gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

GMA Jahrestagung 2016 in Bern – Tagungsbericht

Artikel Tagungsbericht

  • corresponding author Sissel Guttormsen - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • author Daniel Bauer - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • author Jan Breckwoldt - Universität Zürich, Medizinische Fakultät, Koordinator Studiendekanat, Zürich, Schweiz
  • author Sören Huwendiek - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • author Kai Schnabel - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • corresponding author Christian Schirlo - Universität Zürich, Med. Fakultät, Dekanat, Stabsleiter, Zürich, Schweiz

GMS J Med Educ 2017;34(1):Doc2

doi: 10.3205/zma001079, urn:nbn:de:0183-zma0010798

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2017-34/zma001079.shtml

Eingereicht: 3. Januar 2017
Überarbeitet: 3. Januar 2017
Angenommen: 3. Januar 2017
Veröffentlicht: 15. Februar 2017

© 2017 Guttormsen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Einleitung

Unter dem Motto „Gemeinsam innovativ“ und zum ersten Mal seit 15 Jahren wurde die Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) vom 14. bis 17. September wieder in der Schweiz ausgetragen. Über 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Weg nach Bern und brachten sich beim Vortragen, Moderieren, Diskutieren, Fragen und Antworten rege ins Programm ein.

Unter der Schirmherrschaft der beiden Tagungspräsidenten Sissel Guttormsen (Bern) und Christian Schirlo (Zürich) widmeten sich 274 wissenschaftliche Beiträge und 36 Workshops verschiedenen Projekten und Fragestellungen der Aus-, Weiter- und Fortbildung in Human-, Zahn-, Tiermedizin und den akademischen Gesundheitsberufen.

Alle diese Beiträge waren zuvor durch jeweils zwei Reviewerinnen oder Reviewer kritisch begutachtet worden. Die Abstracts zu allen wissenschaftlichen Beiträgen wurden zur Tagung über das Portal German Medical Science (GMS) veröffentlicht und sind unter http://www.egms.de/dynamic/de/meetings/gma2016/index.htm verfügbar.

Verschiedene Grußredner aus der schweizerischen Bildungslandschaft und Aussteller brachten sich mit wertvollen Beiträgen ein und umrahmten die Durchführung gemeinsam mit den Sponsoren sowie den Kooperationspartnern (Bundesamt für Gesundheit des Eidgenössischen Departements des Inneren und die Robert Bosch Stiftung). Das Programmheft ist online Verfügbar unter http://box.iml.unibe.ch/gma-programm/GMA2016_Prog.pdf.


Programm

Das Motto „Gemeinsam innovativ“ stellte einen roten Faden der Jahrestagung dar. In der Programmgestaltung wurde den Innovationen Rechnung getragen, indem jenseits der „klassischen“ Formate (etwa Kurz- und Postervorträge) auch neuere Formate zugelassen wurden. In den sogenannten „Flipped Beiträgen“, in Anlehnung an die Flipped Classroom Methode [1], konnten Vortragende Material zur Informationsvermittlung bereits vorab zur Verfügung stellen, sodass die Vortragszeit vor Ort während der Tagung zur intensiveren Diskussion genutzt werden konnte. Auch das Format „Demo-Beiträge“ wurde neu eingeführt, um Raum für Demonstrationen von Software oder Lernwerkzeugen zu geben. Zum ersten Mal bei einer GMA Jahrestagung wurde das Format „Fringe/Abgefahrenes“ erprobt. Die AMEE, an deren Vorlage sich dieses Format orientiert, beschreibt Fringe Beiträge als „Möglichkeit, mal eine andere Perspektive und eine neue, vielleicht provokative oder idiosynkratische Herangehensweise an die Ausbildung im Gesundheitswesen einzunehmen. [...] Der Schwerpunkt liegt auf Kreativität, Performance und Einbindung des Publikums“ [https://www.amee.org/conferences/amee-2016/abstracts#amee-fringe].

