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31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013)

16.01. - 19.01.2013, Mayrhofen, Österreich

Thermisches Trauma beim neuropathischen Fuß – Ein schlechtes Omen?

Meeting Abstract

  • M.V. Schintler - Meduni Graz, Plastische Chirurgie, Graz, Österreich
  • M. Wiedner - Meduni Graz, Plastische Chirurgie, Graz, Österreich
  • D. Parvizi - Meduni Graz, Plastische Chirurgie, Graz, Österreich
  • S. Spendel - Meduni Graz, Plastische Chirurgie, Graz, Österreich
  • L. Kamolz - Meduni Graz, Plastische Chirurgie, Graz, Österreich

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013). Mayrhofen, Österreich, 16.-19.01.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dav73

doi: 10.3205/13dav73, urn:nbn:de:0183-13dav736

Veröffentlicht: 19. Februar 2013

© 2013 Schintler et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Patienten mit neuropathischen Störungen an der unteren Extremität sind häufig von Verbrühungen, Kontaktverbrennungen betroffen. Ursächlich stehen an erster Stelle der Diabetes mellitus, die Alkoholische Neuropathie, seltener genetische Störungen oder Rückenmarksschädigungen. Bei Kontakt mit heißen Oberflächen wie Heizkörpern, Wärmekissen oder durch heiße Fußbäder kommt es durch die lange Einwirkzeit fast immer zu schweren, tiefreichenden Verbrühungen oder Kontaktverbrennungen. Die motorische Neuropathie verursacht Fehlstellungen und Deformitäten, die autonome Neuropathie ist die Ursache für trockene und rissige Haut. Diese Kombination bedingt die eingeschränkten Reserven und Schutzmechanismen der Haut am Fuß. Die ohnenhin schon vorbestehenden anatomischen Gegebenheiten (dünne Haut mit geringer Weichteilpolsterung an den Akren und Knöcheln prädisponieren für tiefe und oft fatale Gewebsschädigung.

Methoden: Wir berichten über unsere Erfahrungen bei unserem Patientengut mit Fußverbrennungen und vorbestehender Neuropathie. Durchwegs ganzdermale Verbrennungen/Verbrühungen oft kombiniert mit verzögerter Behandlung und vorbestehenden Gefäßschäden können bei diesen Patienten bis zum Verlust einer Extremität führen. Das Ausmaß des thermischen Traumas wird vom Patienten selbst oder aber auch vom Hausarzt nicht oder erst spät erkannt. Eine verzögerte Behandlung mit Nichterkennen einer vorbestehenden PAVK, eine erfolglose oder zu spät durchgeführte Revaskularisation oder die allzu späte chirurgische Therapie führt häufig zu Minoramputationen. Die kritische Triade Neuropathie, Verbrennung und PAVK leider häufig zur Majoramputation. Wenn eine Abheilung gelingt, sind die entstehenden Narben häufig Ursache von instabilen Hautulcera und prädisponierend für Druckstellen.

Ergebnisse: Wir präsentieren unsere Fälle von tief und ganzdermalen Verbrennungen am Fuß beim Neuropathiker. Im Vergleich zum Gesunden mit gleichem Trauma sind die Betroffenen deutlich benachteiligt. Längere Behandlungsdauer, stationärer Aufenthalt und deutlich schlechtere Take-rate und fast immer notwendige Amputationen. Bei vielen Patienten wurde eine begleitende PAVK evident.

Schlussfolgerung: Verbrühungen und Verbrennungen beim Neuropathischen Fuß sind a priori immer als tief anzusehen. Eine sofortige Gefäßabklärung und mögliche Revaskularisation ist bei diesem Patientengut obligat. Eine Verzögerung der chirurgischen Therapie führt bei progredientem Gewebsuntergang häufig zu Amputationen. Eine entsprechende Prophylaxe des Patientenverhaltens bei Fußbädern sollte im Rahmen von Schulungen und Aufklärungen, nicht nur bei diabetischen, sondern auch bei anderen Patienten, insbesondere beim Alkoholiker erfolgen.