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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Medizinbibliotheken heute. Orte im digitalen Wandel – Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. vom 26. bis 28. September 2016 in Göttingen

Medical libraries today. Spaces in digital transformation – Annual Meeting 2016 of the German MLA (AGMB), September 26th to 28th in Göttingen

Tagungsbericht AGMB-Jahrestagung in Göttingen 2016

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  • corresponding author Georg Zippenfenig - Veterinärmedizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich
  • David Frank - Veterinärmedizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich

GMS Med Bibl Inf 2016;16(3):Doc24

doi: 10.3205/mbi000379, urn:nbn:de:0183-mbi0003796

Veröffentlicht: 22. Dezember 2016

© 2016 Zippenfenig et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Die jährliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) fand 2016 von 26.09. bis 28.09. unter dem Motto „Medizinbibliotheken heute. Orte im digitalen Wandel“ in Göttingen statt. Die Tagung wurde von der Bereichsbibliothek Medizin der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) ausgerichtet. Der Tagungsbericht gibt eine Rückschau über die drei Veranstaltungstage, über Programmschwerpunkte, das Rahmenprogramm und den Tagungsort.

Schlüsselwörter: Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen, AGMB, Jahrestagung 2016, Göttingen

Abstract

The Annual Meeting of the German MLA (AGMB) took place in Göttingen, Germany from September 26th to 28th, 2016. The meeting was organised and co-hosted by the Departmental Library for Medicine of Göttingen State and University Library. This year’s motto was “Medical libraries today. Spaces in digital transformation”. In the following, we provide a short summary of the conference programme.

Keywords: German MLA, AGMB, annual meeting 2016, Göttingen


Eröffnung

Die Tagung wurde Montagnachmittag feierlich eröffnet. Unter der Moderation von Iris Reimann, der Vorsitzenden des Vorstands der AGMB, hob die Veranstaltung traditionell mit Grußworten, in diesem Fall vom Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) Wolfram Horstmann, an. Im Anschluss daran folgte ein von Dagmar Härter gehaltener lokaler Beitrag unter dem Titel „Die Bereichsbibliothek Medizin der Universität Göttingen. Ein Ort im digitalen Wandel“. Den Schluss der Eröffnungs-Session bildete der Festvortrag „Wie sieht moderne medizinische Lehre aus? Neues aus der Forschung an der UMG“ von Nikolai Schulper.

Dagmar Härter war darüber hinaus maßgeblich daran beteiligt, dass das jährliche Treffen zum vollen Erfolg wurde. Die Organisation der Tagung klappte (aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer) einwandfrei, an den drei Tagen fand ein reger Austausch in äußerst gelungener Atmosphäre statt. Nicht zuletzt trug dazu auch die malerische Universitätsstadt Göttingen bei, die sich im herbstlichen Gewand von ihrer besten Seite zeigte.

Im Anschluss an den lokalen Beitrag fanden, den Gepflogenheiten früherer Tagungen folgend, die Arbeitskreissitzungen der Krankenhausbibliotheken, Universitätsbibliotheken sowie Pharmabibliotheken statt. Da die Nachfrage nach dem Arbeitskreis der Pharmabibliotheken in den letzten Jahren faktisch nicht gegeben war, wird dieser Arbeitskreis in Zukunft auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Nach den Arbeitskreisen begann die Mitgliederversammlung der AGMB. Unter reger Beteiligung wurde hier beispielsweise darüber diskutiert, wie es mit dem Leuchtturmwettbewerb in Zukunft weiter gehen soll, aber auch das Redesign des AGMB-Logos sorgte für zahlreiche Wortmeldungen. Den Abschluss des ersten Tages bildete der lokale Abend in der Bereichsbibliothek Medizin, begleitet von Führungen durch die fulminanten Räumlichkeiten der Bibliothek. Die wenigsten Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer können in ihren Bibliotheken einen Eltern-Kind Bereich mit Spielecke, Wickelraum und Eltern-Kind-Arbeitszimmer anbieten. Ein weiterer, wohl nicht alltäglicher Service ist die Bereitstellung eines Maker-Spaces, bestehend aus 3-D-Drucker, 3-D-Scanner und Poster Plotter. An diesen Geräten können Studierende ihren Ideen freien Lauf lassen – sei es, um Knochen oder andere studienrelevante Dinge herzustellen, oder sei es, um Figuren aus Star Wars und anderen Welten plastische Gestalt zu verleihen.


