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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Teaching Library – Umsetzung eines Konzeptes in vielen Facetten an der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim

Teaching library – realization of a concept with many facets at the library for the medical faculty of Mannheim

Fachbeitrag

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  • corresponding author Martina Semmler-Schmetz - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Bibliothek, Mannheim, Deutschland
  • author Jutta Matrisciano - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Bibliothek, Mannheim, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2014;14(1-2):Doc10

doi: 10.3205/mbi000307, urn:nbn:de:0183-mbi0003077

Veröffentlicht: 28. August 2014

© 2014 Semmler-Schmetz et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Seit 2004 gehören zum Schulungsangebot der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim neben fakultativen auch curricular verankerte Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz. Beide Kurstypen werden kontinuierlich weiterentwickelt und um E-Learning-Ressourcen ergänzt mit dem Ziel, maßgeschneiderte, am jeweiligen Informationsbedarf orientierte und zeitlich sowie räumlich flexibel verfügbare Angebote für alle zentralen Zielgruppen an der Universitätsmedizin Mannheim bereitzustellen. Der Artikel beschreibt Rahmenbedingungen, Inhalte und Weiterentwicklung des Schulungsangebotes sowie die Ziele des zugrunde liegenden Schulungskonzeptes.

Schlüsselwörter: Medizinbibliothek, Mannheim, Teaching Library, Vermittlung von Informationskompetenz

Abstract

Since 2004 the library for the medical faculty of Mannheim has been offering a course program consisting of both optional and mandatory information literacy training courses. Both types of classes are continuously being refined and additional e-learning resources developed in order to provide all main target groups at the “Universitätsmedizin Mannheim” with customized offerings that meet their information needs and that are available flexibly in terms of time and space. This article describes the general framework, contents and development of the course program as well as the objectives of the underlying training concept.

Keywords: medical library, Mannheim, teaching library, information literacy instruction


Einleitung

Die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg wurde 1964 als zweite Klinische Fakultät gegründet, um die Versorgung der zahlreichen Medizinstudierenden der Universität Heidelberg in hoher Qualität auch im klinischen Abschnitt des Studiums zu gewährleisten. Als Standort wurde das Universitätsklinikum Mannheim gewählt.

Zum Wintersemester 2006/07 erfolgte mit Einführung des Mannheimer Reformierten Curriculums „MaReCum“ (http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/imstudium/marecum/) der Ausbau zur Vollfakultät – pro Jahrgang beginnen aktuell ca. 200 Studierende hier ihre medizinische Laufbahn. Neben dem Studium der Humanmedizin bietet die Medizinische Fakultät Mannheim auch vier verschiedene Masterstudiengänge an. Diese sind als kompakte, international ausgerichtete Programme konzipiert und richten sich sowohl an Interessenten mit einem einschlägigen ersten akademischen Abschluss als auch unter bestimmten Bedingungen an Medizinstudierende des reformierten Studienganges Humanmedizin in MaReCuM (http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/imstudium/marecum/). Die Masterstudiengänge (Medical Physics, Biomedical Engineering, Health Economics sowie Translational Medical Research) sind englischsprachig und entsprechen unter anderem durch ihre modulare Struktur und die Vergabe von Credit Points (ECTS) den Vorgaben des Bologna-Prozesses zur Schaffung eines europäischen Hochschulraums.

Neben diesen Zielgruppen sind die Ärzte und Angehörigen der Gesundheitsberufe beim Universitätsklinikum sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Mannheimer Medizinfakultät die „Kunden“ der Bibliothek. Im Jahr 2013 verzeichnet die Statistik ca. 1.900 aktive Nutzer (Jahresbericht 2013, http://www.umm.uni-heidelberg.de/bibl/ueberuns/2013_jahresbericht.pdf).

Durch diese facettenreiche Zusammensetzung der Benutzerschaft hat sich an der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim ein breit gefächertes System von Kursen zur Vermittlung von Informationskompetenz entwickelt, wobei jederzeit ein aufmerksamer Blick auf neue Anregungen und den Stand der Fachdiskussion auf dem Gebiet der „Teaching Library“ geworfen wird – besonders im Rahmen der regelmäßigen Teilnahme unserer Mitarbeiter an zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen sowie Tagungs- und Kongressbesuchen.


