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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Bearbeitung von Forschungsfragen zur wissenschaftlichen Qualifizierung von Studierenden - ein Lehr- und Lernkonzept für das Blockpraktikum Allgemeinmedizin

Projekt Humanmedizin

  • corresponding author Dirk Moßhammer - Universitätsklinikum Tübingen, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland; Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Baden-Württemberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Marco J. Roos - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland; Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Baden-Württemberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Andrea Kronenthaler - Universitätsklinikum Tübingen, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland; Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Baden-Württemberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Gernot Lorenz - Universitätsklinikum Tübingen, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland
  • author Manfred Eissler - Universitätsklinikum Tübingen, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland
  • author Stefanie Joos - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland; Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Baden-Württemberg, Heidelberg, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2011;28(2):Doc24

doi: 10.3205/zma000736, urn:nbn:de:0183-zma0007361

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2011-28/zma000736.shtml

Eingereicht: 14. Juli 2010
Überarbeitet: 14. Oktober 2010
Angenommen: 23. November 2010
Veröffentlicht: 16. Mai 2011

© 2011 Moßhammer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Hintergrund: Zukünftige Ärzte sollen zu Evidenz-basierter Medizin (EbM) ausgebildet werden. Deswegen ist neben der Ausbildung von medizinischen Kompetenzen auch zunehmend eine wissenschaftliche Basisausbildung wichtig. Möglichkeiten und Konzepte, die auf die Entwicklung von Forschungskompetenzen und wissenschaftlicher Qualifizierung von Studierenden abzielen, sind jedoch bisher spärlich. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, aus ersten Erfahrungen im Blockpraktikum Allgemeinmedizin ein didaktisch-methodologisches Konzept abzuleiten für forschungsorientiertes Lernen und Lehren.

Methoden: Verknüpfung von Bausteinen medizin-didaktischer Methodologie mit jenen des klassischen Bildungscontrolling (Wissens-, Akzeptanz- und Transferevaluation, Prozessevaluation und Ergebnisevaluation).

Ergebnisse: Vorgestellt werden die Schritte zur Implementierung einer Forschungsaufgabe in das Blockpraktikum. Gleichzeitig wird auf die Notwendigkeit der Entwicklung von lehrdidaktischem Material und der Einführung von strukturellen Veränderungen abgehoben. Des Weiteren findet die Verzahnung mit den einzelnen Bildungscontrolling-Schritten statt. Eine Übersicht dient der Veranschaulichung des Lehr- und Lernkonzepts (Blockpraktikum plus).

Schlussfolgerung: Die Konzeptionalisierung des „Blockpraktikum plus“ in Allgemeinmedizin stellt eine Veränderung des Lehr- und Lernalltags dar. Das Konzept ist prinzipiell übertragbar auf andere Lehrveranstaltungen und kann als Instrument für Lehrende im Rahmen einer longitudinalen Kompetenzvermittlung wissenschaftlicher Basisfertigkeiten eingesetzt werden.

Schlüsselwörter: wissenschaftliche Qualifikation, medizinische Ausbildung, Allgemeinmedizin


Einleitung

Evidenz-basierte Medizin (EbM) ist als grundlegendes Denk- und Handlungskonzept zunehmend anerkannt. Somit besteht die Notwendigkeit, zukünftige Ärzte in EbM auszubilden. Dies hat zur Folge, dass neben der Ausbildung von medizinischen Kompetenzen auch eine wissenschaftliche Basisausbildung wichtig wird. Möglichkeiten und Konzepte, die auf die Entwicklung von Forschungskompetenzen und wissenschaftlicher Qualifizierung von Studierenden abzielen, sind bisher selten umgesetzt [1]. Dabei sehen Studierende durchaus den Nutzen und die Notwendigkeit von wissenschaftlicher Qualifizierung während ihres Studiums [1], [2]; bildet diese doch die Basis für ein kritisches Beurteilen von Studien und deren Ergebnissen im Rahmen einer individuellen, patientenzentrierten Versorgung.

