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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

iPads für Medizinstudierende – Erfahrungen nach einem halben Jahr Ausleihe: Umfrage an der Medizinbibliothek Careum

Poster AGMB-Jahrestagung in Berlin 2013

  • corresponding author Esther Peter-Müller - Universität Zürich, Hauptbibliothek, Medizinbibliothek Careum, Zürich, Schweiz
  • Anna Schlosser - Universität Zürich, Hauptbibliothek, Medizinbibliothek Careum, Zürich, Schweiz
  • Martina A. Gosteli-Peter - Universität Zürich, Hauptbibliothek, Medizinbibliothek Careum, Zürich, Schweiz

GMS Med Bibl Inf 2013;13(3):Doc31

doi: 10.3205/mbi000295, urn:nbn:de:0183-mbi0002951

Veröffentlicht: 20. Dezember 2013

© 2013 Peter-Müller et al.
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Auswertung der Umfrage zur Nutzung der iPad-Ausleihe

Die Umfrage wurde am 26.06.2013 gestartet, eine Teilnahme war bis am 31.07.2013 möglich. Verwendet wurde die Software SurveyMonkey, angeschrieben wurden die 30 Studierenden, die die iPad Ausleihe seit deren Einführung im Dezember 2012 in Anspruch genommen haben. Die 5 verfügbaren iPads waren von Dezember 2012 bis Ende Juli 2013 immer ausgeliehen, eine Reservation war unabdingbar, um zu einem Gerät zu kommen.

Zweck der Erhebung

Die HBZ, Medizinbibliothek Careum interessiert, wie die iPads von den Studierenden genutzt werden und wie die Auswahl vorinstallierter Apps bewertet wird, bzw. ob sie ergänzt oder korrigiert werden muss. Die Auswertung soll zudem einen Blick auf mögliche Weiterentwicklungen des Angebots an der Hauptbibliothek der Universität Zürich legen. Sie dient ausserdem dazu, unsere Erfahrungen nach einem halben Jahr mit einem Poster (Anhang 1 [Anh. 1]) auf der AGMB-Jahrestagung 2013 in Berlin präsentieren zu können.

Ergebnisse

Rücklauf

Von 30 per Mail angeschriebenen Personen wurden 29 Personen erreicht, eine Mail konnte wegen einer nicht (mehr) aktuellen Mailadresse nicht ausgeliefert werden; geantwortet haben schliesslich 19 Studierende, das entspricht einem Rücklauf von rund 65%. Um die angeschriebenen Personen für die Teilnahme an der Umfrage zu motivieren, wurde die Verlosung von iTunes Gutscheinen in Aussicht gestellt – dieser Anreiz hat auch zur sehr guten Rücklaufquote beigetragen, von den Antwortenden haben 17 Personen ihre Emailadresse für die Verlosung hinterlegt.

Nutzung nach Studienjahr

Die Nutzung nach Studienjahr (Abbildung 1 [Abb. 1]) zeigt ein ziemlich ausgewogenes Bild, die Ausleihe scheint für alle Jahrgänge von Interesse zu sein, eine Ausnahme bildet das 1. Studienjahr Bachelor. Die Zurückhaltung der Angehörigen im 2. Studienjahr Master lässt sich damit erklären, dass sich diese Gruppe Studierender im sogenannten Wahlstudienjahr in den Spitälern befindet und von daher nicht an der UZH präsent ist.

Nutzung nach Studienrichtung

Das Interesse der Studierenden der Humanmedizin war grösser als bei Studierenden der Zahnmedizin (Abbildung 2 [Abb. 2]), dies evtl. auch deshalb, weil die HBZ, Medizinbibliothek Careum für die Literaturversorgung der Studierenden der Humanmedizin in den Masterstudiengängen zuständig ist. Die Zahnmedizin verfügt über eine eigene, spezialisierte Bibliothek. Selbstverständlich richtet sich die App-Auswahl der HBZ, Medizinbibliothek Careum in erster Linie an die Studierenden der Humanmedizin.

Nutzung nach Geschlecht

An der Umfrage haben sich Männer und Frauen in etwa paritätisch beteiligt (Abbildung 3 [Abb. 3]). Der Blick zurück auf die Benutzerdaten der abgeschlossenen Ausleihen zeigt ebenfalls ein ausgewogenes Bild. Das Interesse an der Nutzung neuer Technologien zur Unterstützung des mobilen Lernens scheint bei beiden Geschlechtern vorhanden zu sein.

