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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek des Klinikums Fulda – Service für Mitarbeiter und Patienten aus einer Hand

The Medical Center Library and Patient Library of the Hospital Fulda – service for staff and patients from a single source

Fachbeitrag

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  • corresponding author Dagmar Nentwig - Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek, Klinikum Fulda gAG, Fulda, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2011;11(1-2):Doc05

doi: 10.3205/mbi000220, urn:nbn:de:0183-mbi0002202

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Nentwig.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

1978 erfolgt die Gründung einer Medizinischen Zentralbibliothek (MedZB), um die bis dahin verstreut vorhandene Literatur der Städtischen Kliniken zusammenzuführen.

Seit ergänzender Gründung einer Patientenbibliothek in 1984 bieten beide Bibliotheken in gemeinsamen Räumlichkeiten unter hauptamtlicher Führung Mitarbeitern und Patienten des Klinikums Fulda Fach- bzw. Unterhaltungsliteratur an. Digital angebotene Serviceleistungen spielen eine zunehmende Rolle.

Schlüsselwörter: Medizinische Zentralbibliothek, Patientenbibliothek, Klinikum Fulda

Abstract

1978 sees the establishment of a Medical Center Library (MedZB) to bring together hitherto scattered literature of the existing municipal clinics.

Since the creation of a supplementary Patient Library in 1984, both libraries offer in common rooms at below full-time management staff and patients of the Hospital Fulda professional or popular literature. Digitally offered services play an increasing role.

Keywords: Medical Center Library, Patient Library, Hospital Fulda


Die Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek des Klinikums Fulda

Geschichte

Das Klinikum Fulda kann auf eine über 200-jährige Geschichte zurückblicken, die im Jahre 1805 mit Einweihung des Landkrankenhauses zu Fulda (Wilhelmhospital) ihren Anfang nimmt. Mit ca. 100 Betten beginnend findet eine stete Erweiterung der Kapazitäten und eine Aufgliederung in verschiedene Fachdisziplinen statt. Bis Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts entstehen neben Chirurgie und Innerer Klinik eine Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, die Kinderklinik, die Augenklinik sowie die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Am 1. April 1937 geht das Landeskrankenhaus Fulda in den Besitz und die Verwaltung der Stadt Fulda über.

Nach Feier des 150. Jubiläums des auf inzwischen 748 Betten herangewachsenen Hauses im Jahre 1955 wird zunehmend deutlich, dass die räumlichen Kapazitäten bei weitem nicht mehr ausreichen und über einen Neubau an anderer Stelle nachgedacht werden muss.

1960 stimmt das Land Hessen einem Neubau und einer konzeptionellen Ausrichtung zum „Hauptschwerpunktkrankenhaus“ zu.

Die Planungs- und Umsetzungsphase beginnt, welche schließlich im Jahre 1975 zur Einweihung der neuen „Städtischen Kliniken Fulda“ an der Pacelliallee am Rande der Stadt führt.

Am Standort hat sich seitdem nichts geändert. Das Haus wurde zur Klinikum Fulda gAG umfirmiert, verfügt aktuell über knapp 1.000 Betten und befindet sich weiterhin als kommunale Einrichtung in hundertprozentiger Trägerschaft der Stadt Fulda (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Vergleichsweise jung ist dagegen die Medizinische Zentralbibliothek (MedZB), die 1978 mit dem Zweck gegründet wird, die in den einzelnen Kliniken verstreuten Buch- und Zeitschriftenbestände zusammenzuführen und damit eine bessere Nutzbarmachung sicherzustellen. Außerdem findet im Februar 1977 die Ernennung der Städtischen Kliniken zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg statt, was eine zentrale bibliothekarische Einrichtung erforderlich macht.

Räumlichkeiten werden zur Verfügung gestellt, eine bibliothekarische Fachkraft eingestellt, die mit der zentralen Aufstellung der Bestände und formalem Erfassen in einem klassischen Zettelkatalog beginnt. Ausleihen sind für alle Mitarbeiter und Studenten des Krankenhauses möglich. Externen Personen präsentiert sich die MedZB als Präsenzbibliothek.

Um die Patienten des Hauses mit Unterhaltungsliteratur versorgen zu können, wird relativ schnell entschieden, der MedZB eine Patientenbibliothek anzugliedern, die aber mit möglichst wenigen Sachmitteln auskommen soll.

Deshalb werden die Bürger in Fulda und Umgebung gebeten Bücher zu spenden. Mit deren materieller Unterstützung gelingt es 1984, die Patientenbibliothek ins Leben zu rufen.

Beide Bibliotheken befinden sich seit dieser Zeit in kontinuierlicher hauptamtlicher Führung.

Für den ersten gemeinsamen Standort von MedZB und Patientenbibliothek werden Räumlichkeiten direkt über dem Haupteingang des Klinikums und nahe der zentralen Patientenaufzüge zur Verfügung gestellt.

1997 wird aber ein Umzug nötig, um Platz für eine neu entstehende Patienten- und Angehörigencaféteria zu schaffen.

