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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Bericht zum Tag der Lehre 2010 an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg am 02.07.2010

Konferenzbericht Humanmedizin

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GMS Z Med Ausbild 2011;28(1):Doc07

doi: 10.3205/zma000719, urn:nbn:de:0183-zma0007193

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2011-28/zma000719.shtml

Eingereicht: 13. September 2010
Überarbeitet: 13. September 2010
Angenommen: 13. September 2010
Veröffentlicht: 4. Februar 2011

© 2011 Kraneburg.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Bericht

Im Auftrag der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke habe ich das Symposium „Lernen lernen- Theorien und Strategien eines lebenslangen Prozesses“ (http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/tdl.html) besucht. Ich bin Studierende der Humanmedizin im 5. Semester und berichte deswegen aus der Sicht einer Studentin.

1. Eröffnungsvortrag: Wie funktioniert das Lernen im Gehirn? Ergebnisse aus der Forschung (Prof. Dr. Henning Scheich, Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg)

Der Vortrag war inhaltlich nicht sehr anspruchsvoll, da er Oberstufenbiologiewissen einer Nervenzelle enthielt, sich auf Quellen bezog die mindestens zwanzig Jahre alt waren, recht oberflächlich blieb und die erhofften neuen innovativen Studien zum Thema Lernen nicht enthielt. Das wichtigste Fazit des Vortrags war: Es entstehen viele synaptische Kontakte, die im Laufe der frühen Entwicklung bei Nichtbenutzung selektiv abgebaut werden, während die für individuelle Bedürfnisse und spätere Kompetenzen benutzten Synapsen erhalten bleiben.

2. Innovative Ansätze in Lehre und Lernen (Prof. Dr. Robin Stark, Philosophische Fakultät III, Universität Saarland)

In der Einführung begann er mit der Problematik des trägen Wissens, das kognitiv, metakognitiv, motivational, instruktionstheoretisch und didaktisch unterstützt werden kann.

Die POL-Systematik berücksichtigt diese Verhältnisse und ist in der Lage, sich flexibel der aktuellen Entwicklung anzupassen.

In drei Studien wurden POL, instruktionsorientiertes Lernen IOL und additiv kombinierte Konzeption AK verglichen. Ich hätte mir gewünscht, dass dies wegen des komplexen Inhalts ein wenig ausführlicher dargestellt worden wäre.

Fazit der Studien: komplexe Problematiken sind besser mit dem POL-System zu lösen, wenig komplexe mit IOL.

3. Nachhaltiges Lernen im Studium (Prof. Dr. Thomas Fuhr, Pädagogische Hochschule Freiburg)

In der Einführung gab Herr Prof. Fuhr einen Einblick in die Analyse der universitären Programmatik im letzten Jahrhundert. Dabei wurden Begrifflichkeiten wie das Bild des Elfenbeinturms und andere Theorien diskutiert. Der Überblick war sehr passend gewählt und hat gerade für Studenten-Niveau einen guten Bildungsentwicklungsüberblick gegeben.

Dabei habe ich mein Studium in folgenden Sätzen wiedergefunden:

Zum Lernen gehört gemeinsame Reflexion darüber was dem Beruf als Teil des „Menschseins“ ausmacht. Man muss eine Übereinstimmung im eigenen Anspruch an das Studium und Studium finden.

4. Die Lerntypentherorie: Hilfreiches Rezept oder populärer Irrturm (Prof. Dr. Maike Looß, Inst. für Fachdidaktik der Naturwissenschaften, Technologische Universität Braunschweig)

Einführung und Basis des Vortrags war das Buch von Frederic Vester: „Denken, Lernen, Vergessen“. Frau Professor Looß stellte die Lerntypen vor und reflektierte diese kritisch auch mit Hinblick auf die vielen Ratgeber etc., die es zu diesem Thema gibt. Sie schloss die kritische Betrachtung mit dem Satz: Anschaulichkeit ist für das Lernen günstig; gedankliche Leistung jedoch immer notwendig.

Fazit ihres Vortrags: Wichtig für erfolgversprechendes Lernen ist abhängig von der individuellen Lernintention und Motivation, und dieses ist nicht in Ratgebern zu finden.

5. Praktisches Üben - Grenzen des Lernens (Prof. Dr. Udo Obertacke, Chirurg, Medizische Fakultät Mannheim)

Herr Professor Obertacke stellte eine Studie vor, die junge Chirurgen vor und nach Training mit verschiedenen Methoden vor 98 Gallenentfernungen verglich. Die Trainingsmethoden waren konservatives Training, mentales Training und praktisches Training. Dabei zeigten Assistenzärzte mit konservativem Training (Beobachten und Assistieren) eine signifikante Verbesserung, Assistenzärzte mit mentalem Training (Durchsprechen der Operation, Auswendiglernen der Operation und desmotorische Übung mit und unter Supervision) eine signifikant höhere Verbesserung und Assistenten mit praktischem Training (z.B. Übungen am Schwein) eine Verschlechterung.

Dieses Ergebnis hat mich sehr erstaunt.

6. Workshop „Selbstreguliertes Lernen“ (Jan Griewatz, Kompetenzenzentrum für Hochschuldidaktik in Medizin Baden-Württenberg, Tübingen)

Die zwei Stunden sollten geplant mit einer Einführung beginnen, in der die Problematik des Lernens dargestellt wird. Darauf aufbauend sollten ausgewählte Lese und „Mind-Map“ Strategien vorgestellt und dann auch geübt werden. In der Gruppe haben ca. 20-25 Medizinstudierende aus Mannheim teilgenommen. Der Dozent kam nicht dazu, sein geplantes Programm durchzusetzen, da er in eine lange Diskussion über die Studienerfahrungen der Teilnehmer verwickelt wurde. Die Hauptproblematik schien, dass man nicht für sich und seine Bedürfnisse und Anforderungen lernt, sondern durchweg um die Prüfung zu bestehen. Und obwohl ich mich kurz vor meiner Klausur wie die Mannheimer Studenten fühle, war ich auch etwas stolz, dass ich eine Universität besuchen, deren Schwerpunkte anders gesetzt sind.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, das sie keine Interessenskonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.