gms | German Medical Science

30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012)

11.01. - 14.01.2012, Nassfeld, Österreich

Toxische Epidermale Nekrolyse als schwere Form einer Epidermolyse: Die Notwendigkeit ihrer frühzeitigen Behandlung in einem Verbrennungszentrum

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author E. Sarantopoulos - Klinik für Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte
  • T. Pierson - Klinik für Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte
  • H. Menke - Klinik für Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2012). Nassfeld, Österreich, 11.-14.01.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dav14

doi: 10.3205/12dav14, urn:nbn:de:0183-12dav148

Veröffentlicht: 7. August 2012

© 2012 Sarantopoulos et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Die Toxische Epidermale Nekrolyse (auch medikamentös induzierte Lyell-Syndrom) tritt als zytotoxische allergische Reaktion auf Medikamente insbesondere bei Erwachsenen, seltener bei Kindern auf und stellt die Maximalvariante (>30% der Haut betroffen) des Stevens-Johnson-Syndroms (<10% KOF) dar. Es handelt sich um eine der gefährlichsten und lebensbedrohlichen allergischen Arzneimittelreaktionen. Der Beginn der Symptome kann langsam mit meist schmerzhafter Rötung der Haut und Blasenbildung sein, oder auch schon zu Beginn große Hautflächen betreffen, die sich schnell und sehr schmerzhaft ablösen. Patienten mit Toxischer Epidermaler Nekrolyse haben eine hohe Mortalitätsrate und müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Ist aber die Behandlung auf einer Intensivstation ausreichend oder müssen solche Patienten möglichst schnell in ein Verbrennungszentrum verlegt werden?

Durch Fallbeispielen wird die Bedeutung einer frühzeitigen Verlegung und Behandlung der Toxischen Epidermalen Nekrolyse in ein Verbrennungszentrum dargestellt.

Patienten undMethoden: Zwischen Februar 2007 und September 2011 wurden neun Patienten mit einer Toxischen Epidermalen Nekrolyse in unserem Zentrum für Schwerbrandverletzte behandelt.

Sieben der Patienten waren Frauen mit einem Alter zwischen 39 und 87 Jahren, ein Patient war ein 46-jähriger Mann und der letzte Patient war ein 9-jähriges Kind. Die betroffene Körperoberfläche (KOF) war zwischen 26 und 100%. Alle Patienten hatten signifikante Nebenkrankheiten und wurden uns von anderen Kliniken zuverlegt. Vier der neun Patienten wurden von ihrer Verlegung auf einer Intensivstation behandelt, drei wurden in einer dermatologischen Klinik primär versorgt, eine Patientin wurde auf einer chirurgischen Normalstation behandelt und das Kind wurde primär von seinem Kinderarzt behandelt. Die Verlegung vier Patienten zu uns erfolgte innerhalb von 17 Tagen nach der ersten Erscheinung der Toxischen Epidermalen Nekrolyse, vier Patienten wurden uns erst nach mehr als 18 Tagen verlegt und das Kind wurde uns ein Tag nach den ersten Symptomen vorgestellt. Zum Zeitpunkt der Verlegung kamen drei von den Patienten intubiert und beatmet und acht von den neun Patienten mussten während des stationären Aufenthalts aufgrund des ausgeprägten Schleimhautbefalls intubiert bzw. kanüliert und beatmet werden. Die Wunden wurden bei allen Patienten täglich mit antiseptischen Lösungen unter sterilen Bedingungen gepflegt. Darüber hinaus erfolgte bei allen Patienten chirurgisches Wunddébridement, teils mit alloplastischer Wunddeckung.

Ergebnisse: Alle Patienten, die uns frühzeitig verlegt wurden (<17 Tage), konnten erfolgreich therapiert und nach Hause entlassen werden. Die vier Patienten mit der späteren Vorstellung zu uns (>17 Tage) verstarben im Rahmen von septischen Komplikationen.

Schlussfolgerung: Die genaue Pathogenese der Toxischen Epidermalen Nekrolyse ist noch ungeklärt, und es gibt keinen einheitlichen Therapiestandard. Von großer Wichtigkeit sind die frühzeitige Diagnosestellung, das Absetzen möglicher medikamentösen Auslöser und die intensivmedizinische Behandlung. Da häufig eine chirurgische Intervention (mit oder ohne alloplastische Deckung der Wunden) in Kombination mit einer intensiven Lokaltherapie erforderlich ist, müssen Patienten mit Toxischer Epidermaler Nekrolyse frühzeitig in ein Verbrennungszentrum verlegt und einer adäquaten Hautbehandlung zugeführt werden. Die frühzeitige Behandlung in einem Verbrennungszentrum könnte eine positive Wirkung auf die Prognose dieser Patienten haben.