Die wissenschaftliche Qualifizierung von Studierenden kann durch die Bearbeitung spezieller, praxisrelevanter Forschungsfragen gefördert werden [3]. Denn Studierende erlernen bei der Beantwortung konkreter Forschungsfragen wissenschaftliche Herangehensweisen und erlangen gleichzeitig Fachwissen [4]. Solche Ansätze finden in der medizinischen Ausbildung in Deutschland im Gegensatz zum Ausland bisher jedoch keine Anwendung [5], [6], [7], obwohl sie für die Beteiligten eine typische „win-win-situation“ darstellen können: Studierende qualifizieren sich wissenschaftlich, und Hausärzte oder Versorgungsforscher gelangen dadurch an praxisrelevante Daten. Eine solche „win-win-situation“ ist jedoch nur dann gegeben, wenn sowohl wissenschaftlich-methodologische als auch lehrdidaktische Elemente [8] berücksichtigt werden.

Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des vorliegenden Artikels, ein didaktisch-methodologisches Konzept abzuleiten – aufbauend auf den ersten Erfahrungen mit der Einbeziehung von Studierenden in wissenschaftliche Datenerhebung während ihres Blockpraktikums an der Universität Tübingen in einer hausärztlichen Praxis. Dieses Konzept soll forschungsorientiertes Lernen und Lehren im Blockpraktikum Allgemeinmedizin beschreiben und übertragbar sein.


Methode

Setting

Studierende an der Universität Tübingen absolvieren im 10. Semester ein zweiwöchiges Blockpraktikum im Fach Allgemeinmedizin in Lehrarztpraxen bei Hausärzten. Pro Semester durchlaufen ca. 140 Studierende ihr Praktikum in rund 200 Lehrarztpraxen. Alle 140 Studierenden wurden im Wintersemester 2008 in einem ca. zweistündigen, einführenden Seminar für das Blockpraktikum in zwölf ca. gleich große Seminargruppen auf die Zeit in der Lehrarztpraxis und ihre neue Aufgabe im Rahmen des Pilotprojekts vorbereitet. Die Seminare wurden von sechs Lehrärzten (Fachärzte für Allgemeinmedizin), die alle langjährige Erfahrungen mit Studierendenunterricht haben, geleitet. Die Seminarleiter wurden zuvor vom Lehrbereich Allgemeinmedizin in einem gemeinsamen, ca. einstündigen Seminar über die Einführung und Information der Studierenden bezüglich des Pilotprojekts unterrichtet.

Die Ethikkommission gab ihr positives Votum für das Pilotprojekt.

Die Forschungsfrage wurde aus dem Bereich „Impfen“ gewählt, da Hausärzte hier eine zentrale Rolle einnehmen. Die Studierenden sollten anhand von zwei Fragebögen den Impfstatus erheben

1.
basierend auf den Angaben der Patienten und (Fragebogen 1)
2.
basierend auf den Angaben in der Praxisdokumentation (Fragebogen 2)

Die Akzeptanz der Studierenden für die Teilnahme am Projekt war mit 84 Prozent hoch. Es zeigte sich, dass die erste der beiden Aufgaben – die Durchführung der Patientenbefragung – von den Studierenden bewerkstelligt werden konnte. Dies äußerte sich in der fast lückenlosen Dokumentation der Fragebögen. Erfreulicherweise konnten diese von den Studierenden erhobenen Daten in Fachzeitschriften veröffentlicht werden [9], [10]. Die zweite Aufgabe – Schluss zu folgern über vorliegenden Impfschutz anhand der Praxisdokumentation – ging jedoch mit mangelnder Dokumentation der Fragebögen mit sehr vielen fehlenden Werten einher (je nach Impfung bis zu 80% fehlende Werte). Allerdings waren die Antwortmöglichkeiten zu dieser Fragestellung dichotomisiert worden (vorliegender Impfschutz Ja/Nein), und die Antwortmöglichkeit „Weiß nicht“ fehlte. Trotz geplanter Unterstützung durch die medizinischen Fachangestellten bei der Auswertung der Praxisdokumentation konnte die Beurteilung von Impfschutz also vermutlich nur unzureichend gelöst werden. Außerdem waren die Studierenden vor Ort erstmalig mit Praxisdokumentation-Software konfrontiert.

