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Herbsttagung aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der ADANO

Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (ADANO)

22.10.-23.10.2009, Koblenz

Gentamicintherapie bei M. Menière

Meeting Abstract

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  • G. Lange - Wuppertal
  • J. Maurer - Katholisches Klinikum Koblenz

Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Herbsttagung aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der ADANO. Koblenz, 22.-23.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09adano23

doi: 10.3205/09adano23, urn:nbn:de:0183-09adano233

Veröffentlicht: 23. Oktober 2009

© 2009 Lange et al.
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Gliederung

Text

Seit 1997 haben wir mehr als 170 Patienten intratympanal einseitig und teilweise beidseitig mit Gentamicininjektionen (jeweils 0,3 ml = 12 mg) therapiert. Systematisch wurden 7-tägige Therapie-Intervalle beachtet. Maximal drei Injektionen ergaben eine Therapieserie, welche jeweils höchstens 15 Tage dauerte. Intratympanal injiziertes Gentamicin akkumuliert langsam (Durchschnitt unseres Krankenguts: 4,6 Tage) im Innenohr. Die Intervalltherapie berücksichtigt das und vermeidet überhöhte Gentamicinkonzentrationen. Sobald Zeichen einer Innenohrreaktion auf das ototoxische Antibiotikum auftreten (Nystagmus, Unsicherheit, Schwindel), hat die Therapie gewirkt und darf keinesfalls weitergeführt werden.

Die Menière-Attacken wurden in 90% der Patienten beherrscht. In keinem der Fälle kam es zu dem gefürchteten dramatischen Hörverlust. Tinnitus (ca. 50%) und Ohrdruck (ca. 80%) blieben, wenn sie vorhanden waren, posttherapeutisch aus oder wurden deutlich erträglicher.

Bei etwa 50% der Patienten war nur eine einzige Gentamicingabe notwendig, um die erwünschte Innenohr-Reaktion zu erreichen (Single-shot-Therapie). Etwa 30% benötigten dazu innerhalb der ersten Therapieserie zwei oder drei Gentamicin-Injektionen. 10% brauchten wegen persistierender Menière-Anfälle eine zweite Therapieserie und in 5% war eine dritte Therapieserie erforderlich. Therapieversager kamen ebenfalls in etwa 5% vor; Sie waren häufiger bei voroperierten Ohren zu beobachten. Jedoch kann die intratympanale Gentamicintherapie auch erfolgreich nach Saccotomie und wegen ihrer geringen ototoxischen Nebenwirkungen auch bei beidseitigem M. Menière eingesetzt werden. Auch eine Wiederholung auf der gleichen Seite, wenn nach Jahren nochmals Meniére-Anfälle auftreten ist möglich (ca.10%).

Schlussfolgerung: Die fast sichere Beherrschung der Schwindelattacken bei gleichzeitigem Erhalt der Kochleafunktion erleichtert die Indikation zur Gentamicin-Intervalltherapie des Morbus Menière.