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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Der Einfluss des Alters bei großen viszeralchirurgischen Eingriffen: eine Herausforderung für die Zukunft?

Vortrag

  • presenting/speaker Helmut Friess - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • M. Martignoni - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • M. Müller - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • P. Schemmer - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • A. Ulrich - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • J. Kleeff - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • M.W. Büchler - Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0695

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch488.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Friess et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

In den letzten 100 Jahren hat sich die Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland verdoppelt. Die daraus resultierende Verbreiterung der Alterspyramide bei >65-jährigen nimmt dadurch immer größere Ausmaße an und unser Gesundheitssystem muss sich auf diese Veränderungen einstellen (Kosten!). Nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes wird der Anteil der über 65 jährigen von 3% (1950) auf ca. 33% (2030) und der über 74 jährigen von 1% auf ca. 12% steigen. Da ein Grossteil der viszeralchirurgischen Eingriffe bei „älteren Patienten“ erfolgt, wird als Folge der Alterung unserer Gesellschaft, der Operationsaufwand bis zum Jahr 2020 um ca. 31% steigen. Die Komorbiditäten, welche ältere Patienten mitbringen stellen Anästhesie, innere Medizin und Chirurgie vor neue Herausforderungen. Ziel dieser Studie ist die Evaluation heutiger Operationsverfahren im Hinblick auf Outcome und prognostische Parameter unter Berücksichtung des Alters.

Material und Methoden

Als exemplarische Operationen für typische große viszeralchirurgische Eingriffe wurden insgesamt 158 Patienten mit tiefer anteriorer Rektumresektion, 144 Patienten mit Leberresektion und 380 Patienten mit Pankreasoperationen herausgegriffen. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich über 22 Monate und die Patientendaten wurden in einer prospektiv konzipierten Datenbank erfasst und statistisch ausgewertet. Die Patienten wurden bei allen drei Operationen in 3 Alters-Gruppen (Gruppe I: <65 Jahre/ Gruppe II: 65-74 Jahre/ Gruppe III: >74 Jahre) unterteilt. Als Parameter wurden Resektionsart, Operationszeit, Blutverlust, postoperative chirurgische und medizinische Morbidität, postoperative Mortalität, Intensivaufenthalt und Krankenhausaufenthaltsdauer definiert. Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den 3 Gruppen wird ab einem p-Wert kleiner 0,05 gewertet.

Ergebnisse

Bezüglich Operationszeit, Blutverlust, postoperative chirurgische Morbidität und Intensivaufenthalt ergaben sich bei allen drei Operationen in keiner der drei Altersgruppen signifikante Unterschiede. Beide Gruppen der älteren Patienten (65-74 Jahre, >74 Jahre) mit Leberresektion wiesen im Vergleich zur jüngeren Gruppe eine signifikant längere Krankenhausaufenthaltsdauer und eine höhere medizinische Komplikationsrate auf. Die Mortalität bei Patienten mit Leberresektionen, welche älter als 74 Jahre waren, war ebenfalls leicht erhöht. Bei Rektum- und Pankreasresektionen war dieser Unterschied nicht vorhanden.

Schlussfolgerung

Im Zentrum mit hohen Resektionsraten sind große viszeralchirurgische Eingriffe unabhängig vom Patientenalter sicher durchführbar. Allerdings hat das Alter bei einzelnen Operationen, vor allem bezüglich Komorbidität, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das postoperative Ergebnis. Eine sorgfältige interdisziplinäre Patienten-Selektion (Chirurg, Anästhesist, Internist) ist daher für die Chirurgie im hohen Alter unerlässlich. Welcher Patient operiert werden soll, mit welchem personellen und finanziellen Aufwand und wo die Grenze gezogen werden sollte, muss Gegenstand der chirurgischen und ethischen Diskussion der nächsten Jahre werden.