Auf weitere Daten zur Evaluation des Lernaspektes bezüglich empirischer Forschung kann leider nicht zurückgegriffen werden, da im Pilotprojekt das Hauptaugenmerk auf die Erhebung der beiden obigen Endpunkte gerichtet worden war.

Vorgehen bei der Ableitung des Lehr- und Lernkonzepts

Entlang dieser ersten Erfahrungen und Problemanalysen des Pilotprojekts soll im Sinne von „lessons learnt“ die Gesamtkonzeption eines Blockpraktikums, welches die wissenschaftliche Qualifizierung von Studierenden durch die Bearbeitung von Forschungsfragen beinhaltet, abgeleitet werden.

Das Prinzip des „Constructive Alignments“ verbindet selbst geleitetes Lernen der Studierenden mit der Stellung relevanter (Lern-)Aufgaben. Die Aufgabe besteht also in der Schaffung einer Lernumgebung, in der die Studierenden anhand relevanter und realitätsnaher Aufgaben die vorgesehenen Lernziele (wissenschaftliches Arbeiten) erreichen können [3]. Hier besteht eine Verbindung mit den klassischen Bildungscontrolling-Schritten (BCS) Wissens-, Akzeptanz- und Transferevaluation, Prozessevaluation und Ergebnisevaluation, als Bausteine bei der Entwicklung des vorgelegten Lernkonzeptes [11]. Im vorliegenden Fall soll die Prozessevaluation auf der Ebene der Forschungsfrage und der Ebene des curriculären Gesamtablaufs durchgeführt werden (siehe unten 4a und 4b). Damit kann die Verzahnung von wissenschaftsmethodologischer und didaktischer Fragestellung gewährleistet werden. Das hier angewandte methodologische Vorgehen soll zu Fachwissen, zur wissenschaftlichen Qualifizierung und zur Erweiterung der Handlungskompetenz bei den Studierenden führen [12].

Im Folgenden werden die Bildungscontrolling-Schritte konkretisiert:

1. Wissenskontrolle nach dem vorbereitenden Unterricht bezüglich Fach- und Methodenwissen

Im vorbereitenden Unterricht werden die Studierenden spezifisch methodisch-didaktisch und fachlich auf die Forschungsaufgabe(n) vorbereitet und dieses Wissen überprüft.

Zentrale Frage: „Haben die Studierenden das für die Forschungsaufgabe nötige Fach- und Methodenwissen?“

2. Akzeptanzkontrolle bei den Studierenden bzw. Lehrenden

Es sollten alle Lehrärzte im Vorfeld (z. B. bei einer Info-Veranstaltung) über das Vorhaben informiert werden. Um die Akzeptanz zu steigern, sollte die Forschungsfrage von den Projektplanern unter Einbeziehung der Lehrärzte entwickelt werden. Betroffene werden somit am Entwicklungsprozess beteiligt.

Die Studierenden werden im einführenden Unterricht auf die Zeit in der Lehrarztpraxis und ihre Forschungsaufgabe vorbereitet. Hierbei ist die Lernchance bei der Bearbeitung der Forschungsfrage zu verdeutlichen.

Zentrale Frage: „Werden Forschungsthematik und Bearbeitungs- bzw. Betreuungsaufwand angenommen?“

3. Transferkontrolle vor Ort bei der Bearbeitung der Forschungsfrage bezüglich der Anwendung des Fach- und Methodenwissens

Lehrärzte beobachten vor Ort, ob die Studierenden das im einleitenden Unterricht Gelernte richtig anwenden. Beispielsweise soll gezeigt werden, dass die Durchführung einer Patientenbefragung durch die Studierenden anhand von Fragebögen richtig bewerkstelligt werden kann.