Wie haben Sie von der iPad-Ausleihe erfahren?

UZH Medizinstudierende erreicht man am besten über den Newsletter des Fachvereins Medizin, den MediFlash (58%). Via Newsletter des Staatsvereins wurde die Information entweder nicht verschickt oder nicht wahrgenommen. Sehr gut funktionieren auch Empfehlungen von Kommilitoninnen und Kommilitonen (37%). Kein Erfolg ist der Promotion über Facebook beschieden, wobei hier anzumerken ist, dass die VAM grabbed Seite erst im Februar 2013 als möglicher Infokanal entdeckt wurde. Da alle 5 zur Verfügung stehenden iPads von Dezember 2012 bis Ende Juli 2013 konstant ausgeliehen waren, unterblieb die Bewerbung des Angebots via VAM grabbed, die Facette macht also bei dieser Frage keinen Sinn und wäre besser nicht gestellt worden. Keinerlei Bedeutung für die Bewerbung des Angebots scheinen auch die persönlichen Gespräche mit dem Bibliothekspersonal in den HBZ-Bibliotheken (0%) zu haben und auch die ausführlichen Erläuterungen zur iPad-Ausleihe und den vorinstallierten Apps auf der HBZ-Website (5 %) bringen nicht den gewünschten Erfolg bei der Bewerbung von neuen Angeboten (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Waren Sie vor der Ausleihe bereits vertraut mit Smartphones und/oder Tablets?

16 der 19 Antwortenden sind vertraut im Umgang mit Smartphones, nur für 3 Studierende war es ein Erstkontakt (Abbildung 5 [Abb. 5]). Tablets und vor allem Smartphones sind in der Schweiz weit verbreitet, der direkte Nutzen für das mobile Lernen ist für geübte Anwenderinnen und Anwender schneller erfahrbar, als wenn der Umgang mit der Hardware erst erlernt werden muss. Das Angebot hat aber offenbar auch Personen interessiert, die diese Hürde in Kauf genommen haben.

Weshalb haben Sie ein iPad ausgeliehen?

Das Ausprobieren der Hardware war für 74% der Antwortenden der Hauptgrund für die Ausleihe, 5 Antwortende wollten eine bestimmte App ausprobieren und 4 Personen gaben auch noch weitere Gründe an (Abbildung 6 [Abb. 6]): Man wollte das mobile Lernen ausprobieren (2 Kommentare) und das Tablet für die Prüfungsvorbereitung (1 Kommentar) nutzen. Eine Person profitierte von der Ausleihe als temporären Ersatz für das persönliche Notebook, welches zuvor ausgestiegen war. Auch eine kritische Stimme wurde laut, man habe in Kauf genommen, dass sich das Angebot auf die Ausleihe von iPads beschränke, aber das binde halt an die Apple-Dienste.

Welche Lern-Apps haben Sie genutzt?

Lern-Apps wurden von den meisten Antwortenden ausprobiert, die beste Nutzung erfuhr der Sobotta Atlas, gefolgt von examen online und der App Visible Body (Abbildung 7 [Abb. 7], Abbildung 8 [Abb. 8]). Erstaunlich ist die eher schlechte Nutzung von mediscript: In der Prüfungsvorbereitungszeit im Frühjahrssemester 2012 hatten die Studierenden die Gelegenheit, die E-Lernplattformen des Thieme- und des Elsevier-Verlags zu testen und zu vergleichen, die Umfrage im Anschluss an die Testphase ergab einen kleinen Vorsprung für examen online (Thieme), so dass diese Lernplattform ab dem Herbstsemester2012 für die UZH lizenziert wurde. Der Konkurrent mediscript (Elsevier), der sich in gedruckter Form grosser Nachfrage erfreut, konnte schliesslich ab Dezember 2012 als App auf den iPads zur Verfügung gestellt werden. Offenbar werden aber bereits vertraute Lerntools bevorzugt, weil einem diese – im Fall von examen online – auch nach der Rückgabe des iPads noch zur Verfügung stehen.

Welche Case Files haben Sie genutzt?

Die englischsprachigen Fallvorstellungen wurden von weniger als der Hälfte der Antwortenden genutzt (Abbildung 9 [Abb. 9]). Der Bezug zur persönlichen Prüfungsvorbereitung scheint zu entfernt, man bevorzugt bewährte und etablierte Tools.