Schwerpunkt ZB MED

Eines der bestimmenden Themen, das sich wie ein Leitmotiv immer wieder in den drei Tagen wiederfand, war ZB MED. Der Prozess um die drohende Abwicklung zog sich wie ein roter Faden durch das Jahr 2016. Auch auf der AGMB-Tagung war ZB MED, die einen unverzichtbaren Beitrag in den Bereichen Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- sowie Agrarwissenschaften leistet, verständlicherweise in aller Munde.

Dies allerdings nicht nur als Gesprächsthema im Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen, sondern auch weil sich Vorträge über diverse Produkte, Dienstleistungen und Angebote im Tagungsprogramm wieder fanden. So wurden Beiträge zu „LIVIVO“ und „Forschungsdaten in der Medizin“ angeboten. Zu diesen beiden Themen fand auch jeweils ein Treffpunkt am Dienstagnachmittag statt.

Weiters war ZB MED durch Ursula Arning und das Thema „ZB MED – Open-Access Publikationsspezialist für die Lebenswissenschaften“ sowie durch Ulrike Ostrzinski und Elke Roesner mit „Krisenkommunikation bei ZB MED“ beim diesjährigen Posterwettbewerb vertreten.

Der letzte Vortrag der Tagung wurde von Ulrich Korwitz mit dem Titel „Die ZB MED in rauer See“ gehalten. In diesem wurde die weitere Zukunft der ZB MED thematisiert, die es glücklicherweise Weise geben wird. Korwitz wurde wegen seiner Verdienste um das medizinische Bibliothekswesen im Allgemeinen und die AGMB im Speziellen zum AGMB-Ehrenmitglied ernannt.

Nicht zuletzt überzeugten Ursula Arning, Birte Lindstädt und Jasmin Schmitz mit dem eingereichten Projekt PUBLISSO, das Open-Access-Publikationsportal von ZB MED die Jury des Leuchtturmwettbewerbes, die diesem Projekt den ersten Preis zusprachen.


Honoriges: Posterwettbewerb und Leuchtturmprojekte

Dennoch stellt eine Fokussierung auf die ZB MED eine allzu grobe Verkürzung dar, die dem umfassenden Programm der Tagung nicht gerecht wird. Fangen wir von hinten an – und gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern der Postersession und der Leuchtturmprojekte herzlich!

Die ausgestellten Poster präsentierten auf komprimierter Fläche verschiedene in der Vergangenheit durchgeführte Projekte. Diese konnten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die ganze Tagung über bewertet werden. Diana Mader schaffte es, mit ihrem Poster zum Projekt „24 h-Bibliothek“ der Medizinbibliothek des Universitätsklinikums Tübingen am meisten zu überzeugen und holte damit den ersten Platz. Petra Burkert von der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz belegte mit dem Poster „Besuch & Buch: Soziale Bibliotheksarbeit in Graz nach dem Modell der Bücherhallen Hamburg“ den zweiten Platz. Den dritten Platz sicherte sich Christian Vogel von der medizinischen Bibliothek der Vinzenzgruppe respektive dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz und dem Projekt „Newsletter der Krankenhausbibliothek“.

Nicht unerwähnt bleiben sollen Sergio Trevisan von der APSS Biblioteca Medica Trento und sein Posterbeitrag „Die Biblioteca medica Trient und die Initiative: Es gibt ein Kind im Krankenhaus... Schenk ihm ein Buch!“ sowie Evamaria Krause vom Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg mit dem Poster zum Thema „Dienstleistungen rund um elektronische Laborbücher (ELNs) — Ein Vergleich der Herangehensweisen verschiedener Bibliotheks- und Informationseinrichtungen“ und natürlich die oben schon beschriebenen Beiträge „Krisenkommunikation bei ZB MED“ von Ulrike Ostrzinski und Elke Roesner sowie „ZB MED – Open-Access-Publikationsspezialist für die Lebenswissenschaften“ von Ursula Arning.

