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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Würdigung der Preisträger des "GMA-Preis für junge Lehrende 2012" und Ausschreibung des GMA-Preis für Junge Lehrende 2013

Nachricht Humanmedizin

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  • corresponding author Sören Huwendiek - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre (IML), Abteilung für Assessment und Evaluation (AAE), Bern, Schweiz; Gesellschaft für Medizinische Ausbildung, Vorsitzender des GMA-Ausschuss Junge Lehrende, Bern, Schweiz
  • author Martin R. Fischer - Klinikum der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; Gesellschaft für Medizinische Ausbildung, Vorstandsvorsitzender, Erlangen, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2012;29(5):Doc61

doi: 10.3205/zma000831, urn:nbn:de:0183-zma0008319

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2012-29/zma000831.shtml

Eingereicht: 4. Oktober 2012
Überarbeitet: 10. Oktober 2012
Angenommen: 10. Oktober 2012
Veröffentlicht: 15. November 2012
Veröffentlicht mit Erratum: 27. November 2012

© 2012 Huwendiek et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Einleitung

Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung 2012 in Aachen wurden zum siebten Mal die Preisträger des "GMA-Preis für Junge Lehrende“ für herausragende Leistungen in der Medizinischen Hochschullehre vom Vorstand der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung e.V. (GMA) ausgezeichnet. Dieser Preis wurde durch die Arbeitsgemeinschaft "Junge Lehrende“ der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung e.V. initiiert, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Wertschätzung, Unterstützung und die Ausbildungssituation für junge Berufstätige in der Hochschullehre zu verbessern und zu stärken. An der Ausschreibung nahmen insgesamt 6 Bewerbungen von 5 Standorten teil (Aachen, Frankfurt, Köln, Münster, 2x Wien). Zum ersten Mal haben sich dabei Kollegen aus Österreich für diesen Preis beworben.


Beurteilungsverfahren

Die Beurteilung der Bewerbungen erfolgte durch einen 8-köpfigen Beirat entsprechend den Kriterien zur Qualität und Nachhaltigkeit/Innovation der Projekte (http://gesellschaft-medizinische-ausbildung.org/index.php?option=com_content&view=article&id=179&Itemid=317&lang=de) [1], [2], [3], [4]. Dabei konnten jeweils 0-2 Punkte (0=nicht erfüllt, 1=teilweise erfüllt, 2=erfüllt) für die insgesamt 8 Kriterien vergeben werden (Kriterienpunkte). Weiterhin benannten die Beiratsmitglieder die drei aus ihrer Sicht besten Bewerbungen mit einer kurzen Begründung und vergaben hierfür Favoritenpunkte (1. Platz: drei Punkte, 2. Platz: zwei Punkte, 3. Platz: ein Punkt). Die Summe der von den Beiratsmitgliedern vergebenen Kriterienpunkte und Favoritenpunkte pro Bewerber wurden bestimmt. Vom Gesamtvorstand der GMA wurden die beiden Bewerber mit den höchsten Punktwerten als gleichberechtigte Sieger einstimmig beschlossen.


Preisträger

Als gleichwertige Preisträger wurden gewürdigt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]):

1.
Dr. phil. Andrea Praschinger, Philip Anner, Philipp Pavelka mit dem Projekt: „Interaktives Tele-Lernen in undergraduate Grand Rounds“, Wien und
2.
Henning Biermann, Dr. med. Julia Kaliciak, Martin Lemos, Andreas Hannig mit dem Projekt: „Die SkillsApp zum Skillslap“ – Eine Web basierte Lernapplikation zur Verbesserung des Kursangebotes“, Aachen

Zusammenfassung und Würdigung der Projekte

Im Folgenden finden Sie die von den Gewinnern verfassten Zusammenfassungen ihrer Projekte und Zusammenfassungen der Freitext-Begründungen der Reviewer, warum sie die Gewinner-Projekte für besonders auszeichnungswürdig halten:

Zusammenfassung des Projekts: „Interaktives Tele-Lernen in undergraduate Grand Rounds“

An der Medizinischen Universität Wien wurde mit Studienjahr 2005/06 die Lehrveranstaltung