Zentrale Frage: „Wird das Fach- und Methodenwissen richtig angewendet?“

4a. Prozesskontrolle bezüglich Forschungsaufgabe

Die von den Studierenden erhobenen Daten sollen für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden können. Dieser Verwertungszusammenhang soll jedoch nicht alleiniges Hauptanliegen des Konzepts sein, gleichermaßen soll der Lernprozess bezüglich empirischer Forschung (und patientenzentrierter hausärztlicher Versorgung) im Vordergrund stehen.

Zentrale Fragen: „Ist der Forschungsprozess frei von Selektions- und Informationsbias?“ und „Wird dieser auf potenzielle Störgrößen kontrolliert?“. „Entwickeln die Studierenden die definierten Kompetenzen?“

4b. Prozesskontrolle bezüglich des curriculären Gesamtablaufs

Zentrale Frage: „Funktioniert die Integration der Forschungsaufgabe in den Gesamtablauf?“

5. Ergebniskontrolle

Die Lernziele müssen in Bezug auf die Forschungsaufgaben transparent gemacht und operationalisiert werden, um den Grad ihrer Erreichung messbar zu machen (z. B. Zuwachs an Lösungs- und Handlungskompetenz hausärztlicher Problemstellungen oder Zuwachs an Fachwissen). Beispielsweise kann dies mit einer Vorher-Nachher-Erhebung erfolgen.

Zentrale Frage: „Haben die Studierenden die definierten Fach- und Sozialkompetenzen ausgebildet?“


Ergebnisse

Im Folgenden werden die Schritte zur Implementierung der Forschungsaufgabe in das Blockpraktikum vorgestellt. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, welches lehrdidaktische Material entwickelt werden muss und welche strukturellen Veränderungen eingeführt werden müssen. Des Weiteren wird die Verzahnung mit den einzelnen Bildungscontrolling-Schritten dargestellt (Wissens-, Akzeptanz-, Transfer-, Prozess- und Ergebniskontrolle). Blockpraktikum plus, siehe Tabelle 1 [Tab. 1].

In Tabelle 2 [Tab. 2] ist die Struktur des Pilotprojekts dargestellt.


Diskussion und Schlussfolgerung

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, entlang der ersten Erfahrungen im Pilotprojekt ein Lehr- und Lernkonzept weiterzuentwickeln, welches die wissenschaftliche Qualifizierung von Studierenden durch die Bearbeitung einer Forschungsfrage im Blockpraktikum Allgemeinmedizin ermöglichen soll (Blockpraktikum plus). Dies geschah auf der Basis von klassischen Bildungscontrolling-Schritten. Die Beteiligung von Studierenden an Forschungsprozessen kann als essentieller Schritt angesehen werden, die Kultur der Evidenz-basierten Medizin auszubauen [13].

Allerdings bringt die Durchführung des Blockpraktikum plus für alle Beteiligten (Studierende, Lehrkörper und Lehrarztpraxis) einen zusätzlichen (organisatorischen) Aufwand mit sich. Hinzu kommt, dass für jede neue Forschungsaufgabe entsprechendes Material (für den Unterricht, die Wissens- und Transferkontrollen, die Datenerhebung etc, siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) entwickelt werden muss.