Das Gemeinsame zeigte sich z.B. in der innovativen Umsetzung der Keynotes. So wurden die Keynotes nicht wie üblich von einem einzelnen Redner oder einer einzelnen Rednerin gehalten, stattdessen teilten sich zwei Referierende Thema und Redezeit als Tandem. Zudem wurden die Keynote Speakerinnen und Speaker im Vorfeld gebeten, in ihre Plenarvorträge teilnehmeraktivierende Maßnahmen in Form strukturierter Interaktionen einzubauen und somit explizit didaktische Prinzipien des Unterrichtens von Großgruppen anzuwenden [2]. Im Anschluss konnten Teilnehmende im Freitextformat (per SMS, Browser, App oder Twitter) via Poll Everywhere [https://www.polleverywhere.com/] Fragen an die Vortragenden richten, die dann in einer späteren „Meet the Experts“-Runde von den Vortragenden aufgegriffen und gemeinsam diskutiert wurden. Die Plenarvorträge thematisierten unterschiedliche Aspekte der Kompetenzorientierung und der ‚Entrustable Professional Activities’, den Mehrwert des Narrativen beim Lernen, Innovationsbedarf unserer Ausbildungssysteme, das Zusammenspiel von Patientenzentrierung und Assessment und nicht zuletzt Interprofessionalität - Gemeinsames Lernen und Gemeinsames Arbeiten in der Medizin. Die Keynote-Vorträge wurden aufgezeichnet und sind im internen Bereich der Tagungswebseiten unter https://gma2016.de/programm.html abrufbar. Im Hauptprogramm mit 145 Kurzvorträgen (davon acht Flipped Beiträge), 120 Postern, vier Fringe- und fünf Demo-Beiträgen und zahlreichen Workshops wurden Themen wie Lehrforschung, Assessment, Curriculumsentwicklung Interprofessionalität, Weiterbildung u.v.m. rege reflektiert, diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht.

Im Rahmen des Gesellschaftsabends im historischen Kornhauskeller in der Berner Altstadt wurden auch die Preisträgerinnen und Preisträger der GMA Auszeichnungen geehrt:

GMA-Projektpreis zur Weiterentwicklung der Lehre 2016 (geteilter erster Platz):
  • Ronny Lehmann: Blended Learning mit Virtuellen Patienten und Skills Labs zur Verbesserung des Erlernens klinisch-praktischer Fertigkeiten
  • Sabine Salloch, Ina Otte, Caroline Ruiner, Jochen Vollmann: Medizin trifft Ökonomie. Eine interdisziplinäre Expedition ins Krankenhaus
  • Fabian Stroben, Katja Anne Dannenberg, Tobias Deselaers, Dorothea Eisenmann, Julia Freytag, Leopold Vorwerk: „Nachtdienst: bist du bereit?“ – eine simulierte Nacht in der Notaufnahme des Lernzentrums der Charité
GMA-Preis für innovative Lehrprojektideen 2016 (geteilter erster Preis):
  • Paul von Poellnitz, Merit Stenzel, Irmgard Streitlein-Böhme: Seminar Lernmethoden
  • Konrad Meissner, Christiane Reppenhagen, Maud Partecke: Erhöhung der Patientensicherheit durch die Integration von interprofessionellen Human Factor Training in die Ausbildung von Gesundheitsberufen
GMS-Journal for Medical Education-Publikationspreis 2016:
  • Jan Kiesewetter, Martin Fischer: Die Teamarbeitsskala: Ein neues Instrument zur Einschätzung der Qualität der Teamarbeit von Medizinstudierenden am Beispiel simulationsbasierter Visitentrainings [3]