Fallkonferenzen („Rounds“) zur Vermittlung von Wissen und Ärztlicher Haltung im Rahmen einer Patientenvorstellung im Pflichtcurriculum des Studiums Humanmedizin implementiert. Dieses Unterrichtselement findet einmal pro Woche für Studierende in der klinischen Ausbildungsphase (5. + 6. Studienjahr) statt. Die aktuelle Evaluation (Mai 2011) hat gezeigt, dass Studierende diese Lehrveranstaltung (Aufrollen von Patientengeschichte) zur Vermittlung von Wissen für sinnvoll erachten (94.9%). Eine Erhebung mittels DTI (Diagnostic Thinking Inventory) zeigte, dass diese Lehrveranstaltung das diagnostische Denken positiv beeinflusst (Stieger, 2011). Im Durchschnitt hatten die Studierenden einen signifikanten Anstieg auf beiden Skalen (Flexibilität im Denken und Strukturiertheit von Wissen im Gedächtnis) um 11.3 Punkte (d=0.89). Wichtiges Element der Lehrveranstaltung ist die Interaktivität (u.a. mittels eines Audio Response Systems) und die Einbindung der Studierenden bei der schrittweisen Darstellung des Falls (von den ersten Symptomen über Diagnose zur Therapie).

Eine Teleübertragung der Lehrveranstaltung wurde über Jahre hinweg aufgesetzt und optimiert. Dem Testbetrieb folgte eine nunmehr stabile bidirektionale Teleübertragung in drei Lehrkrankenhäuser. Die Studierenden nehmen an dieser Lehrveranstaltung im jeweiligen Ausbildungskrankenhaus in kleinen Gruppen nach dem klinischen Unterricht teil. Sie haben die Möglichkeit, an den Vortragenden via Chat Fragen zu stellen bzw. bei Abstimmungsfragen mit zu voten. In der Evaluation von Mai 2011 geben 65.3% der Studierenden an, von der Teleübertragung einen Mehrwert für sich zu sehen.

Die Lehrveranstaltung wird über die Lernplattform Moodle betreut. Videoaufzeichnungen zu den einzelnen Lehrveranstaltungen in bearbeiteter Form, sowie interaktive Lerninhalte sind in Moodle verfügbar.

Würdigung durch die Reviewer (exemplarisch)

  • innovatives interdisziplinäres patientenzentriertes Lehrkonzept bei dem auch versucht wird die ärztliche Haltung zu reflektieren
  • interaktive Lehrform, Tele-Teaching und dadurch Übertragbarkeit im wahrsten Sinne
  • wichtiges Thema und hochrangigste Publikation im Bewerberfeld

Zusammenfassung des Projekts: „Die SkillsApp zum Skillslap“ – Eine Web basierte Lernapplikation zur Verbesserung des Kursangebotes“

Neben den nötigen theoretischen Inhalten müssen Studierende der Humanmedizin zur Vorbereitung auf ihre spätere Tätigkeit vor allem auch praktische Fertigkeiten erlernen. Diese sind im weiteren Verlauf essentieller Bestandteil des täglichen Handelns und machen vielfach die Anwendung des theoretisch Gelernten erst möglich. Um den Erwerb dieser praktischen Fertigkeiten zu überprüfen führten viele Medizinische Fakultäten praktische Prüfungen, wie etwa die OSPE (Objective Structured Practical Examination) ein. Um Studierenden eine adäquate Vorbereitung zu ermöglichen, müssen klare Lernziele formuliert sein. Uneinheitliche Lehraussagen verwirren dabei und machen die Überprüfung mit Checklisten nahezu unmöglich. Besonders einheitliche und konstante Lehraussagen bieten dabei Lehrvideos, die von allen Prüfern akzeptiert und mit den Prüfungschecklisten abgeglichen wurden.

Ziel unseres Projektes war die Entwicklung solcher Videos und die Einbindung in ein didaktisches Gesamtkonzept. Eine Applikation mit dem Namen SkillsApp umfasst diese Lehrvideos zu verschiedenen Themen und ergänzt sie mit Hintergrundinformationen. Skripte stehen zum Druck und zum Lesen an Smartphones oder Tablet-PCs zur Verfügung. Erläuterungen aller Materialien mit Beschreibung und Bild, anatomische Abbildungen, ein Quiz zum Selbsttest und ergänzende Informationen bieten die Möglichkeit, die im Video gesehenen Inhalte zu vertiefen, anzuwenden und zu festigen. Eine Checkliste erläutert erneut den Ablauf der Fertigkeit in kleinen Schritten. Diese ist dabei interaktiv nutzbar und ermöglicht so Gruppen von Studierenden die gegenseitige Überprüfung in freien Übungszeiten ohne Tutoren oder Dozenten. Dabei soll die SkillApp Dozenten oder Tutoren allerdings nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen und unterstützen. Hilfreich erscheint dies vor allem in großen Gruppen, oder wenn freie, unbetreute Trainingszeiten angeboten werden.

