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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou (Herausgeber): Wo ist der Beweis?: Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin

Buchbesprechung Humanmedizin

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  • corresponding author Tobias Weberschock - J.W. Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Ebm, Frankfurt/Main, Deutschland; Klinikum der J.W. Goethe-Universität, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt/Main, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2013;30(4):Doc41

doi: 10.3205/zma000884, urn:nbn:de:0183-zma0008840

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2013-30/zma000884.shtml

Eingereicht: 28. Juni 2013
Überarbeitet: 9. September 2013
Angenommen: 10. September 2013
Veröffentlicht: 15. November 2013

© 2013 Weberschock.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Bibliographische Angaben

Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou

Wo ist der Beweis?: Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin

Huber-Verlag, Bern

Erscheinungsjahr: 2013, Seiten: 260, € 24,95

ISBN: 9783456852454


Rezension

Warnung: Die Nutzung von „Wo ist der Beweis?“ kann zu kritischem Denken und zum Hinterfragen medizinischer Informationen führen!

Das Buch ist ein für Studierende und Ärztinnen und Ärzte verständliches und gut lesbares Plädoyer für die Evidenzbasierte Medizin. Prägnante Überschriften leiten die Leserin oder den Leser in die zentrale Gedankenrichtung jedes der 13 Kapitel. Dort erklären die Autoren dann schrittweise in vielen konkreten Beispielen die absolute Notwendigkeit und die richtige Herangehensweise zum Umgang mit medizinischen Informationen. Dabei ist die Unterscheidung von Wissen und Nichtwissen über das faire Testen aller Gesundheitsinterventionen das zentrale Anliegen der Autoren.

In den ersten Kapiteln beschreiben die Autoren wichtige Fallstricke, die immer wieder dazu führen, dass wir vermeintliches Wissen akzeptieren und danach handeln, obwohl die hart getestete Wahrheit letztlich anders aussieht. Weiter geht es mit den Früherkennungsprogrammen und deren Nutzen und auch deren entstehenden Schäden und darum mit Unsicherheiten in der Behandlung von Patienten richtig umzugehen.

Im Mittelteil finden sich die Grundlagen des fairen Testens wieder, mit denen es möglich wird Therapieeffekte richtig zu bestimmen. Anschaulich und praxisbezogen werden Themen wie die Randomisation,Intention-To-Treat oder Verblindung erklärt mit denen systematische Fehler beim Testen von Behandlungen vermieden werden können. Die Vermeidung von zufälligen Fehlern und die Bedeutung der Signifikanz werden dann im nächsten Kapitel schrittweise erklärt, gefolgt von der Heranführung an systematische Übersichtsarbeiten als höchstem Evidenzlevel und deren Nutzung in der konkreten Patientenversorgung und in der Forschung.

Die (klinische) Forschung selbst steht zum Ende hin auf dem Prüfstand. Reglementierungen und Limitationen werden kritisch unter die Lupe genommen. Beispiele für gute, schlechte und überflüssige Forschungen werden konkret beschrieben und bewertet.

Zum Schluss beschreiben die Autoren Möglichkeiten für eine bessere, patientenorientierte Forschung und Versorgung durch direkte Einbindung der Patientinnen und Patienten. Sie zeigen Lösungsmöglichkeiten und Ansätze zur Integration auf, die es dem informierten Patienten ermöglichen als Partner sowohl in der Forschung als auch in der konkreten Behandlungssituation mitzuwirken.

Persönlich begeisterten mich als Lehrender die schiere Präsenz eines allgemeinverständlichen Buches mit den wichtigen Grundlagen zum Umgang mit medizinischen Informationen und die darin enthaltenen alten und neuen Anregungen für meinen Unterricht. Als Arzt wurde ich immer wieder neugierig auf die unterliegende Evidenz bzw. deren Weiterentwicklung. Beides führte mich beim Lesen immer wieder weg vom Buch und hin zu eigenen Recherchen in Medline oder Cochrane und zum kritischen Bewerten von Studien und schlussendlich dann auch zu neuen Erkenntnissen für meine klinische Tätigkeit.

Für Studierende besonders erfreulich: die Inhalte der deutschen Ausgabe sind kostenlos unter http://de.testingtreatments.org/tt-main-text/ erhältlich.


Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat. Der Autor ist Mitglied im Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.