Dagmar Härter war nicht nur Gastgeberin und Organisatorin, sie stellte sich zudem mit dem Projekt „Einrichtung eines Eltern-Kind-Bereiches in der Bereichsbibliothek Medizin“ der Leuchtturmprojekt-Fachjury. Diese war vom Ergebnis begeistert und bedachte es mit einem geteilten zweiten Platz. Die andere Hälfte des zweiten Platzes ging an die Fachbereichsbibliothek Bühlplatz der UB Bern und namentlich an die Preisträger Gerhard Bissels, Stefan Grossjean, Franziska Lanz sowie Michelle Schaffer, die mit der gelungenen Durchführung des „Berner e-Day-Projekts“ zu überzeugen wussten.


Vorgetragenes

Die erste Session des Mittwochs (und siebte Session der Tagung) hielt drei spannende Vorträge bereit, die von Stefanus Schweizer anmoderiert wurden. Zunächst berichtete Marta Nadraga, Leiterin der wissenschaftlichen Bibliothek der Lviver nationalen medizinischen Danylo-Halyzky-Universität, über die „Aktuelle Situation der medizinischen Bibliotheken in der Ukraine“. Danach referierten Margo Bargheer und Sabine Witt vom Gastgeber, der SUB Göttingen zum Thema „Wer Open Access fordert, tut gut daran, Open Access zu fördern“ und boten hier einen kompakten Einblick in die Herangehensweise der SUB. Der dritte Beitrag war ein Erfahrungsbericht über den diesjährigen „EAHIL-Kongress in Sevillia“. Maurizio Grilli von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg berichtete über die Veranstaltung und machte allen Hörerinnen und Hörern eine Teilnahme am nächstjährigen Kongress schmackhaft.

Rund 24 Stunden zuvor wurde in Session zwei, die von Dagmar Härter moderiert wurde, von Andreas Bohne-Lang ein Einblick in die immer wichtiger werdende Thematik „Semantische Daten für den Webauftritt einer Bibliothek“ gegeben. Dieser Manifestation des digitalen Wandels folgte der oben schon erwähnte Vortrag „LIVIVO: Neue Herausforderungen an das interdisziplinäre Suchportal Lebenswissenschaften“ von Jana Pössel und Christoph Poley.

Nach einer vormittäglichen Pause referierten in Session drei, von Katrin Wibker moderiert, Henriette Senst und Katharina Heldt von der Bibliothek des Robert Koch-Instituts in Berlin und Wernigerode zur „Rolle der Bibliothek im Forschungszyklus“. Hier wurden vor allem praktische Einblicke geboten, wie sich eine Bibliothek geschickt aus dem Dornröschenschlaf wecken lässt und für Forscherinnen und Forscher (wieder) attraktiv wird. Auch in dieser Session gab es einen Beitrag der ZB MED, der ebenso weiter oben schon Erwähnung fand. Jasmin Schmitz stellte „Forschungsdaten in der Medizin – Management und Publikation aus bibliothekarischer Sicht“ vor.

In der Mittagspause bestand die Möglichkeit, die Firmenausstellung zu besuchen. Angeführt von Hauptsponsor EBSCO Health warteten an nicht weniger als 25 Ständen Vertreterinnen und Vertreter von Firmen, die Produkte anbieten, die die bibliothekarische Arbeit vereinfachen und Bibliotheksnutzerinnen und -benutzern einen Mehrwert bieten auf Besuch und Interessensaustausch.

Auch dieses Jahr gab es wieder zahlreiche Product Reviews, denen es sich durchaus lohnte beizuwohnen. Diese fanden vornehmlich in den Mittagspausen statt.

Auch gab es vor dem Beginn der Tagung bereits die bewährten Fortbildungsworkshops. Zum einen wurde von Elke Zitzke vom Unternehmen Lüschow Zitzke aus Krefeld ein praxisnaher Einblick in eine spannende Thematik geboten: „Verhandeln (nicht nur) für Krankenhausbibliothekare“. Der zweite Workshop behandelte ein Thema, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat: „Bibliometrische Methoden zur Forschungsunterstützung“. Dieser wurde von Michaele Adam von der SLUB Dresden gehalten.