Die Form einer Applikation ermöglicht dabei die Nutzung auf mobilen Geräten, wie Smartphones. So können auch kurze Pausen, wie Busfahrten genutzt werden, um sich auf einen darauf folgenden Kurs vorzubereiten und Inhalte zu wiederholen. Das Ziel war somit eine Form von Blended Learning und ist auf die Bedürfnisse von Studierenden mit einem vollen Stundenplan zugeschnitten. Noch befindet sich die SkillsApp im Aufbau. Daher wurden bisher Themen wie die Anlage periphervenöser Zugänge und Untersuchung des respiratorischen, kardiozirkulatorischen Systems eingebunden und weitere folgen. Die SkillsApp wurde bereits curricular und fakultativ getestet und evaluiert. Erste Daten wurden auf der Jahrestagung der GMA 2011 in München präsentiert. Die Gesamtauswertung der Evaluation und eine prospektive Studie werden zur Zeit noch ausgewertet.

Würdigung durch die Reviewer (exemplarisch)

  • hohe Relevanz, hoher Praxisbezug, Einbezug von modernen Kommunikationsmedien in den Skills-Lab-Unterricht
  • gut strukturiert, praxisrelevant, innovativ, didaktisch konsequent, studentenzentriet, mit viel Engagement umgesetzt
  • gute Übertragbarkeit, hervorragende Nutzerorientierung, aktuelle Lehrform

Diskussion und Ausblick

Die eingereichten Bewerbungen demonstrierten erneut beeindruckend die hohe Qualität aktueller Projekte in der medizinischen Lehre. Zum ersten Mal in der siebenjährigen Geschichte des Preises bewarben sich auch Österreichische Teams, wovon eines gewann. Erfreulich ist weiterhin auch die vorbildliche wissenschaftliche Herangehensweise und Professionalisierung der Lehre bereits durch junge Kolleginnen und Kollegen. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird der GMA-Preis für Junge Lehrende weiterhin jährlich verleihen.


Danksagung

Den Mitgliedern des Beirats möchte der Vorstand der GMA an dieser Stelle sehr herzlich danken. Alle 6 Bewerbungen wurden von den folgenden 8 Beiräten begutachtet:

  • PD Dr. med. Stefan Beckers
  • Dr. med. Philip von der Borch
  • Dr. med. Hanns Iblher
  • Prof. Dr. Martin Lischka
  • Dr. med. vet. Maren März
  • Dr. med. Christoph Nikendei, MME
  • Dr. rer. med. Katrin Rockenbauch
  • Dr. med. Thomas Shiozawa

Ausschreibung GMA-Preis Junge Lehrende 2013

Auch 2013 wird der „GMA-Preis für Junge Lehrende“ ausgeschrieben. Bewerbungsschluss ist der 15. Januar 2013.

Weitere Informationen zum Preis und zum Bewerbungsprozess finden Sie auf der Homepage der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung unter http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org => GMA-Informationen => Preise.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Huwendiek S, Hahn EG. Erste Preisträger des "GMA-Preis für Junge Lehrende" ausgezeichnet. GMS Z Med Ausbild. 2007;24(1):Doc07. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2007-24/zma000301.shtml Externer Link
2.
Huwendiek S, Hahn EG. Preisträger des "GMA-Preis für Junge Lehrende 2007" ausgezeichnet. GMS Z Med Ausbild.2008;25(1):Doc67. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2008-25/zma000551.shtml Externer Link
3.
Huwendiek S, Hahn EG. Preisträger des "GMA-Preis für Junge Lehrende 2008" ausgezeichnet. GMS Z Med Ausbild. 2008;25(1):Doc96. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2008-25/zma000581.shtml Externer Link
4.
Huwendiek S, Hahn EG. Preisträger des "GMA-Preis für Junge Lehrende 2009" ausgezeichnet. GMS Z Med Ausbild. GMS Z Med Ausbild. 2010;27(1):Doc03. DOI: 10.3205/zma000640 Externer Link

Erratum

Die akademischen Titel von Andrea Praschinger und Katrin Rockenbauch wurden korrigiert.