Ein außerordentlicher „Gemeinsam innovativ-Preis“ wurde darüber hinaus von den Veranstaltern der Jahrestagung ausgelobt für denjenigen Beitrag des wissenschaftlichen Programms (exklusive der Plenarvorträge), der den Geist des Tagungsmottos am besten widerspiegelte. Auf Basis der Rückmeldungen der Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer befand schließlich das Preiskomitee, dass dies der Beitrag wäre, in dem Vertreterinnen und Vertreter aller nordrhein-westfälischen Medizinfakultäten gemeinsam und innovativ die Möglichkeiten des Fringe-Formats ausgelotet haben, um die Tücken und Herausforderungen von Netzwerken zu beleuchten:

  • Angelika Fritz Hiroko, Christian Thrien, Jörg Reissenweber, Anke Adelt, Andrea Rietfort, Bernhard Steinweg, Gabriele Campe, Linn Hempel, Franz-Bernhard Schrewe, Tim Peters: „Lebendige Netzwerke für Dummies“ [4].

Selbstverständlich fanden wie gewohnt auch zahlreiche Sitzungen der GMA-Ausschüsse sowie die Mitgliederversammlung statt. Sie gaben auch weiteren interessierten Tagungsbesuchern und -Besucherinnen die Möglichkeit, sich über die jeweilige Arbeit zu informieren. Hier verweisen wir auf die Protokolle der jeweiligen Sitzungen.

Zusammenfassend zeigen die Rückmeldungen und die Evaluation, dass die Tagung und auch die vielen Neuerungen gut ankamen. Wir empfehlen, über die Konferenz-Formate weiter zu reflektieren, und didaktisch fundierten und innovativen Formaten bei der Jahrestagung der GMA ausreichend Raum zu bieten.


Dank und Ausblick

Wir danken allen, die die Jahrestagung mit Begeisterung und unermüdlichem Einsatz ermöglicht haben. Ein grosser Dank geht an die vielen Mitarbeitenden des Instituts für Medizinische Lehre (IML), die für die praktische Umsetzung verantwortlich waren und sich ausserordentlich für diesen Großanlass eingesetzt haben. Die gute Zusammenarbeit zwischen den Teams aus Bern und Zürich war durch die ganze Zeit vor, während und nach der Tagung bereichernd. Insbesondere sei auch dem GMA Vorstand und Frau Herrmannsdörfer von der GMA-Geschäftsstelle, den Mitarbeitenden der GMS in Köln stellvertretend für viele andere gedankt.

Die nächste Jahrestagung vom 20. bis 23. September 2017 in Münster wird wieder als gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises für die Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) stattfinden und steht unter dem Motto „Ausbildung verwirklichen“. Weitere Informationen sind unter www.gma2017.de verfügbar.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Tolks D, Schäfer C, Raupach T, Kruse L, Sarikas A, Gerhardt-Szép S, Klauer G, Lemos M, Fischer MR, Eichner B, Sostmann K, Hege I. An Introduction to the Inverted/Flipped Classroom Model in Education and Advanced Training in Medicine and in the Healthcare Professions. GMS J Med Educ. 2016;33(3):Doc46. DOI: 10.3205/zma001045 Externer Link
2.
Kadmon M, Strittmatter-Haubold V, Greifeneder R, Ehlail F, Lammerding-Köppel M. Das Sandwich-Prinzip-Einführung in Lerner zentrierte Lehr-Lernmethoden in der Medizin. Z Evid Fortbild Qual Gesundheitswes. 2008;102(10):628-633. DOI: 10.1016/j.zefq.2008.11.018 Externer Link
3.
Kiesewetter J, Fischer MR. The Teamwork Assessment Scale: A Novel Instrument to Assess Quality of Undergraduate Medical Students' Teamwork Using the Example of Simulation-based Ward-Rounds. GMS Z Med Ausbild. 2015;32(2):Doc19. DOI: 10.3205/zma000961 Externer Link
4.
Fritz HA, Thrien C, Reissenweber J, Adelt A, Rietfort A, Steinweg B, Campe G, Hempel L, Schrewe FB, Peters T. "Lebendige Netzwerke für Dummies". Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFR24-165. DOI: 10.3205/16gma260 Externer Link