Welche EKG- und Radiologie-Apps haben Sie genutzt?

Nur die App ECG Guide for iPad wurde von über der Hälfte der Antwortenden genutzt, die beiden anderen Apps wurden kaum gebraucht (Abbildung 10 [Abb. 10]).

Auf dem iPad sind weitere Angebote vorinstalliert, welche haben Sie genutzt?

Die Möglichkeit, sich via Tablet auch im Internet zu bewegen wurde oft und gern genutzt, 13 Studierende (69%) geben an, den installierten Browser verwendet zu haben. Auch die Vorinstallation von Nachschlage-Apps und personalisierbarer Dienst-Apps, wie beispielsweise der Dropbox, wurde geschätzt. Das Tablet als E-Book-Reader sprach hingegen nur gerade 8 Studierende (42%) an. Recherchen in fachspezifischen Datenbanken wurden auf dem iPad kaum durchgeführt (Abbildung 11 [Abb. 11], Abbildung 12 [Abb. 12]).

Wie zufrieden sind Sie mit der App-Auswahl?

Die Zufriedenheit mit der Auswahl an vorinstallierten Apps ist sehr gross, 58% sind sehr zufrieden (Abbildung 13 [Abb. 13]). 6 Studierende haben die Gelegenheit genutzt und ihre Bewertung mit einem Kommentar versehen: Nebst der Kritik an nicht wirklich interaktiven Apps, wurde die kurze Leihfrist bemängelt, die es unattraktiv mache, mit einer App zu arbeiten, die einem bereits nach 2 Wochen nicht mehr zur Verfügung stünde. Der Wunsch nach der Ergänzung um Apps zur Zahnmedizin und zur Vorklinik wurde geäussert.

Welche App(s) haben Sie entdeckt?

Diese Frage wurde von 10 Studierenden beantwortet, die Nennungen in der Reihenfolge der Häufigkeit ihrer Nennungen sind in Tabelle 1 [Tab. 1] zusammengestellt .

Welche App(s) empfehlen Sie weiter?

Diese Frage wurde von 10 Studierenden beantwortet, die Nennungen in der Reihenfolge der Häufigkeit ihrer Nennungen sind in Tabelle 2 [Tab. 2] zusammengestellt.

Welche App fehlt?

Diese Frage wurde von 6 Studierenden beantwortet (Tabelle 3 [Tab. 3]).

Wie zufrieden sind Sie mit der Information an der Infotheke in Bezug auf die Bedienung der Geräte?

Die Frage wurde von einer Person übersprungen, von den verbleibenden 18 Antwortenden sind 67% (12 Personen) sehr zufrieden (Abbildung 14 [Abb. 14]). 3 Studierende haben die Gelegenheit für einen Kommentar genutzt. Es wurde gewünscht, bei der Ausleihe auf die Nicht-Anonymität bei der Verwendung der iPads hingewiesen zu werden. Kritisiert wurde, dass man nicht darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Rückgabe nur während der vom Bibliothekspersonal bedienten Öffnungszeiten möglich sei. Angeregt wurde, einzelne Apps gezielter vorzustellen und zu bewerben.

Kommentar: Die Kritik betreffend der Nicht-Anonymität ist insofern berechtigt, als dass anfangs bei der Konfiguration der Hardware bei einem iPad vergessen wurde, die Apple-ID der HBZ, Medizinbibliothek Careum in der App Nachrichten zu entfernen. Der Workflow bei der Rück- und Neuaufsetzung der Geräte wurde angepasst. Die Rückgabeoptionen sind im Ausleihvertrag festgehalten, dieser wird den Nutzerinnen und Nutzern bei der Ausleihe vorgelegt, er muss zur Kenntnis genommen und unterschrieben werden. Der Wortlaut des Ausleihvertrags ist auf der HBZ, Medizinbibliothek Careum Website publiziert. Die Anregung, einzelne Apps vorzustellen und zu bewerben, greifen wir gerne auf.

Welche Entwicklung wünschen Sie sich in Bezug auf die iPad-Ausleihe?

