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Die perioperative intraperitoneale Instillation von Taurolin/Heparin vermindert die perioperative Inflammation und den Stress response bei Patienten mit gastrointestinalen Malignomen: eine prospektiv randomisierte Studie.
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Im Tierversuch konnte gezeigt werden, daß die intraperitoneale Instillation von Taurolidin mit Heparin zu einer signifikanten Reduktion des intraperitonealen Tumorwachstums und der Entstehung von Metastasen bei unterschiedlichen gastrointestinalen Tumoren führt. Zusätzlich zeigte Taurolidin bei menschlichen Monozyten eine hoch signifikante Supprimierung der Expression unterschiedlicher wachstumsstimulierender Zytokine sowie des postoperativen Stressresponse. Der klinische Einsatz dieser Substanz bei der Resektion maligner gastrointestinaler Tumore zur Verminderung der perioperativen inflammatorischen Reaktion und der möglichen Stimulation freier Tumorzellen wurde bislang nicht untersucht.
Material und Methoden
In einer prospektiv randomisierten Multizenterstudie wurde bei 120 Patienten, welche wegen eines Magen-, Pankreas- oder Kolon-/Rektumkarzinoms konventionell kurativ reseziert wurden (R-0 Resektion), die intraperitoneale Lavage und Instillation von Taurolidin 0,5% /Heparin (n=60) mit der Verwendung einer zytotoxischen 0,25% verdünnten PVP-Jod-Lösung (n=60), welche häufig zur Lavage bei Tumoren eingesetzt wird, anhand eines standardisierten Therapieschemas verglichen. Hauptzielkriterium war die lokale intraperitoneale Konzentration des wachstums-stimulierenden IL-1β, Nebenzielkriterien die Konzentrationen von IL-6 und IL-10 in der Peritonealflüssigkeit bzw. im Plasma. Zeitpunkte der Bestimmung waren intraoperativ nach Eröffnen des Abdomens, 15 Minuten nach primärer Instillation der Substanzen, nach Resektion und 15 Minuten nach abschließender Lavage und Instillation sowie postoperativ nach 2 und 6 Stunden. Zusätzlich wurden neben verschiedenen Laborparametern auch die postoperationen Komplikationen, die Rezidivraten und die Überlebenszeit der Patienten bestimmt.
Ergebnisse
Die Patienten unterschieden sich hinsichtlich der Tumorlokalisation [Magen: Taurolidin n=26/Jod n=26, Pankreas: Taurolidin n=5/Jod n=6, Kolon/Rektum: Taurolidin n=29/Jod n=28] und den Tumorstadien, des Alters und des Geschlechtes sowie in den durchgeführten Resektionsverfahren und der Operationszeit, der Gabe von Blutersatz und in den Risikofaktoren nicht signifikant. In der Peritonealflüssigkeit waren die Konzentrationen von IL-1β und IL-10 in der Taurolidin-Gruppe postoperativ signifikant erniedrigt (p<0.001), bei IL-6 war dies sowohl intraoperativ als auch postoperativ der Fall (p<0.001). Während IL-1β im Serum nicht messbar war, zeigte sich auch hier bei IL-6 eine signifikante Supprimierung in der Taurolidin-Gruppe (p<0.001). Obwohl insgesamt postoperative Komplikationen in der Jod-Gruppe häufiger auftraten und 10 Patienten in der Jod-Gruppe sowie 7 Patienten in der Taurolidin-Gruppe ein Lokalrezidiv oder Fernmetastasen entwickelten, waren diese Unterschiede bei der geringen Fallzahl nicht signifikant unterschiedlich. Die Überlebensraten der Patienten unterscheiden sich bislang in keiner der Organgruppe zwischen den beiden Therapieschemata.
Schlussfolgerung
Die intraoperative peritoneale Lavage und Instillation von Taurolidin/Heparin scheint im Gegensatz zur PVP-Jod-Lösung die intraperitoneale und systemische Expression der gemessenen Interleukine intra- und vor allem postoperativ deutlich zu vermindern. Diese Unterschiede könnten eine mögliche Rolle bei der Entwicklung von Lokalrezidiven und einer Fernmetastasierung spielen und sich somit positiv auf die post-operative mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit auswirken.