Kursangebote

Curriculare Kurse

Die Einbindung der Schulungsveranstaltungen in das Curriculum des Medizinstudiums hat an der Medizinischen Fakultät Mannheim eine Tradition, die schon in die Jahre vor dem Ausbau zur Vollfakultät zurück reicht. Bereits im WS 2004/05 nahmen die Studierenden zum Beginn des Hauptstudiums im Rahmen eines neu konzipierten Querschnittscheins „Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik“ an Schulungsveranstaltungen zur effektiven Literaturrecherche teil. Mit Einführung der Vorklinik wurde auch die Konzeption einer Veranstaltung erforderlich, die die Erstsemester mit Informationen über die Serviceleistungen der Bibliothek, die Nutzungsmodalitäten (Selbstbedienungsfunktionen durch RFID-Einsatz) sowie die vorhandenen Ressourcen in gedruckter und elektronischer Form versorgt. Dies wird durch eine ins Propädeutikum integrierte 45-minütige Vorlesung gewährleistet, die von mehreren fakultativen Terminen für kleinere Gruppen zum Recherche-Training vor Ort in der Bibliothek begleitet wird.

Zu Beginn des Hauptstudiums benötigen die Studierenden erstmals vertiefte Kenntnisse, um die effektive Recherche in Literaturdatenbanken – zu nennen sind PubMed, MEDPILOT, Web of Science – durchführen zu können. Hier wurden die curricularen Veranstaltungen der Bibliothek, die sich seit ihrem Start im WS 2004/05 bewährt hatten und von der studentischen Zielgruppe in regelmäßigen Evaluationen positiv bewertet wurden, im Rahmen der modularen Konzeption des Mannheimer Reformierten Curriculums in das Modul „Gesellschaft und Gesundheit“ integriert, dessen Organisation und Durchführung dem Mannheimer Institut für Public Health (http://miph.umm.uni-heidelberg.de/miph/cms/) obliegt, das mit der Bibliothek und weiteren Einrichtungen der Fakultät kooperiert.

Dieses Modul soll den Studierenden ein grundlegendes Verständnis für die Einordnung des Gesundheitswesens in die gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen vermitteln. Hierzu gehört insbesondere ein Einblick in die Grundlagen und Methodik der evidenzbasierten Medizin sowie die Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Prävention, Gesundheitsförderung und Krankheit (http://miph.umm.uni-heidelberg.de/miph/cms/front_content.php?idcat=115).

Die anwesenheitspflichtigen Kurse der Bibliothek orientieren sich hinsichtlich der Recherchethemen inhaltlich an den Wochenthemen des Moduls – beispielsweise „Umwelt und Arbeit“, „Psychosoziale Dimension der Gesundheit“, „Prävention und Gesundheitsförderung“ – und erhalten dadurch von Seiten der Zielgruppe erhöhte Aufmerksamkeit, da in den Kursen Literatur zu bekannten Themen recherchiert wird. Die Konzeption dieser curricular integrierten Kurse erfolgte im Rahmen von Planungs-Meetings mit den für die Lehre in diesem Modul verantwortlichen Professoren und Dozenten, um eine maximale Qualität der Vernetzung der einzelnen Veranstaltungen zu erreichen. So werden alle Lehreinheiten im Seminarstil mit maximal 25 Teilnehmern gehalten und sind inhaltlich aufeinander abgestimmt. Als gemeinsames Arbeitsinstrument erfolgte die Erstellung eines Modul-Steckbriefes, in welchem die an der Durchführung der Lehrveranstaltungen Beteiligten die Lernziele der einzelnen Fächer (Sozialmedizin, Notfallmedizin, Gesundheitsökonomie, Umweltmedizin, Biometrie) festhielten. Dieser Modul-Steckbrief wiederum wird je nach Bedarf und aktuellen Entwicklungen vor Beginn eines neuen Studienjahres aktualisiert. Ebenso finden einmal pro Jahr Evaluations-Meetings der Lehrverantwortlichen für jeden der o.g. Teilbereiche des Moduls „Gesellschaft & Gesundheit“ statt.

