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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Reduktion der erhöhten bakterielle Translokation bei simultaner Leberresektion und Kolonanastomose durch Probiotika im Rattenmodell

Vortrag

  • presenting/speaker Daniel Seehofer - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • N. Rayes - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • R. Schiller - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • M. Stockmann - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • F. Schäper - Institut für Pathologie, Charité Campus Mitte, Berlin
  • S. Tullius - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • A.R. Müller - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin
  • P. Neuhaus - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0595

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch426.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Seehofer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Die bakterielle Tranlokation ist eine wichtige Ursache nosokomialer Infektionen nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen. Eine einfache und nebenwirkungsarme Beeinflussung könnte durch die orale Applikation von Laktobazillen möglich sein.

Material und Methoden

Insgesamt 68 Lewis Ratten wurden in 7 Gruppen randomisiert. 5 Gruppen erhielten Standard-Rattenfutter und wurden folgenden Operationen zugeführt: Sham-Operation, 70% Leberresektion, Kolon-Anastomose, sowie 30% oder 70% Leberresektion mit synchroner Kolonanastomose. Zwei weitere Gruppen mit 30% und 70% Leberresektion und synchroner Kolonanastomose erhielten je 2 Tage prä- und postoperativ eine Kombination aus 4 verschiedenen Milchsäurebakterien und 4 verschiedenen Ballaststoffen (Symbiotics 2000). 48 Stunden nach der Operation wurden die bakteriellen Konzentrationen in mesenterialen Lymphknoten, Leber, Milz sowie im Coecum bestimmt, sowie Blutkulturen abgenommen. Alle Prozeduren wurden unter sterilen Kautelen durchgeführt. Zusätzlich wurden die folgenden Parameter analysiert: Berstungsdruck der Anastomose, histologische Veränderungen im Darm, intestinale parazelluläre Permeabilität mittels Ussing Kammer und Mitoserate in der Leber.

Ergebnisse

Bei allen Ratten außer in der Kontrollgruppe (Sham-OP) wurde eine bakterielle Translokation nachgewiesen. Nach Leberresektion wurden die höchsten Bakterienkonzentrationen in Leber und Milz gefunden, nach Kolonanastomose in den mesentarialen Lymphknoten. Insbesondere nach synchroner Leber- und Kolonoperation fand sich ein überproportionaler Anstieg der Translokation in Abhängigkeit vom Ausmaß der Leberresektion. Bei allen Gruppen mit Kolonanastomose fand sich im Coecum eine signifikant höhere Konzentration an Enterobakterien verglichen mit der Kontrollgruppe. Die Applikation von Lactobacillen konnte die bakterielle Konzentration in den mesenterialen Lymphknoten, Leber und Milz signifikant vermindern, insbesondere bei Tieren mit einer hohen intraluminalen Lactobacillenkonzentration. Histologisch fanden sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Die parazelluläre Permeabilität für Ionen, aber nicht für größere Moleküle (Lactulose) war in allen Gruppen mit Kolonanastomose erhöht. Der Berstungsdruck der Anastomose zeigte keine signifikanten Unterschiede. Eine 70% Leberresektion induzierte die höchste Mitoserate in der Leber, die durch synchrone Kolonanastomose signifikant verringert wurde.

Schlussfolgerung

Eine synchrone Durchführung von Leberresektion und Kolonanastomose in der Ratte führt zu einer Potenzierung der bakteriellen Translokation verglichen mit den Einzeloperationen. Eine bakterielle Überwucherung im Coecum und eine verminderte Leberregeneration, nicht aber histologische Veränderungen im Darm oder eine Veränderung der parazellulären Permeabilität sind potentielle pathogenetische Mechanismen hierfür. Die orale Administration von Probiotika konnte die Translokation deutlich vermindern.