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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Sexualität bei Patienten mit Rektum- und Sigma Karzinomen

Poster

  • presenting/speaker Beate Bestmann - Referenzzentrum Lebensqualität in der Onkologie, Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel
  • C. Schmidt - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel; Referenzzentrum Lebensqualität in der Onkologie, Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel
  • T. Küchler - Referenzzentrum Lebensqualität in der Onkologie, Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel
  • B. Kremer - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0804

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch516.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Bestmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Im letzten Jahr auf dem Chirurgenkongress in München wurde eine retrospektive Untersuchung der Lebensqualität 1 Jahr postoperativ vorgestellt, in der geschlechtsspezifische Unterschiede in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität -speziell im Bereich Sexualität- untersucht wurde. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob sich diese (retrospektiven) Ergebnisse auch anhand eines prospektiven Datensatzes belegen lassen.

Material und Methoden

Im Modellprojekt 'Operative Onkologie' werden seit April 1998 alle Patienten mit gastrointestinalen Tumoren standardmäßig zu 6 Messzeitpunkten hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität befragt. Eingesetzt werden der EORTC QLQ-C30 Kernfragebogen und jeweils ein diagnosespezifisches Zusatzmodul. Von 1992 bis 2003 wurden in der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie insgesamt 1.252 Patienten mit colorectalen Karzinomen operiert, davon 819 Patienten mit Neubildungen an Rektum und Sigma. Für insgesamt 541 Patienten liegen zu mindestens einem Messzeitpunkt Daten zur Lebensqualität vor [Tab. 1]. Das globale Signifikanzniveau wurde auf p<.001 festgesetzt.

Ergebnisse

Das durchschnittliche Alter der Befragten bei Operation lag bei 64,4 Jahren (Min 32,0, Max 90,3), der Altersunterschied zwischen Männern und Frauen ist statistisch nicht signifikant (T-Test für unabhängige Stichproben, p<.0001). Auch in Bezug auf Tumorlokalisation und Tumorstadium (TNM) zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen (Chi-Quadrat-Test, p>.001). Die Frauen fühlen sich über alle Messzeitpunkte hinweg stärker eingeschränkt in den EORTC QLQ-C30 Funktions- und Symptomskalen. Besonders starke Einschränkungen zeigen sich in den Skalen 'Physical Functioning', 'Fatigue' und 'Insomnia' (=Beunruhigung?). Die Skalenwerte der Frauen sind hier zu bis 1 Jahr nach Operation um mindestens 10 Punkte schlechter als die der Männer, und nähern sich erst 24 Monate nach OP langsam einander an. Auch die Behandlungsbelastung insgesamt wird von den weiblichen Befragten deutlich höher eingeschätzt. Die Männer hingegen zeigen nach der Operation eine deutlich höhere Einschränkung in ihrer Sexualität, die mit einer hohen psychischen Belastung einhergeht.

Schlussfolgerung

Mit dieser Studie konnten die Ergebnisse der retrospektiven Studie (N=207) bestätigt werden. Weibliche Patienten mit colorectalen Tumoren geben eine generell höhere Beeinträchtigung in (beinahe allen Dimensionen) ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität an als männliche Patienten. Die männlichen Befragten hingegen fühlen sich nach der Operation stärker in ihrer Sexualität eingeschränkt. Diese Ergebnisse sind nicht nur statistisch signifikant und über den Zeitverlauf stabil, sondern besitzen auch aus klinischer Sicht eine hohe Relevanz, schon allein für die prä-operative Aufklärung.