es gab die Kombination Dünndarm- und Dickdarmkarzínom, aber keine anderen Lokalisationen in Verbindung mit einem Dickdarmkarzinom. Die größte Inzidenz von MCAC zeigten die Patienten, bei denen im Alter von >30 bis ≤40 Jahren die MC-Diagnose gestellt wurde.

Schlussfolgerung

Das MCAC ist bislang als Krankheitsbild unterschätzt worden. Es ist unklar, worauf die beobachtete Zunahme zurückzuführen ist. Die Altersklasse mit Erstdiagnose eines Morbus Crohn zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ist besonders gefährdet. Diese sollte ab dem 50. Lebensjahr einem speziellen Screening zugeführt werden. Das höchste Risiko haben Patienten mit kombiniertem Crohnbefall von Dick- und Dünndarm.