Pro Semester, das sich in 2 Lehrblöcke gliedert, finden 2x6 Kurse der Bibliothek statt. Auf diese Weise werden pro Studienjahr 24 Seminare durchgeführt. Die Teilnehmerzahlen belaufen sich insgesamt auf ca. 400 Studierende (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die Kurse sind hinsichtlich der Lerninhalte so konzipiert, dass von der Vermittlung von Suchstrategien in bekannten Recherchewerkzeugen wie dem online-Katalog der Bibliothek ausgehend nun Themen angesprochen werden, die die Studierenden im Grundstudium überwiegend noch nicht benötigten, so z.B. die Recherche nach Dissertationen (Abstracts/Volltexte) sowie die vertiefte Recherche nach Literatur in Fachzeitschriften in gedruckter und elektronischer Form. Ergänzend hierzu wird in den beiden darauffolgenden Kursen die effektive Literatursuche in verschiedenen bibliographischen Fachdatenbanken geschult. Hier erhalten die Studierenden einen Überblick über die wichtigsten Recherchewerkzeuge, den Aufbau der jeweiligen Datenbank und besondere Features der Expertensuche, um für eine thematische Recherche die in den STM-Fächern unverzichtbare aktuelle Zeitschriften-Literatur auswerten zu können. Als ergänzende Themen in den Kursen sind Hinweise zum korrekten Zitieren von Texten und Bildmaterialien und zur inhaltlichen Bewertung von Internetquellen sowie Linktipps zu weiteren Ressourcen auf dem Gebiet „Public Health“ zu nennen (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Zu den in den Kursen vorgestellten Datenbanken gehören MEDPILOT, Web of Sciene & Biosis, Google Scholar, PubMed sowie die Cochrane Library. Die Konzeption der 90-minütigen Veranstaltungen folgt dem bewährten „Rezept“ von Vortragsphasen, live-Präsentationen in der jeweiligen Datenbank sowie zahlreichen Übungsphasen für die Teilnehmer als aktivierendes Element – nicht zu vergessen ausreichende Zeitpuffer, um den Studierenden die Gelegenheit für Nachfragen zu den einzelnen Themen zu geben. Die Handreichungen zu den jeweiligen Kursen werden den Studierenden als Papierausdruck zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt. Zusätzlich legen wir die jeweils aktuellen Kursmaterialien auf der e-Learning-Plattform „Moodle“ im Bereich des Moduls „Gesellschaft und Gesundheit“ ab.

Bei der Durchführung der curricular eingebundenen Kurse kommt uns die Tatsache sehr zugute, dass bald nach Einführung der Vorklinik die Bibliothek durch einen Anbau erweitert wurde: In dem angegliederten Pavillon befinden sich zwei großzügige PC-Pools, die als Kursräume genutzt werden (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Eine zusätzliche Motivation zur aktiven Mitarbeit in den Recherche-Kursen besteht für die Studierenden in der nicht alltäglichen Prüfungsaufgabe zur erfolgreichen Absolvierung des Moduls „Gesellschaft & Gesundheit“: Nach der 6-wöchigen Modullaufzeit wird die Abgabe eines wissenschaftlichen Posters erwartet, das ein zuvor zugelostes Thema aus diesem Bereich zum Gegenstand hat. Beispiele hierfür sind folgende Aufgabenstellungen:

  • „Führt P4P („pay for performance“) in den USA zu einer besseren Patientenversorgung?“
  • „Burnout bei Ärzten : Prävalenz und Zusammenhänge“
  • „Direkte und indirekte Kosten von kindlichem ADHS in Deutschland – ein Literaturüberblick“

Die von den Prüfungsverantwortlichen als gelungenste Poster bewerteten Arbeiten werden als „best-practice“-Beispiele und Anregung für die Studierenden des kommenden Lehrblocks in den Veranstaltungsräumen der Bibliothek präsentiert – in Abbildung 4 [Abb. 4] ein Beispiel aus dem Sommersemester 2014.

Um die Resonanz der curricular verankerten Kurse bei der Zielgruppe zu erfassen und Feedback zu erhalten, werden die Studierenden kurz vor Ende des jeweiligen Seminars gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Hierfür wird an der Medizinischen Fakultät Mannheim das Evaluationstool „Evasys“ eingesetzt. (Nähere Informationen zur Durchführung der Evaluationen: http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/imstudium/evaluation/Durchfuehrung_Evaluation_neu.pdf)

Der Rücklauf der Evaluationsfragebögen bietet den Mitarbeitern der Bibliothek, die mit der Durchführung der curricularen Kurse betraut sind, wertvolle Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten (z.B. bei der Konzeption der Übungsteile oder der dafür anberaumten Zeitfenster). Aber auch eher „weiche Faktoren“ wie z.B. mangelnde Lautstärke beim Vortrag wurden im Freitextfeld bereits genannt.

