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Vestibuläre Kostimulation durch das Cochlea Implantat: postoperative Gleichgewichtsstörungen und deren Ursachen
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Veröffentlicht: | 25. August 2010 |
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Einleitung: Die Cochlear Implantation ist ein etabliertes Verfahren zur Rehabilitation prä- und postlingual ertaubter Patienten. Postoperativer Schwindel ist eine der häufigsten Komplikationen nach Cochlear Implantationen. Als eine Ursache wird die Costimulation des vestibulären Systems durch das aktivierte Cochlear Implantat (CI) angesehen. Ziel der Studie war es, den Einfluss eines akustischen Stimulus auf die Gleichgewichtsfunktion der mit einem CI versorgten Patienten am Unfallkrankenhaus Berlin zu untersuchen.
Methode: Mittels eines Fragebogens wurden 114 Patienten mit einem CI im postoperativen Verlauf auf den Einfluss von akustischen Reizen auf mögliche Schwindelbeschwerden befragt. Prospektiv wurde der Effekt einer akustischen Costimulation des Vestibularapparates bei 26 Patienten mittels spezifischer klinischer Verfahren, wie Elektronystagmographie und vestibulär evozierten myogenen Potentialen, untersucht und mit der Unbehaglichkeitsschwelle verglichen.
Ergebnisse: Geräusche mit großer Lautstärke und weitem Frequenzbereich wie Stimmengewirr, Straßenverkehr oder Musik lösten Schwindelbeschwerden bei 18% der befragten Patienten mit einem CI aus. Der Schwindel äußere sich durch ein isoliertes Unsicherheitsgefühl und/oder Drehschwindel. Bei 25% bestehen die Beschwerden dauerhaft und bei 55% kurzzeitig beim Wechsel aus einer leisen in eine laute Umgebung oder umgekehrt.
Anhand der spezifischen, klinischen Untersuchungen konnte eine akustische Costimulation des Vestibularapparates durch die Ableitung der VEMPs via CI-Sprachprozessor (15%) nachgewiesen werden. Durch die akustische Stimulation wurden horizontale und vertikale Nystagmen ausgelöst, die wahrscheinlich der physiologischen Stimulation vestibulärer Rezeptorstrukturen unterliegen.
Schlussfolgerung: Spezifische Geräuschsituationen können Schwindelbeschwerden bei Patienten mit einem CI auslösen. Eine elektrische, CI-induzierte Costimulation vestibulärer Rezeptoren konnte hier gezeigt werden (subjektiv 18%, objektiv 15%). Die klinische Relevanz im Langzeitbeobachtungszeitraum ist noch nicht abschätzbar.
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