Artikel
Comodulation Masking Release bei Cochlea Implantat-Trägern: Abhängigkeit von der spektralen Zusammensetzung des akustischen Reizes
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. August 2010 |
---|
Gliederung
Text
Um Signale verschiedener Schallquellen, deren Spektren sich stark überlagern, zu trennen, macht sich das gesunde auditorische System eine Eigenschaft vieler natürlicher Geräusche und auch von Sprache zunutze: sie besitzen meist kohärente Einhüllendenfluktuationen in unterschiedlichen Frequenzbereichen. Eine solche Komodulation verschiedener Frequenzbänder erleichtert die Erkennung von Signalen im modulierten Rauschen. Dieses Phänomen wird als Comodulation Masking Release (CMR) bezeichnet.
Die Fragestellung der hier vorliegenden Studie war, wie groß der CMR bei Cochlea Implantat (CI)-Trägern abhängig von der Zusammensetzung des akustischen Reizes ausfällt. Dazu wurde die Schwelle eines Sinustons in einem schmalbandigen amplitudenmodulierten Maskierer (On Frequency Masker – OFM) auf der Mittenfrequenz eines CI-Kanal’s (CI-System: MED-EL OPUS2) bestimmt. In der CMR-Testbedingung wurden zum OFM vier spektral benachbarte ebenfalls amplitudenmodulierte Rauschbänder (Flanking Bands – FB) gleicher Bandbreite auf benachbarten Mittenfrequenzen der CI-System-Filterbank addiert. In einer zusätzlichen Testbedingung wurden alle Mittenfrequenzen und der Testton nach „oben“ in die Mitte zwischen die CI-Filter verschoben (Frequenzverschiebungsbedingung). OFM und FB wurden wechselweise kohärent (komoduliert) und unkorreliert moduliert. Der CMR ist definiert, als die Differenz zwischen unkorrelierter und komodulierter Mithörschwelle bei OFM mit FB. Als Referenzgruppe wurden Normalhörende (NH) getestet. Das akustische Signal wurde NH und CI-Trägern per Kopfhörer bei 70 dB SPL verabreicht (7 NH und 10 CI-Träger).
NH erreichten im Mittel einen CMR von 12,7 (±1,78) dB in der OFM+FB-Bedingung. In der Zwischenbandbedingung lag der CMR bei 12,9 (±3,62) dB. Die Mithörschwelle in der Referenzbedingung OFM lag 6,4 dB höher, als in der unkorrelierten Testbedingung OFM+FB. OPUS2-Träger mit FSP Strategie erreichten in der zentrierten Bedingung einen CMR von 9,2 (±4,3) dB. In der Zwischenbandbedingung verringerte sich der CMR auf 8,5 (±4,8) dB. Hier lag die Mithörschwelle in der Referenzbedingung OFM 3,4 dB höher, als in der unkorrelierten Testbedingung OFM+FB. Alle Testgruppen wiesen in der OFM+FB Bedingung einen signifikanten CMR auf (NH: p=0,000001; OPUS2-Träger: p=0,0003). Alle Mithörschwellen lagen bei CI-Trägern höher als bei NH.
Das vorliegende Experiment zeigt, dass CI-Träger mit dem untersuchten CI-System, wenn auch bei höheren Mithörschwellen, einen deutlichen CMR aufweisen. Die Schwelle in der Referenzbedingung OFM lag über der der unkorrelierten Testbedingung, welche ihrerseits über der komodulierten lag. Damit ist davon auszugehen, dass bei CI-Trägern bei den oben beschriebenen akustischen Reizen frequenzübergreifende Prozesse, ähnlich denen von NH stattfinden.
Literatur
- 1.
- Epp B, Verhey JL. Superposition of masking releases. J Comput Neurosci. 2009;26(3):393-407. DOI: 10.1007/s10827-008-0118-2
- 2.
- Qin MK, Oxenham AJ. Effects of simulated cochlear-implant processing on speech reception in fluctuating maskers. J Acoust Soc Am. 2003;114:446-54. DOI: 10.1121/1.1579009
- 3.
- Hall JW, Davis AC, Haggard MP, Pillsbury HC. Spectro-temporal analysis in normal hearing and cochlear-impaired listeners. J Acoust Soc Am. 1988;84:1325-31. DOI: 10.1121/1.396631