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29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2011)

12.01. - 15.01.2011, Grindelwald, Schweiz

Flüssiggas-PKW und Rauchen – eine verhängnisvolle Affäre?

Meeting Abstract

  • K. Knobloch - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Med. Hochschule Hannover,Hannover
  • R. Ipaktchi - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Med. Hochschule Hannover,Hannover
  • H.-O. Rennekampff - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Med. Hochschule Hannover,Hannover
  • P. M. Vogt - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Med. Hochschule Hannover,Hannover

DAV 2011. 29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Grindelwald, Schweiz, 12.-15.01.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dav30

doi: 10.3205/11dav30, urn:nbn:de:0183-11dav303

Veröffentlicht: 21. Juni 2011

© 2011 Knobloch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Flüssiggas-betriebene PKW (LPG, liquefied petroleum gas) erfreuen sich mit derzeit rund 400.000 flüssiggasbetriebenen Fahrzeugen in Deutschland wachsender Beliebtheit. So existierten im Juli 2010 ca. 6.000 Autogastankstellen in Deutschland, 13 Tankstellen in Österreich und 22 bekannte Tankstellen in der Schweiz. Als klopffester Ottokraftstoff als Propan-Butan-Gemisch mit einer Oktanzahl von 105 –115 je nach Butananteil aus verflüssigten Gasen wird dieser bei einem Druck von 5 –10 bar flüssig gespeichert. So beträgt der Schadstoffausstoß von Stickoxiden etwa 20% dessen der konventionellen Benzinverbrennung, 15% weniger CO2 und 50% weniger unverbrannte Kohlenwasserstoffe. In Deutschland wird nach dem Energiesteuergesetz bis Ende 2018 mit 9,74 Cent/l steuerbegünstigt. In der Schweiz wird Flüssiggas seit 2008 steuerbegünstigt. Wenngleich die Bauteile der Autogasanlage besonders geprüft und nach ECE-Vorschriften typgenehmigt sind und der Einbau der Anlage nach den Regeln der StVO erfolgt und von TÜV/DEKRA begutachtet wird sind Unfälle mit Flüssiggas-PKW in der Literatur insgesamt 25 verletzte Personen beschrieben. Unfallmechanismen waren technischer Natur mit eine Schwächung des 3mm dicken Gastanks, Unfälle mit Zerstörung des Gastanks wie auch Leckagen desselben. Aber auch der Tankvorgang selbst hat bereits zu Verletzungen mit dem Flüssiggas geführt. Wir beschreiben erstmals die mögliche unheilvolle Verknüpfung von Rauchen und einer Tankexplosion nach dem Tankvorgang im Fahrzeuginneren bei technisch-intakter Gasanlage.

Methoden: Ein 36-jähriger Patient betankte seinen Mercedes-Benz mit einer authorisiert-eingebauten Flüssiggasanlage. Etwa nach zehnminütiger Fahrt steckte sich der Fahrer eine Zigarette an, als er an einem Stop-Schild anhalten mußte. Dabei kam es zu einer Explosion.

Resultate: Der Fahrer war noch in der Lage das Fahrzeug zu verlassen, welches dann ausbrannte. Die technische Analyse des Fahrzeugs schloss eine technische Ursache aus. Der Patient wurde mit einer 2a° Verbrennung beider Handrücken und des Gesichts mit einer Gesamtoberfläche von 5% KÖF stationär im Verbrennungsbad aufgenommen. Dort erfolgte nach dem Debridement die Versiegelung mit Biobrane Handschuhen wie auch Biobrane auf das verbrannte Gesicht. Nach 48h Aufenthalt konnte der Patient in die weitere ambulante Behandlung entlassen werden mit reizlos und regelrecht epithelialisierenden Wunden.

Schlussfolgerung: Dieser Fall demonstriert die möglicherweise unheilvolle Kombination von Rauchen und Flüssiggas-PKW. Möglicherweise haben Reste des Flüssiggases an den Händen nach dem Tankvorgang in der geschlossenen Atmosphäre des PKW ausgereicht, dass durch das Entzünden der Zigarette es zur Selbstzündung kam. Insofern schlagen wir als Präventivhinweis für Flüssiggasbetankungen das Tragen von Handschuhen beim Betankungsvorgang insbesondere bei aktiven Rauchern vor.