Zur Qualitätssicherung der Veranstaltungen führen wir vor jedem neuen Semester Sitzungen des Schulungsteams durch. Diesem Team gehören alle Kollegen an, die mit der Durchführung von curricularen und fakultativen Schulungen beauftragt sind. Die Schulungssitzungen dienen sowohl dem Erfahrungsaustausch im Team als auch der Absprache zur Aktualisierung der Kursmaterialien sowie der organisatorischen Einteilung des Personals für die anstehenden Termine im neuen Semester. Auch werden hier neue Anregungen zur Gestaltung unserer Kurse diskutiert, wobei eine Erfahrung beispielhaft Erwähnung verdient: Die vor einigen Semestern in einen unserer Kurse integrierte didaktische Methode des „Metaplanspiels“ (http://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/projektkompetenz/methoden_a_z/metaplan.htm), die zum einen der Aktivierung von Teilnehmern dienen sollte wie auch zum anderen der Einordnung der bei den Teilnehmern schon bekannten Begriffe aus dem zu vermittelnden Themengebiet, wurde nach Sichtung der weitgehend negativen Kommentare zu dieser Form der Informationsvermittlung wieder verworfen. Nicht zuletzt wird im Schulungsteam auch die Teilnahme von Kollegen an speziellen Fortbildungsveranstaltungen auf dem Gebiet „Vermittlung von Informationskompetenz“ besprochen und geplant.

Fakultative Kurse

Die zweite Säule des Schulungsangebotes der Bibliothek bildet ein umfangreiches Programm an fakultativen Kursen, die sich an alle Zielgruppen der Universitätsmedizin Mannheim richten und zentral auf der Webseite „Kursangebot“ (http://www.umm.uni-heidelberg.de/bibl/schulungen/) präsentiert werden. Im Jahr 2013 nahmen insgesamt 437 Personen an 51 Kursen teil, die im Folgenden näher beschrieben werden.

Kursangebot und Kursverwaltung

Dreh- und Angelpunkt für die Verwaltung der Kurse und ihre Präsentation auf der Website der Bibliothek ist eine Schulungsdatenbank mit dynamisch erzeugtem Kurskalender, der chronologisch die zukünftigen Schulungstermine anzeigt und auf entsprechende Online-Anmeldeseiten verlinkt (Abbildung 5 [Abb. 5]). Diese wiederum zeigen neben den Kursinhalten, Zielgruppen, Teilnahmevoraussetzungen und Informationen zu Dauer, Ort und verfügbaren Terminen auch an, wie viele Plätze für einen Kurs aktuell noch frei sind. Nach Auswahl eines Termins erscheint ein Eingabeformular, dessen Versand per E-Mail bestätigt wird. Ein angebotener Kurs wird ab einer Mindestteilnehmerzahl von fünf Personen durchgeführt. Sind keine Termine mehr verfügbar, wird automatisch ein Vormerkbutton angezeigt. Auch Abmeldungen sind online möglich; abgemeldete Teilnehmer werden manuell in der Schulungsdatenbank gelöscht. Die Kursreferenten haben über eine Webseite die Möglichkeit, Teilnehmerlisten mit Kontaktdaten abzurufen.

Das Programm der regelmäßig im Abstand von vier bis sechs Wochen angebotenen fakultativen Schulungen umfasst Kurse zur Literatursuche in PubMed und Cochrane Library (2 h) und zur Literaturverwaltung mit EndNote (2,5 h) sowie einen (weiter unten näher erläuterten) zielgruppenspezifischen Kurs für Doktoranden; ein Word-Kompaktkurs (2,5 h) findet außerdem regelmäßig in größeren Zeitabständen statt. Alle Kurse beinhalten umfassende Übungsphasen, in denen die Teilnehmer die vermittelten Inhalte erproben können. Schulungsort ist – wie für die curricularen Kurse – in der Regel der große PC-Pool des Multifunktionalen Forschungsgebäudes. Vor Kursbeginn hat der Dozent jeweils zentral die Möglichkeit, die Teilnehmer am Terminalserver für den speziellen Kurs freizuschalten und bei Bedarf kursspezifische Vorlagen verfügbar zu machen. Nach Beendigung einer Schulung deaktiviert der Dozent die Kursfreischaltung wieder und die Anmeldung an den Terminals erfolgt dann wieder über die persönlichen Kennungen der Nutzer (ohne Zugriff auf die Kursvorlagen).

