Artikel
Posttraumatische Belastungsstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern nach Brandverletzungen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 30. Juni 2008 |
---|
Gliederung
Text
Ausgangslage: Brandverletzungen, insbesondere Verbrühungen, betreffen Säuglinge und Kleinkinder in besonders hohem Ausmass. Langfristige posttraumatische Belastungssymptome nach solchen Unfällen wurden in dieser Altersgruppe bisher jedoch nicht untersucht.
Methode: Es wurden 45 Kinder im Alter zwischen 9 und 48 Monaten (M=33,7, SD=8,4) durchschnittlich 18 Monate nach dem Unfall untersucht. Die Kinder hatten im Durchschnitt Verbrennungen von 8% (Range 1–60%) der Körperoberfläche erlitten und alle mindestens eine Hauttransplantation erhalten. Mittels eines standardisierten Erhebungsinstrumentes wurden posttraumatische Belastungssymptome der Säuglinge und Kleinkinder erfasst sowie die Bedeutung familienbezogener und verletzungs- und behandlungsspezifischer Prädiktoren der Symptomatik untersucht.
Resultate: Von 45 betroffenen Kindern zeigten 7 (15,6%) das Vollbild einer posttraumatischen gemäss den alternativen Diagnosekriterien für Säuglinge und Kleinkinder. 35 (77,8%) zeigten mindestens 1 Symptom des Wiedererlebens, 41 (91,1%) mindestens 1 Symptom der Vermeidung, 12 (26,7%) mindestens 2 Symptome von erhöhtem Arousal. Jungen waren signifikant häufiger von der Diagnose betroffen als Mädchen. Signifikante Zusammenhänge traten zwischen der Invasivität der Behandlung (Hauttransplantationen, Verbandwechsel, Kompressionsanzug) und der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung auf. Das Stattfinden des Unfalls ausserhalb des eigenen Hauses, die Abwesenheit der Mutter zum Zeitpunkt des Unfalls sowie psychische Auffälligkeiten von Mutter und Vater hatten ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Symptomatik des Kindes.
Schlussfolgerungen: Die Befunde zeigen, dass bereits sehr junge Kinder längerdauernde posttraumatische Belastungsstörungen nach Brandverletzungen entwickeln. Es braucht in dieser besonders vulnerablen Altersgruppe zukünftig vermehrte Bemühungen, um solche chronischen Störungen zu verhindern bzw. zu minimieren. Dies bedeutet, neue Behandlungskonzepte sollten unseren Resultaten Rechnung tragen, bestehende Behandlungskonzepte daraufhin neu evaluiert werden.