Der Dienstagnachmittag begann mit der vierten Session, die von Stefanus Schweizer und Katrin Wibker geleitet wurde. In ihr fanden sich fünf Kurzvorträge im Format fünf plus fünf – fünf Minuten Vortrag, fünf Minuten Diskussion – wieder. Der erste Vortrag wurde von Christine Ebel vom Prodekanat für Lehre und Julia Thor von der Ärztlichen Zentralbibliothek des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gehalten und beschäftigte sich mit der hauseigenen Lösung „iMED Textbook – Eine innovative, webbasierte Lernplattform mit maßgeschneiderter und lizenzierter Curriculumsliteratur“. Die zweiten zehn Minuten gehörten Eike Spielberg von der UB Duisburg-Essen. Er stellte das „Bibliometrieservice der UB DuE“ genauer vor. Die umtriebige Gastgeberin Dagmar Härter präsentierte danach den „Aufbau eines Makerspace in der Bereichsbibliothek Medizin Göttingen“ frei nach dem Motto „Studieren – aber auch mal was Probieren!“. István Tibor Nebel von der Zentralbibliothek Medizin der Universität Leipzig brachte der Hörerschaft ein Konzept näher, das auch direkt mit dem digitalen Wandel zusammenhängt: „Moderne Informationsvermittlung mittels MOOC – ein Konzept der Zentralbibliothek Medizin“. Das Ende dieser Session nahm das Thema „Fit für die Facharbeit“, präsentiert von Simone Petermeise von der Medizinischen Bibliothek der RWTH Aachen ein.

Im Anschluss wartete auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Session fünf, die aus fünf Treffpunkten bestand, in denen explizit zum Gedankenaustausch und zur Mitarbeit eingeladen wurde.

Den ersten Treffpunkt gestaltete Jasmin Schmitz von der ZB MED zum Thema „Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement: Wie kann die Rolle von Bibliotheken aussehen?“

In Treffpunkt zwei ging es verrucht zur Sache. Unter der Moderation von Katrin Wibker führte „Alternative Beschaffungswege für Literatur: SciHub, ResearchGate und Co. Welche Konsequenzen ziehen Bibliotheken daraus?“ zu einer regen Diskussion zwischen den Kolleginnen und Kollegen.

Treffpunkt drei wurde kurz und sachlich mit „LIVIVO“ betitelt – Jana Pössel und Christoph Poley gestalteten ihn gewohnt professionell.

Treffpunkt vier wurde von Frau Jutta Matrisciano von der Universitätsmedizin Mannheim geleitet – er behandelte mit „Coffee Lectures - eine gute Idee auch für Medizinbibliotheken!“ einen innovativen Weg für Bibliotheken, unkonventionell Publikum zu erreichen, das andernfalls Bibliotheken eventuell fern bleibt. Schließlich moderierte Oliver Obst den fünften Treffpunkt „Neue Lerntools in der Medizin: Amboss, Via Medici und Co.“.

Nach einer Pause wurden vier der fünf Treffpunkte wiederholt, um den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit zu geben, einem der anderen Themen beizuwohnen. Leider konnte der Vortrag von Oliver Obst aus Termingründen nicht wiederholt werden, an seiner statt schlug sich allerdings Alexander Messerschmid vom kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost mit dem Thema „Patient/innen als Kund/innen der Krankenhausbibliothek“ mehr als wacker.

Damit war diesem Veranstaltungstag ein Ende beschieden, aber erfreulicher Weise setzte er sich im geselligen Abend fort. Im wunderbar stimmungsvollen Ambiente eines Restaurants am Rande der Göttinger Innenstadt kamen bei hervorragendem Essen und gepflegten Getränken Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer sowie Ausstellerinnen und Aussteller rasch ins Gespräch.

Wie oben beschrieben erlebten die Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer eine perfekt organisierte Tagung mit spannenden Programmpunkten. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Göttinger Ortskomitee.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.