Einführungen in das Dienstleistungsangebot der Bibliothek, Literaturrecherche und -bestellung werden seit Jahren nicht mehr zu fest vorgegebenen Terminen angeboten. Seit die Studierenden in den curricularen Veranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz im ersten und dritten Studienjahr umfassend über die Services der Bibliothek informiert und ihnen die Grundlagen der Literaturreche und -bestellung vermittelt werden, ist der Bedarf an gesonderten allgemeinen Einführungen drastisch zurückgegangen. Es hat sich daher bewährt, diese nur noch auf Anfrage durchzuführen. Über einen „Vormerken“-Button auf der zugehörigen Kursseite teilen Interessenten der Bibliothek ihren Kurswunsch mit und werden zum Zwecke der Terminvereinbarung kontaktiert (Abbildung 6 [Abb. 6]). Auch ein dreistündiger Kurs zur „Informationsrecherche im biomedizinischen Informations-Dschungel: Internetnutzung für Fortgeschrittene“, durchgeführt vom Leiter des Zentrums für Medizinische Forschung der Fakultät, lässt sich auf diese Weise bei Bedarf anfragen.

Neben diesem fakultativen Angebot haben sich seit Jahren maßgeschneiderte, auf Wunsch auch in englischer Sprache durchgeführte Einführungsveranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz für Gruppen mit speziellem Informationsbedarf etabliert. Hierzu zählen Auszubildende und Teilnehmer an Fachweiterbildungen des Universitätsklinikums Mannheim ebenso wie Masterstudierende der Mannheimer Medizinischen Fakultät oder Studierende verschiedener Studiengänge der Hochschule Mannheim.

Doktorandenkurs

Ein speziell auf die Zielgruppe der Doktoranden zugeschnittener „Doktorandenkurs. Promovieren an der Medizinischen Fakultät Mannheim“ ergänzt seit Juni 2012 das fakultative Angebot und wird ebenso von Studierenden höherer Semester und Teilnehmern der Master-Studiengänge besucht. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Kurses war die Beobachtung, dass es zuvor zwar Doktorandenkurse einzelner Kliniken der Universitätsmedizin Mannheim gab, diese aber ausschließlich der Literaturdiskussion dienten, während ein Fakultätsangebot zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten fehlte. Die Bibliothek setzte sich zum Ziel, diese Lücke mit der Entwicklung eines neuen Kurses zu schließen, der die Abläufe des Promotionsprozesses strukturiert vermitteln und darüber hinaus die in den curricularen Bibliothekskursen früh vermittelten Inhalte zur Literaturrecherche und verwaltung auffrischen sollte. Zur Bedarfsermittlung wurden die Ergebnisse der Diskussion von Kurskonzepten für Doktoranden bei der Jahrestagung 2011 der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen – AGMB e.V. ebenso genutzt wie die Rückmeldungen auf gezielte Anfragen im Kollegenkreis, die über Mailinglisten wie MEDIBIB-L gestellt worden waren. Die Sichtung von Best-Practice-Beispielen an Bibliotheken sowie eine Umfrage bei ausgewählten Doktoranden der Fakultät ergänzten die Angebots- und Bedarfsanalyse.

Wie die Auswertung der Umfrage ergab, wünschten sich die Doktoranden mehrheitlich keine Veranstaltungsreihe über ein Semester, sondern ein auf einen einzigen Kurstermin beschränktes Informationsangebot zur Erweiterung und Vertiefung ihrer für die Promotion relevanten Kenntnisse. Von den 64 Umfrageteilnehmern, deren Fragebögen vollständig ausgefüllt waren, wünschten sich 42,19% ein dreistündiges Angebot, 29,13% eine Veranstaltungsdauer von 2 Stunden und 28,13% eine nicht genauer wählbare „sonstige“ Kursdauer.

Es entstand ein dreistündiger Kurs, der sich an den Phasen des Promotionsprozesses orientiert und in sechs Themenbereiche gliedert, die von den Grundsätzen wissenschaftlichen Arbeitens über lokale Richtlinien und Festlegungen der Fakultät, die Anfertigung der Dissertation mit den Schwerpunkten Literaturrecherche und -services sowie Literaturverwaltung bis zu Hinweisen zum Schreiben und Formatieren der Arbeit, zum Zitieren sowie zum Veröffentlichen der Dissertation reichen (Abbildung 7 [Abb. 7]).

