gms | German Medical Science

30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012)

11.01. - 14.01.2012, Nassfeld, Österreich

Debridement und Diagnostik tiefer Verbrennungen mit dem Debrase®-Gel-Verband (DGD) – wie kann man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author F. Sander - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • P. Bukovcan - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • B. Hartmann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • J. Koller - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012). Nassfeld, Österreich, 11.-14.01.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dav76

doi: 10.3205/12dav76, urn:nbn:de:0183-12dav767

Veröffentlicht: 7. August 2012

© 2012 Sander et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einführung: Die klinische Einschätzung der Verbrennungstiefe gestaltet sich insbesondere in der Unterscheidung tief dermaler und vollschichtiger Verbrennungen schwierig. Verschiedene invasive und nichtinvasive diagnostische Maßnahmen stehen zur Verfügung. Eine vielversprechende Option scheint die debridierende, bromelainbasierte Enzymmixtur aus dem Stamm der Ananaspflanze unter dem Namen Debrase® –Gel-Verband (DGD) zu sein.

Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, kontrollierten und randomisierten Phase III Multicenterstudie wurde DGD von August 2006 bis Oktober 2009 gegenüber einer Standardbehandlungsgruppe (SOC) angewandt. Die Studienpatienten erlitten akute Brandverletzungen (5–30% KOF) und wurden innerhalb von 24 Stunden nach Trauma stationär aufgenommen.

Ergebnisse: 37 Patienten wurden in die Studie aufgenommen (20 DGD - davon 18 Verbrennungen / 2 Verbrühungen, 17 SOC – 12/5). Das mittlere Alter lag bei 36,8 Jahren (16–55) (DGD), 32,2 (11–51) (SOC), die Gesamtverbrennungsfläche betrug 14,9% (5–27) (DGD), 15,5% (5,5–29,5) (SOC), davon IIb°ig 6,2%(2–12) (DGD), 7,2% (3–14) (SOC), III°ig 1,7% (0–6) (DGD), 1,3% (0–8,5) (SOC). Tag der ersten Behandlung nach Trauma 3,4 (1–7) (DGD), 5,1 (1–8) (SOC). Die Behandlung mit DGD führte bei einmaliger Applikation innerhalb von 4 Stunden zu einem näherungsweise 90%igem, selektivem, minimal invasivem Debidement des Eschar. Das Wundbett bestand entweder aus Teilen weißer vitaler Dermis mit funktionellen Kapillaren oder vitalem subkutanem Fettgewebe. Der Blutverlust war vernachlässigbar gering. Unterschiede in der Verbrennungstiefe zwischen IIb und III°ig waren nach DGD klar erkennbar. Die Bestimmung der exakten Verbrennungstiefe konnte durch den nachfolgenden Heilungsfortschritt der Wunden bestätigt werden. Vollschichtige Verbrennungen konnten zügig mit Spalthauttransplantaten - 6 Patienten (30%) in der DGD-Gruppe und 9 Patienten (53%) (SOC) - gedeckt werden, wohingegen IIb°ige Areale unter konservativen Therapiemaßnahmen spontan reepithelisierten. Eine Abheilung (>96% der ursprünglichen Gesamtverbrennungsfläche) lag nach 33,8 (7–57) (DGD) u. 22,2 (9–37) (SOC)Tagen nach Erstbehandlung vor. Die stationäre Entlassung erfolgte nach 23,1 (13–45) (DGD) bzw. 21,5 (9–37) (SOC) Tagen. Nebenwirkungen von DGD wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Basierend auf unseren Erfahrungen werden tiefe Verbrennungen durch bromelainbasiertes DGD sicher, effektiv und selektiv debridiert. Vorteilhaft ist die Unterstützung der diagnostischen Unterscheidung zwischen dermalen und vollschichtigen Schäden der Haut. Dadurch lässt sich das Ausmaß der Verbrennungstiefe besser einschätzen. Die Notwendigkeit der nachfolgend chirurgischen Behandlung und Transplantation wird insgesamt reduziert - die Abheilungsdauer ist jedoch verlängert. Die Studie wurde von MediWound Ltd. (Israel) gesponsert.