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28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2010)

13.01. bis 16.01.2010, Schladming, Österreich

Vorhersage der Lebensqualität nach schweren Brandverletzungen und Beschreibung von Risikopatienten – Ergebnisse der Multicenterstudie

Meeting Abstract

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  • corresponding author Sabine Ripper - BG Ludwigshafen, Psychologischer Dienst, Ludwigshafen, Deutschland

DAV 2010. 28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Schladming, Österreich, 13.-16.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dav63

doi: 10.3205/10dav63, urn:nbn:de:0183-10dav634

Veröffentlicht: 30. Juni 2010

© 2010 Ripper.
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Gliederung

Text

Ziel: Von Juni 2004 bis Ende Oktober 2009 wurden im Rahmen der Multicenterstudie zu psychosozialen Faktoren bei Brandverletzungen über 380 Patienten aus 5 Brandverletztenzentren zu verschiedenen Aspekten ihrer Verbrennung und ihrem Umgang mit den Folgen der Verletzung befragt. Das Hauptaugenmerk lag auf der Prädiktion von psychischer und körperlicher Lebenszufriedenheit der Betroffenen drei Jahre nach dem Unfall, anhand von medizinischen, psychischen und sozialen Faktoren. Darüber hinaus wurden Hinweise für die frühzeitige Identifikation von möglichen Risikopatienten für schwierige und komplikationsreiche Behandlungsverläufe ermittelt.

Patienten und Methoden: Alle konsekutiv aufgrund einer Brandverletzung stationär behandelten Patienten im Alter von 16–65 wurden, so sie der Teilnahme zustimmten, wurden in die Stichprobe (n=382) eingeschlossen. Die prospektive Längsschnittstudie erstreckte sich insgesamt über 5 Messzeitpunkte und einen Zeitraum von 3 Jahren nach dem Unfall. Es wurden soziodemographische, unfallbezogene, medizinische und psychologische Parameter erfasst und regressionsanalytisch ausgewertet.

Anhand einer Clusteranalyse wurden drei verschiedene Profile gefunden, die den unterschiedlichen Verlauf der psychischen Belastung der verschiedenen Patientengruppen treffend beschreiben.

Ergebnisse: 46% der Varianz der psychischen Lebensqualität der Patienten drei Jahre nach dem Unfall wurde durch die selbstberichtete Vitalität (SF-36), die depressive Verarbeitung (FKV) und die Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus (NEO-FFI) einige Monate nach dem Unfall aufgeklärt. Den größten Einfluss auf die körperliche Lebensqualität drei Jahre nach dem Unfall hatten die diesbezüglichen Angaben nach 6 Monaten und die Mobilität (BSHQ), die die Patienten berichteten (Varianzaufklärung 49%).

Anhand der Clusteranalyse konnten die folgenden Untergruppen identifiziert werden: Das erste Cluster gab über alle Zeitpunkte hinweg eine niedrige psychische Belastung an; Cluster 2 wies über alle Zeitpunkte hinweg eine sehr hohe Belastung auf; Cluster 3 war zu Beginn (T1) sehr belastet, bereits nach 6 Monaten wiesen diese Patienten eine normgerechte psychische Belastung auf.

Schlussfolgerungen: Psychische Faktoren wie Vitalität, Depression und Neurotizismus, aber auch die Selbsteinschätzung der körperlichen Mobilität spielten für die Lebensqualität der Patienten und somit für den Rehabilitationsprozess eine wichtige Rolle.

Eine hohe psychische Belastung nach dem Unfall ist ein häufig beobachtetes Phänomen. Mittels Clusteranalyse wurde die Gruppe in drei unterschiedliche Verlaufmuster eingeteilt. Viele Patienten zeigen eine schnelle Besserung bereits nach 6 Monaten. Diejenige, die jedoch auch nach 6 Monaten kaum eine Besserung oder gar eine Verschlechterung der psychischen Befindlichkeit zeigen, weisen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit auf, sich auch in den kommenden Jahren in psychisch schlechter Gesundheit zu befinden. Es ist daher angezeigt, die Patienten mit voraussichtlich schlechtem Verlauf frühzeitig zu identifizieren und durch gezielte Interventionen einer Chronifizierung ihrer Beschwerden vorzubeugen. Diese Identifizierung kann mit Hilfe des SCL-K-9 durchgeführt werden.