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Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

16.09. - 18.09.2013, Berlin

Potentielle Rolle der Bibliothekare bei dem Wissenstransfer von der medizinischen Forschung in die Praxis

Meeting Abstract

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  • Gerd Antes - Deutsches Cochrane Zentrum/Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland

Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB). Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB). Berlin, 16.-18.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13agmb02

doi: 10.3205/13agmb02, urn:nbn:de:0183-13agmb024

Veröffentlicht: 13. August 2013

© 2013 Antes.
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Gliederung

Text

Um Nutzen und Schaden von diagnostischen und therapeutischen Verfahren oder auch von allgemeiner Maßnahmen im Gesundheitswesen (wie z.B. Impfungen) zu bewerten, sind Daten aus geeigneten Studien an Patienten oder Gesunden von zentraler Bedeutung. Die systematische Nutzung solcher Forschungsergebnisse in der Versorgungspraxis wird heute unter dem Schlagwort evidenzbasierte Medizin zusammengefasst. Die Anwendung systematisch erzeugten Wissens – Evidenzbasierung also – zur Grundlage von Entscheidungen und für Handeln zu machen, ist inzwischen die weltweit akzeptierte Grundlage einer wissenschaftlich begründeten Medizin.

In der Realität wird dieses Konzept jedoch durch viele Faktoren ernsthaft gestört, teils massiv verzerrt oder sogar völlig verhindert. Für die Entscheidungsgrundlage ist die Information aus allen dafür relevanten Studien von essentieller Bedeutung. Systematische Übersichtsarbeiten liefern dies, indem sie nach einer rigiden Methodik die globale Literatur durchsuchen, die gefundenen Arbeiten bewerten und alle oberhalb einer bestimmten Qualitätsstufe zusammenfassen und diese Synthesen publizieren.

Das Suchen nach relevanten Studien hat gegenüber den vergangenen Jahren, in denen man sich auf die großen Datenbanken wie Medline und Embase beschränkte, eine enorme Entwicklung erfahren. Einerseits ist die Unvollständigkeit dieser Datenbanken durch die methodische Forschung der letzten Jahre sehr deutlich geworden. Andererseits gibt es inzwischen eine Vielzahl an Institutionen, deren HTA-Reports oder Evidenzberichte sehr relevante Information enthalten, die nicht ignoriert werden dürfen. Neben der vollständigen Erfassung abgeschlossener Arbeiten hat sich darüberhinaus der Blick auf laufende Studien sehr in den Vordergrund geschoben. Die systematische Einbeziehung von Registern zu laufenden Studien sollte heute zu jeder Literatursuche gehören, um auf in Kürze zu erwartende Ergebnisse vorbereitet zu sein.

Sowohl für die Planung einzelner Studien und für die Wissenserfassung und -synthese ist der sichere Umgang mit der „Evidenzwelt“, die weit über die klassische Literatur hinausgeht, ein unverzichtbarer Bestandteil. Neben den inhaltlich und methodisch orientierten Wissenschaftlern sollten deswegen Informationsspezialisten in den Projektablauf integriert sein. Das gleiche gilt vor allem im universitären Bereich auch für die Arbeit an Förderanträgen. Gerade bei Anträgen für Projekte, die systematisch an das vorhandene Wissen anknüpfen, werden entscheidende Weichen bzgl. der quantitativen Lage schon in der Antragsphase gestellt. Deswegen können auch hier Informationsspezialisten die Qualität von Anträgen entscheidend verbessern.

Mehr Verständnis des Forschungs- und Publikationsprozesses sowie die frühzeitige Beteiligung von Informationsspezialisten sind ein Hebel, um die bekannte Ineffizienz und die Defizite im Wissensprozess zu reduzieren.