gms | German Medical Science

29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2011)

12.01. - 15.01.2011, Grindelwald, Schweiz

Don Quichottes Kampf gegen die Windmühlen – oder der Zwang, handeln zu müssen

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • M. Rapp - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Marienhospital Stuttgart, Stuttgart
  • F. F. Al-Shukur - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Marienhospital Stuttgart, Stuttgart
  • U. C. Liener - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Marienhospital Stuttgart, Stuttgart

DAV 2011. 29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Grindelwald, Schweiz, 12.-15.01.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dav49

doi: 10.3205/11dav49, urn:nbn:de:0183-11dav493

Veröffentlicht: 21. Juni 2011

© 2011 Rapp et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Aus der langjährigen Erfahrung wissen wir, dass schwerbrandverletzte alte Menschen über 70 Jahre mit einem ABSI-Score größer 10 kaum eine Überlebenschance haben. Das Bestreben ist jedoch, die Grenzen immer weiter nach oben zu verschieben und den Outcome gerade auch der älteren Schwerbrandverletzten zu verbessern.

Methoden: Das Burn-Team in einem Zentrum für Schwerbrandverletzte wird bei der Behandlung schwerbrandverletzter alter Menschen mit großflächigen tief bis ganz dermalen Verbrennungen dabei immer wieder vor die schwierige Situation gestellt, eine richtige Entscheidung herbeizuführen. Es stellt sich hierbei immer wieder die Frage, ob man eine weiterführende chirurgische Behandlung einleiten oder ob man sich zur Sterbebegleitung entschließen sollte. Anhand eines Fallbeispiels sollen die ethischen Probleme in einem Burn Team betrachtet werden. Es handelt sich dabei um einen 82 Jahre alten Patienten, der sich bei häuslichen Reparaturarbeiten an seinem Ölofen tief bis überwiegend ganz dermale Flammenverbrennungen über 62 % KOF sowie ein Inhalationstrauma Grad 1 mit einem ABSI-Score 14 zugezogen hatte.

Resultate: Nach der initialen Primärversorgung entschloss man sich aufgrund der infausten Prognose zunächst zu einem abwartenden Procedere. Unter der intensivmedizinschen Therapie mit der Notwendigkeit der frühen Katecholamingabe stabilisierte sich die kardio-pulmonale Situation des Patienten soweit bis zum Tag 3, so dass man sich nun genötigt sah, mit der epifaszialen Nekrektomie zu beginnen. Insgesamt wurden 2 operative Sitzungen am Tag 3 und am Tag 7 mit ausgiebigier Nekrektomie, passagerer Deckung mittels Epigard und Anlage von VAC-Verbänden unter Fortführung der Katecholamingabe bis zum Tag 11 durchgeführt. Eine weitere Nekrektomie konnte am Tag 12 durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf kam es erneut zu einer kardialen Dekompensation mit erneuter Katecholaminpflichtigkeit. Der Patient verstarb am Tag 18 nach dem Trauma.

Schlussfolgerung: Für das Burn Team stellten sich nun zahlreiche Fragen: War dieser Verlauf nicht schicksalshaft vorhersehbar gewesen? Hatte man sich durch den zunächst günstigen Verlauf täuschen lassen? Hätte man seine Kräfte „schonen“ und sich doch für die Sterbebegleitung entscheiden sollen oder hätte man zu einem früheren Zeitpunkt mit der Nekrektomie anfangen sollen? Hatte man den Angehörigen durch den scheinbaren Aktionismus nicht falsche Hoffungen gemacht? Sollte man immer versuchen, das Unmögliche möglich zu machen?