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26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2008)

06.01. bis 09.01.2008, Engelberg

Tückisches Strandgut

Meeting Abstract

  • S. J. Zimmermann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck
  • W. Eisenbeiß - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck
  • P. Mailänder - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck

DAV 2008. 26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Engelberg, 06.-09.01.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dav46

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dav2008/08dav46.shtml

Veröffentlicht: 30. Juni 2008

© 2008 Zimmermann et al.
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Gliederung

Text

Immer wieder kursieren Berichte in der Sensationspresse über Urlauber, die durch Überbleibsel versenkter Weltkriegsmunition im Meer zu Schaden gekommen sein sollen. Auch diesen Sommer wurde dieses touristisch brisante Thema wieder aufgegriffen, wobei Fakten und Fiktionen unkritisch miteinander verknüpft wurden.

Zwei Geschwisterkinder zogen sich beim Spielen am Strand akut blasenbildende schmerzhafte Schädigungen im Sinne zweitgradiger Verbrennungen an beiden Fußsohlen zu. Aufgrund einer gewissen Sensibilisierung von Eltern und erstbehandelnden Arbeitsgruppen durch Medienberichte wurde diese offensichtlich für den erstbehandelnden Arzt unbekannte Form der Schädigung als Folge von Phosphorverbrennung diagnostiziert und dieses unglücklicherweise auch über Polizei und Medien verbreitet. An die übliche Ursache für erhitzten Strand durch Lagerfeuer an diesem sehr belebten und beliebten Strandabschnitt wurde überhaupt nicht gedacht.

In der Folge wurde daher eine nicht adäquate Erstbehandlung durchgeführt und durch die pressewirksamen Maßnahmen die weitere Ermittlung bezüglich Brandursache erschwert, die Bevölkerung verunsichert und sehr aufwendige teure Untersuchungen durchgeführt, um Folgen für den Tourismus möglich gering zu halten.

Die Läsionen heilten unter konventioneller Therapie konservativ innerhalb 1 Woche narbenfrei ab, so dass auch retrospektiv chemisch toxische Ursachen ausgeschlossen werden konnten.

Grundsätzlich zeigte sich in diesem Fall ein ganz entscheidendes Wissensdefizit bezüglich Diagnose und Akutversorgung bei Schädigung durch Kampfmittelreste, die durchaus in der Ostsee an bestimmten Stränden anlanden können. Dieses zu händeln ist Aufgabe der Anrainerstaaten an Nord- und Ostsee. Zusätzlich müssen die Rettungsdienste im Falle einer Schädigung durch derartig toxische und hochkritische Substanzen entsprechend ausgebildet sein, um für den Fall einer Verdachtsdiagnose adäquat korrekt handeln zu können, um Folgeschäden für die betroffenen Patienten so gering wie möglich zu halten.