Das Kurskonzept wurde von Vertretern der beiden Promotionsausschüsse der Fakultät (Dr. med./Dr. med. dent. sowie Dr. sc. hum.), des Studiendekanats sowie der Fachschaft begutachtet, deren Rückmeldungen beim inhaltlichen Feinschliff des Kurses Berücksichtigung fanden. Begleitet von intensiver Öffentlichkeitsarbeit (Abbildung 8 [Abb. 8]), fand die erste Veranstaltung am 13.06.2012 statt. In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit werden seither die oben genannten, aus den curricularen Kursen bekannten Inhalte aufgefrischt und neue bzw. aufbauende Inhalte überblickartig präsentiert. Bei weiter reichendem Informationsbedarf sorgt die enge Verzahnung mit verfügbaren Online-Tutorials und den zusätzlich angebotenen fakultativen Kursen, die im Doktorandenkurs beworben und anschließend von vielen der Teilnehmer besucht werden, für die erforderliche Vertiefung und Abrundung der vermittelten Inhalte.

Der Doktorandenkurs versteht sich als erweiterbares Angebot, das sich jederzeit in umfassendere (curriculare) Module der Fakultät integrieren lässt. Ein erster Ausbau der Inhalte fand bereits 2013 in Kooperation mit der Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung statt, die seither einen Statistiküberblick beisteuert.

Hausbesuche

Neben der Zielgruppe der Studierenden, für die bereits seit vielen Jahren ein vielseitiges, kontinuierlich weiterentwickeltes Kursangebot zur Verfügung steht, widmet sich die Bibliothek in ihrem Bemühen um die Entwicklung adäquater Schulungsservices bereits seit 2010 verstärkt auch der Zielgruppe der Ärzte und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mannheim (UMM).

„Ärzte und Wissenschaftler decken ihren primären Literatur- und Informationsbedarf in der Regel durch die Nutzung der elektronischen Bibliotheksangebote vom eigenen Arbeitsplatz aus. Im Klinik- bzw. Arbeitsalltag fehlt ihnen zumeist die Zeit, weiterführende Beratung in der Bibliothek zu suchen oder neue Informationen auf deren Webseiten zu verfolgen. Die Konsequenz ist, dass sie häufig nur ein sehr unvollständiges Bild davon haben, welche Ressourcen ihnen tatsächlich zur Verfügung stehen, wie diese optimal zu nutzen sind bzw. wie die Bibliothek sie in ihrer Arbeit unterstützen kann. Daher ist die Entwicklung mobiler, zeitlich flexibel gestalteter Angebote für diese Zielgruppe von besonderer Bedeutung.“[1]

Auch die übrigen an der UMM beschäftigten Berufsgruppen, allen voran das Pflege- sowie das Verwaltungspersonal, werden regelmäßig in die Überlegungen zur Entwicklung maßgeschneiderter Kursangebote einbezogen. Zur Analyse des Bedarfs aller genannten nicht-studentischen Zielgruppen wurden im Sommer 2010 stichprobenartig leitfadengestützte Fokusgruppen-Interviews mit Vertretern der verschiedenen Berufsgruppen durchgeführt und nach Auswertung der Ergebnisse die Eckpunkte für die Ausgestaltung eines neuen Informations- und Beratungsangebotes festgelegt.