Längere Leihfristen werden von 95% der Studierenden gewünscht, mehr ausleihbare Geräte befürworteten noch 68% der Studierenden. Nur vereinzelt (10%) wurde an einem Kurs zur Handhabung der Tablets Interesse geäussert (Abbildung 15 [Abb. 15]). Die Kommentarmöglichkeit wurde von 5 Studierenden genutzt:

  • auf jeden Fall eine Interessante, innovative Idee, diese Ausleihmöglichkeit!
  • eindeutige Infos zur Ausleihlänge geben (Vertrag vs. Rückrufangaben)
  • andere Tablets/Marken, weil nicht nur in monetärer Hinsicht (obwohl natürlich auch ein wichtiger Aspekt) nachhaltig denken (sprich als Hauptbibliothek die Studierenden nicht auf einen Anbieter binden (vgl. auch die iTunes-Gutschein-Verlosung).
  • längere Leihfrist nötig, um mit den Apps zu lernen, falls kein eigenes Tablet zur Verfügung steht; um einen Eindruck zu erhalten, um es sich anschliessend selber zu installieren (falls eigenes Tablet vorhanden) genügt die bisherige Leihfrist
  • einen unpersönlichen iPad-individuellen Account zur Verfügung stellen, um alle Angebote nützen zu können
  • die UZH-Institute zur Entwicklung von freien Apps für alle Plattformen motivieren
  • PS Frage 5: auch ohne Besitzerin eines Tablets/Smartphones zu sein, kann man mit Smartphones/Tablets vertraut sind.
  • Insgesamt eine tolle Sache. Vielen Dank.
  • Eine längere Leihfrist ist für uns als Benutzer natürlich immer schön – aktuelle Ausleihfrist ist aber gut (v.a. weil die iPads so öfters rotieren, und man schneller wieder eins ausleihen kann – dies wäre vielleicht ein Nachteil bei längerer Ausleihfrist aber gleicher Anzahl ausleihbarer Geräte ...)
  • Geräte von Samsung. Sowie das iPhone nicht mehr Marktleader ist, wird auch das iPad immer stärkere Konkurrenz bekommen. Insbesondere Android-/Windows-Nutzer wären über Geräte von anderen Herstellern sicher sehr erfreut.
  • App-Ausleihe für eigenes Tablet

Fazit

Die Umfrage bestätigt, was bereits die Ausleihzahlen zeigen, nämlich dass die iPad-Ausleihe von der Zielgruppe sehr gut angenommen wird. Die Erweiterung des App-Angebots wird vom Fachreferat Medizin geprüft, eine Rolle spielt das Kosten/Nutzen-Verhältnis, welches beispielsweise beim Kittelcoach für den Masterstudiengang Humanmedizin nicht gegeben ist. Die Anregung zur Anschaffung von Apps zur Vorklinik geben wir der HBZ, Forschungsbibliothek Irchel weiter, welche für die Literaturversorgung der Studierenden in den Bachelor Studiengängen zuständig ist. Die HBZ, Forschungsbibliothek Irchel könnte bei einer Erweiterung ihres Angebots von der Erfahrungen der HBZ, Medizinbibliothek Careum profitieren. Den Vorschlag, Apps zur Zahnmedizin anzuschaffen, geben wir der Bibliothek des Zahnmedizinischen Instituts weiter, welche die Studierenden der Zahnmedizin mit Grundlagenliteratur versorgt. Die Anschaffung weiterer iPad-Geräte wird geprüft, es ist mit einer Steigerung der Nachfrage zu rechnen, wenn das Angebot besser bekannt ist. Die Idee, einzelne Apps gezielt zu bewerben, nehmen wir auf, die HBZ-Website und die Möglichkeiten der Social-Media-Kanäle können dafür genutzt werden. Längere Leihfristen sind ein grosses Bedürfnis, die Umsetzung bedingt aber, dass mehr Geräte verfügbar sind, sonst werden die Wartefristen zu lang. Die Kritik an der Einschränkung des Angebots auf Tablets der Firma Apple können wir nachvollziehen, von heute auf morgen ist dies allerdings nicht zu ändern, bedenkt man den Aufwand, den es kostet, die Geräte immer uptodate, aktualisiert, zurück- und neu aufgesetzt bereitstellen zu können. Auch die Anregung, die Ausleihe von Apps zu ermöglichen, finden wir sehr originell, die Erweiterung des Angebots um diese Dimension können wir vorderhand nicht erbringen. Sollte die Entwicklung im Bereich des mobilen Lernens Tablets unverzichtbar machen, müsste diesem Umstand auch in personeller Hinsicht Rechnung getragen werden. Künftig werden wir den Fokus auf deutschsprachige Inhalte legen und englischsprachige Lernliteratur möglichst als E-Book-Einzeltitel kaufen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.