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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Thorsten Haas, Elgar Oswald: Kinderanästhesie - nachschlagen, verstehen, entscheiden

Buchbesprechung Humanmedizin

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  • corresponding author Marcus Krüger - Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Intensivmedizin, Freiburg, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2011;28(2):Doc23

doi: 10.3205/zma000735, urn:nbn:de:0183-zma0007353

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2011-28/zma000735.shtml

Eingereicht: 11. Februar 2011
Überarbeitet: 1. April 2011
Angenommen: 1. April 2011
Veröffentlicht: 16. Mai 2011

© 2011 Krüger.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Bibliographische Angaben

Thorsten Haas, Elgar Oswald

Kinderanästhesie - nachschlagen, verstehen, entscheiden

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Seiten: 128, € 19,80

ISBN: 978-3-8047-2840-0


Rezension

Altersabhängige Besonderheiten von Anatomie, Physiologie und Pharmakologie machen die Anästhesie von Kindern anspruchsvoll. Hinzukommen Krankheitsbilder, die es so in keinem anderen Lebensalter gibt. Das kleine, handlich Buch Kinderanästhesie –nachschlagen, verstehen, entscheiden (Haas, Oswald, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2011) bietet hier vor allem Anästhesisten, die nicht täglich mit der Narkose von Kindern beschäftigt sind Unterstützung. Das Vorwort betont, dass das „praxisnahe Nachschlagewerk“ aus einem klinikinternen Manual entstanden ist.

Das Kitteltaschenbuch ist gut gegliedert, sehr übersichtlich aufgebaut und bietet auch durch das Sachregister die Möglichkeit schnell die entscheidenden Seiten im Buch zu finden. Die Medikamentenliste im Anhang ist umfassend und übersichtlich. Das Buch ist auf dem aktuellen Stand der Therapieempfehlungen und technischen Verfahren. Das Kapitel über Allgemeine Aspekte der Kinderanästhesie bietet einen hervorragenden kurzen Überblick über das allgemeine Vorgehen und enthält in grau unterlegt wichtige Tipps und besondere pädiatrische Aspekte, die elementar für die Betreuung von Kindern unter Narkose sind. Teilweise ist das Vorgehen Punkt für Punkt aufgelistet, die Größe der benötigten Materialien ist gewichtsspezifisch genannt, so können die Maßnahmen Schritt für Schritt direkt umgesetzt werden. Diese praxisnahe Herangehensweise ist eine große Stärke des Buches und wird sicher dazu führen, dass er gerne gelesen wird und nicht nur in der Kitteltasche stecken bleibt.

Betont wird positiver weise mehrfach, dass es sich bei den vorgeschlagenen Vorgehensweisen um den Standard handelt, der in Innsbruck üblich ist. Damit wird einerseits klar „so kann man es machen“ andererseits nicht postuliert, dass es das einzig mögliche Vorgehen ist.

Auch das wichtige Kapitel über postoperative Schmerztherapie ist hervorragend für die direkte Umsetzung geeignet. Hier ist deutlich zu spüren, dass erprobte Therapieprinzipien vermittelt werden. Hier liegt aber auch ein Problem des Kitteltaschenbuches in der Umsetzung eines klinikeigenen Manuals in eine publizierte Empfehlung, Zulassungsbeschränkungen von Medikamenten sollten benannt werden. So steht z. B.: unter Diclofenac zwar „kann ab 1 Jahr gegeben werden (Herstellerangaben beachten)“. Der Hinweis, dass dieses Medikament erst ab 6 bzw. 15 Jahren in Deutschland zugelassen ist, sollte in einem solchen Text nicht fehlen.

Im Kapitel „spezielle Aspekte der Kinderanästhesie“ werden die anästhesiologischen Vorgehensweisen der „häufigsten“ operativen Eingriffe dargestellt. Dieses Kapitel zeigt Schwächen. Zum einen erscheint die Auswahl der Operationen unübersichtlich und bei den meisten (einfachen) Eingriffen wiederholt sich die Angabe der Anästhesietechnik, der Medikamente und Infusionen. Diese Auflistung ist für eine Check-Liste in der Klinik geeignet, bietet aber in diesem Buch auf mehreren Seiten redundante Information, die sich in einer Tabelle, wie sie dem Kapitel vorangestellt ist, besser hätte darstellen lassen. Einige neonatologische Krankheitsbilder sind kurz und gut beschrieben, teilweise mit Bildern und Abbildungen präsentiert, während bei anderen wichtige neonatologische Details nicht erwähnt sind (wie zum Beispiel die Besonderheiten des präoperativen Managements bei Zwerchfellhernie).

Stiefmütterlich wurde das Kapitel des „Equipment im Kinder-OP“ behandelt. Zwei der Abbildungen sind weder übersichtlich noch notwendig. Die dargestellten Vorgehensweisen hätten kürzer abgehandelt werden können. Die dargestellte transkutane CO2- Messung ist zwar Standard auf der neonatologischen Intensivstation, im OP gibt es aber besser geeignete Verfahren zur CO2-Messung. Dafür fehlen Details zu Beatmungsgeräten, besonders für Früh- und Neugeborene. Für den „schwierigen Atemweg“ fehlen wichtige Angaben. Neben dem Equipment zur Kapnometrie bei unsicherer Tubuslage, sollte die Option einer Videolaryngoskopie oder bronchoskopischen Intubation (verfügbare Systeme und Problematik im Kindesalter) erwähnt werden.

Insgesamt ist das Kitteltaschenbuch gut geschrieben, angemessen im Preis, übersichtlich und enthält viele wichtige, praktische Tipps, sodass es eine gute Unterstützung in der anästhesiologischen Versorgung von Kindern ermöglicht.


Intersessenskonflikt

Der Author erklärt, dass er keine Interessenskonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.