Nach dem Vorbild des „Hausbesuche“-Angebotes der Zweigbibliothek Medizin der Universität Münster kommt die Bibliothek seit Ende 2010 in die Kliniken und Institute der UMM, um Ärzte und Wissenschaftler, Pflege- und Verwaltungspersonal vor Ort zu informieren (Abbildung 9 [Abb. 9]). Hausbesuche können über ein Online-Formular auf einer eigenen Webseite (http://www.umm.uni-heidelberg.de/bibl/hausbesuche/) angefragt und dabei konkrete Termin- und Themenwünsche angegeben werden. Über diesen Kommunikationsweg hinaus kontaktiert die Bibliothek auch ihrerseits in etwa halbjährlichen Abständen die Kliniken, Institute und Abteilungen der UMM (vor allem die zuvor noch nicht besuchten), um auf das Serviceangebot aufmerksam zu machen. Neben dem Kontakt über die Sekretariate hat es sich dabei vor allem bewährt, die Fortbildungsbeauftragten in den Kliniken und Instituten per E-Mail anzuschreiben, die ihrerseits für die Organisation regelmäßiger Fortbildungseinheiten in den Kliniken und Instituten zuständig sind und das Angebot der Vor-Ort-Information durch die Bibliothek oft gern annehmen. Die konkreten Inhalte jedes Termins werden vorab individuell abgestimmt und auf den jeweils geäußerten Bedarf zugeschnitten. Dabei decken die möglichen Themen das gesamte Dienstleistungsspektrum der Bibliothek ab [2]. Zu diesem Angebot gehört seit 2013 auch ein zwei- bis vierstündiger Hausbesuch zur gezielten Einführung wissenschaftlicher Arbeitsgruppen in die Methode der Systematischen Literaturrecherche. Innerhalb des Stufenmodells der Bibliothek für den Service der Systematischen Literaturrecherche, das in der letzten Ausbaustufe bis hin zur Durchführung von Rechercheaufträgen durch die Bibliothek reicht, handelt es sich hier um einen Vor-Ort-Fortbildungskurs, der die Teilnehmer befähigen soll, selbstständig systematische Literaturrecherchen durchzuführen [1].

Neben einem allgemeinen Überblick über Angebote und Dienstleistungen der Bibliothek besonders nachgefragt sind die Themen der Zugriffsmöglichkeiten auf E-Journals, Datenbanken und E-Books inklusive der Nutzungsberechtigungen, der Literaturrecherche in PubMed und Cochrane Library sowie des Arbeitens mit dem Literaturverwaltungsprogramm EndNote. Die durchschnittliche Anzahl an durchgeführten Hausbesuchen liegt seit Einführung des Service bei knapp einem Termin pro Monat. Zur Vorbereitung jedes Hausbesuchs gehören die Anfertigung einer eigenen Präsentation mit auf die lokalen Gegebenheiten der jeweiligen Einrichtung angepassten Informationen und Recherchebeispielen sowie die Analyse der Gruppenzusammensetzung der Teilnehmer im Hinblick auf Zugriffs- bzw. Nutzungsberechtigungen. Da die Personalfluktuation, besonders im Bereich der Ärzte und Wissenschaftler, auch an der UMM hoch ist, ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Informationsveranstaltungen in den Kliniken und Instituten in regelmäßigen Abständen wiederkehren und die Hausbesuche sich weiterhin als Dauerservice bewähren werden. Diese Prognose bestätigt sich bereits durch die Tatsache, dass einige Abteilungen schon Wiederholungs- oder Folgetermine vereinbart haben und mehrfach besucht wurden.

Seminarkurs Medizintechnik

Wie bei vielen wissenschaftlichen Bibliotheken in den letzten Jahren zu beobachten, rückt auch die Zielgruppe der Schüler an der gymnasialen Oberstufe zunehmend in den Fokus für Veranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz. In diesem Zusammenhang findet auch an der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim einmal pro Jahr – kurz nach Beginn des neuen Schuljahres – seit 2012 eine Veranstaltung mit dem Titel „Seminarkurs Medizintechnik“ statt. Im Rahmen dieses 90-minütigen Kurses werden die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, Hinweise zum korrekten Zitieren von Text- und Bildmaterialien und grundlegende Recherchetechniken im Bibliothekskatalog sowie exemplarisch in einer bibliographischen Datenbank vermittelt. Hintergrund dieser Kooperation mit einem Gymnasium in Mannheim ist die dortige Möglichkeit, auf dem Weg zum Abitur einen Teil der Prüfungsleistung durch einen „Seminarkurs“ abzudecken, der über ein Halbjahr regelmäßig besucht werden muss und zu dessen erfolgreichem Abschluss eine ca. 20-seitige wissenschaftliche Arbeit erstellt werden muss. Da das Gebiet „Medizintechnik“ einen der Forschungsschwerpunkte an der Medizinischen Fakultät Mannheim darstellt, wird durch diese Kooperation auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet unterstützt.

Online-Tutorials

Eine Reihe von orts- und zeitunabhängig nutzbaren Online-Tutorials ergänzen die Präsenzkurse der Bibliothek zu Blended-Learning-Angeboten. Auf der E-Learning-Plattform „Moodle“ der Universität bietet ein von der Bibliothek betreuter und mit entwickelter Kurs „SciTec@MedMa“ Unterstützung beim wissenschaftlichen Arbeiten. In Kooperation mit dem E-Learning-Team, der EDV-Abteilung und der Abteilung für Medizinische Statistik der Fakultät entstanden für Angehörige der Fakultät nach Login verfügbare Selbstlernangebote zu den Themen Recherchetraining für Einsteiger und Fortgeschrittene, Informationen zur Promotion, Hinweise zum Zitieren, Literaturverwaltung mit EndNote und Einführungen in Word, Excel, PowerPoint und das Statistikprogramm SAS (Abbildung 10 [Abb. 10]).