Bei dem vorliegenden Gesamtkonzept ist die Kompatibilität von Forschungsfrage und zu entwickelndem Kompetenzbereich von zentraler Bedeutung. Lautet zum Beispiel die Forschungsfrage: „Liegt Impfschutz laut Praxisdokumentation vor?“, dann entspricht der zu entwickelnde Kompetenzbereich für die Studierenden „Beurteilen und entscheiden können, ob Impfschutz vorliegt oder nicht“ (Entscheidungs- oder Urteilskompetenz [14]). Zusätzlich wird deutlich, dass durch die Implementierung einer Forschungsaufgabe sowohl Sozialkompetenz (z. B. sich einfinden in den Praxisablauf, kommunizieren mit dem Fachpersonal, kommunizieren mit den Patienten bei der Datenerhebung) als auch Fachkompetenz entwickelt werden können. Wichtig dabei ist, dass je nach Forschungsaufgabe diese Kompetenzen spezifiziert, definiert und überprüft werden. Hierbei sind die Definition exakter Zielvariablen, die Vermeidung von Informations- oder Selektionsbias oder die Berücksichtigung von Störgrößen zu beachten. Nach dem Grundsatz der kommunikativen Validierung wird die Forschungsfrage in einem dialogischen Prozess durch die Beteiligten Lehrärzte, Studierenden und Forscher festgelegt. Durch die Möglichkeit, eigene Frage- und Problemstellungen einzubringen, werden Lehrärzte und Studierende von Anfang an in den Forschungsprozess eingebunden und die Akzeptanz solcher Projekte erhöht [15]. Bereits in diesem Prozess kann Sozial- und Fachkompetenz entwickelt werden.

Herausforderungen und Ansätze zur Optimierung für die Implementierung des Blockpraktikum plus

Da die Implementierung in starkem Maße von der Unterstützung der Lehrärzte abhängt, ist es wichtig, diese vorab gut zu informieren und in den Prozess einzubinden. Im Pilotprojekt fühlten sich einige Lehrärzte übergangen, u.a. auch, weil sie nicht in die Entwicklung der Aufgabenstellung bzw. der Forschungsfrage eingebunden waren. Dies sollte zukünftig verbessert werden.

Die Tatsache, dass im Pilotprojekt sensible, praxisinterne Daten erhoben wurden (Dokumentation des Impfstatus in der Praxis-EDV), löste bei einigen Lehrärzten das Gefühl aus, kontrolliert zu werden. Diesbezügliche potentielle Problemfelder sollten rechtzeitig thematisiert und geklärt werden.

Eine weitere Herausforderung stellt die Transferkontrolle innerhalb der Praxis, d.h. die Kontrolle, ob die Aufgabenstellung “richtig“ umgesetzt wurde. Hier könnten zukünftig auch die medizinischen Fachangestellten in die Planung einbezogen werden, was im Pilotprojekt nicht bzw. nicht ausreichend durchgeführt wurde.

Zusammenfassend sind folgende Maßnahmen für die Implementierung im Routinebetrieb wichtig:

  • Rechtzeitige und umfassende Information der Lehrärzte über das Vorhaben (z. B. im Rahmen von regelmäßigen, lehrdidaktischen Semester-Veranstaltungen).
  • Vorbereitung aller Studierenden des Blockpraktikums auf ihre neue Aufgabe (z. B. in einem einführenden Seminar für das Blockpraktikum inklusive Prä-Test).
  • Überprüfung der sachgerechten Durchführung der neuen Aufgabe sowie der Datenerhebung in der Praxis (z. B. durch Transferkontrollinstrumente oder durch die Lehrärzte).
  • Überprüfung des Kompetenzerwerbs (z. B. Feedback in einem abschließenden Seminar bzw. zweiter Teil einer Prä-Post-Erhebung)
  • Auswertung und weitere Aufbereitung des Datenmaterials sowie dessen Präsentation (z. B. in workshops).

Das erweiterte Blockpraktikum in Allgemeinmedizin (Blockpraktikum plus) bringt eine wesentliche Veränderung des Lehr- und Lernalltags mit sich. Das Modell lässt sich prinzipiell auf andere Praktika im Medizinstudium übertragen und kann als Instrument für Lehrende im Rahmen einer longitudinalen Kompetenzvermittlung wissenschaftlicher Basisfertigkeiten genutzt bzw. eingesetzt werden. Auf einen angemessenen zeitlichen Rahmen bei der Bearbeitung der Forschungsaufgabe ist zu achten, damit die klinische Ausbildung nicht in den Hintergrund gerät.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenskonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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