Unter der Federführung der Universitätsbibliothek Heidelberg entstand darüber hinaus das Online Tutorial „FIT für Medizinstudierende“. „FIT“ steht für das didaktisch-methodische Konzept „Fachbezogenes Informationskompetenz-Training“, das von der Universitätsbibliothek zuvor bereits in Tutorials für die Fächer Psychologie/Pädagogik und Rechtswissenschaften sowie in einem Lernangebot für gymnasiale Seminarkurse (FIT-GYM) umgesetzt worden war [3]. Mit Hilfe des frei im Web nutzbaren Tutorials haben Medizinstudierende in Heidelberg und Mannheim die Möglichkeit, sich grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten für die Literatur- und Informationsrecherche und -beschaffung, die Literaturverwaltung sowie das wissenschaftliche Arbeiten anzueignen. Um die besonderen lokalen Gegebenheiten der beiden in diesem Projekt kooperierenden Bibliotheken in Heidelberg und Mannheim berücksichtigen zu können, teilte man das Tutorial in zwei separate Modulstränge, die in den jeweiligen Bibliotheken entwickelt wurden. Beide Stränge werden eingerahmt und strukturiert durch eine jeweils eigene Coverstory, in der zwei virtuelle Medizinstudierende (eine Studienanfängerin und ein Doktorand) in konkreten Situationen in der Bibliothek dabei begleitet werden, wie sie durch die richtigen Fragen, Hilfsmittel und Strategien Lösungen finden, um ihren Informationsbedarf zu erfüllen. Die hierzu erforderlichen Inhalte werden in den entsprechenden Modulen vermittelt. Ein Stichwort-Index, ein Abschlussquiz sowie ein Feedback-Formular runden das Angebot ab (http://www.umm.uni-heidelberg.de/bibl/fitmedma/, siehe auch Abbildung 11 [Abb. 11]). Für die technische Realisierung des regelmäßig aktualisierten Online-Tutorials werden das Autorensystem EXE-Learning sowie zur Erstellung von Bildschirmaufnahmen, interaktiven Flashinhalten und Bildern die Programme Camtasia, Raptivity, Adobe Captivate und Adobe Photoshop eingesetzt. Die Webserver-Statistik weist für FitMed, das sich konstant hoher Nutzung erfreut, im Jahr 2013 insgesamt 98.693 Anfragen aus.


Ausblick

Auch in Zukunft strebt die Bibliothek an, auf der Grundlage regelmäßiger Evaluation und Bedarfsermittlung bei den verschiedenen UMM-Zielgruppen die bestehenden Kursangebote zu optimieren und sowohl im Bereich der Präsenzveranstaltungen als auch der E-Learning-Ressourcen neue Angebote zu schaffen, die sich auch in größere curriculare bzw. Fortbildungsangebote der UMM integrieren lassen. Ein wichtiges Augenmerk wird dabei weiterhin auf der Kooperation mit anderen zentralen Einrichtungen der Fakultät liegen. Ein Kurs „Publizieren für Mediziner“, zu dem es erste gemeinsame Überlegungen mit dem Studiendekanat gibt, könnte ein weiterer Schritt in Richtung solcher kooperativer Angebote sein.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Semmler-Schmetz M, Metzendorf M-I. Durch Kooperation und Vernetzung zu neuen Aufgabenfeldern – Serviceentwicklung in der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim. GMS Med Bibl Inf. 2013;13(1-2):Doc12. DOI: 10.3205/mbi000276 Externer Link
2.
Schulz M. Service vor Ort – Die Bibliothek geht zum Nutzer. GMS Med Bibl Inf. 2010;10 (3): Doc32. DOI: 10.3205/mbi000215 Externer Link
3.
Homann B. FIT für Medizinstudierende - ein neues Online-Tutorial der UB Heidelberg. Theke aktuell. 2010;17(2):4-9. URN: urn:nbn:de:bsz:16-thekeakt-19160 Externer Link