Damit einher gehen – bis zum heutigen Tag – weiterhin gemeinsame und größere Räumlichkeiten für beide Bibliotheken und erstmals ein eigenes Büro für die Mitarbeiterinnen.

Bestand und Nutzung

Die beiden Bibliotheken bieten auf einer Gesamtfläche von ca. 200 qm folgende Medien an:

  • Medizinische Zentralbibliothek:
    • ca. 26.000 Monographien und Zeitschriftenbände aus den Bereichen Medizin, Pflege, Technik und Krankenhausmanagement
    • ca. 85 laufende Print-Zeitschriften
    • ca. 250 laufende E-Journals
  • Patientenbibliothek:
    • ca. 5.300 Monographien aus den Bereichen Belletristik, Sachbuch, Kinder- und Jugendbuch inkl. fremdsprachiger Literatur und Großdruckausgaben
    • ca. 140 Hörbücher und Entspannungsmusik auf CD-ROM
    • ca. 50 DVDs

Nachgewiesen werden die Bestände inzwischen in zwei getrennten elektronischen Katalogen.

In der MedZB liegt dabei Allegro-C/Version Nordrhein-Westfalen als Bibliothekssoftware zu Grunde, in die die Bestände seit 1990 nach RAK-WB eingepflegt werden. Eine Retro-Katalogisierung wurde ebenfalls durchgeführt. Der elektronische Katalog wird nur für den Bestandsnachweis verwendet. Eine Ausleihverbuchung findet nicht statt, stattdessen wird auf herkömmliche Ausleihscheine zurückgegriffen. Auch Fortsetzungs- und Zeitschriftenlieferungen werden unter Allegro-C nicht gepflegt. Dafür wird ein Zeitschriftenverwaltungssystem für One-Person-Libraries mit Namen „Schildkröte“ des Informationszentrums Sozialwissenschaften Bonn verwandt.

In der Patientenbibliothek wird ein webbasierter Katalog eingesetzt, der von der hauseigenen IT-Abteilung als MySQL-Datenbank mit PERL für uns programmiert wurde.

Auch hier findet die Ausleihe klassisch über Buchkarten statt, die Daten werden aber nachträglich im Bibliothekssystem eingepflegt (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Die Ausleihmodalitäten haben sich seit Gründung nicht wesentlich verändert. Alle Mitarbeiter, Medizinstudenten während des Praktischen Jahres (PJ), Auszubildende und Praktikanten des Klinikums können Medien aus der MedZB und Patientenbibliothek für vier Wochen entleihen. Stationäre Patienten können während ihres Aufenthaltes leihweise auf die Bestände der Patientenbibliothek zurückgreifen

In der MedZB stehen zwei PC-Arbeitsplätze, in der Patientenbibliothek ein PC-Arbeitsplatz für kostenlose Recherchen zur Verfügung.

Ein Multifunktionsgerät für dienstliche oder private Kopien bzw. Ausdrucke, ein Laminiergerät und zwei Bindegeräte runden das Angebot ab.

Personell werden beide Bibliotheken von einer Diplom-Bibliothekarin ganztags und zwei Halbtagskolleginnen aus den Bereichen Medizinische Dokumentation und Buchhandel betreut. Hinzu kommt i.d.R. eine Auszubildende aus dem kaufmännischen Bereich oder eine Schülerpraktikantin.

Folgende Öffnungszeiten werden aktuell angeboten:

  • Montag: 8.00 – 18.00 Uhr
  • Dienstag und Freitag: 8.00 – 12.00 Uhr
  • Mittwoch und Donnerstag: 8.00 – 16.00 Uhr

Serviceangebote

Die elektronischen Entwicklungen seit der 90er Jahre als auch der immer größer werdende Zeit- und Arbeitsdruck seitens der Mitarbeiter des Klinikums haben zu einigen Veränderungen im Medienangebot und der Dienstleistungserbringung der MedZB geführt.

Der Nutzer, der sich entspannt im Lesesaal niederlässt, um in aktuellen Zeitschriften zu blättern oder ein Lehrbuch zur Hand zu nehmen, ist passé.

Dementsprechend bestanden und bestehen die Anstrengungen der letzten Jahre darin, die Information dezentral und öffnungszeitenunabhängig zum Nutzer zu bringen:

  • Immer mehr Zeitschriften werden in elektronischer Form angeboten. Als Präsentationsplattform dient die Elektronische Zeitschriftenbibliothek – EZB der Universitätsbibliothek Regensburg.
  • Mehrere Datenbanken lassen den dezentralen Zugriff auf Informationen zu:
    • Cochrane Library
    • UpToDate
    • Medline unter OvidSP
  • Alle Medien werden in elektronischen Bestandskatalogen nachgewiesen.

Als Bereitstellungsplattform aller elektronischen Dienstleistungen und weiterführender Informationen dient das Intranet des Klinikums.

Als besonders hilfreich hat sich der 2007 eingeführte TOC-Alert-Dienst herausgestellt, der inzwischen für alle abonnierten Zeitschriften angeboten wird. Jeder interessierte Nutzer erhält das jeweils aktuelle Inhaltsverzeichnis der Zeitschriften, für die er sich angemeldet hat, per Mail zugesandt.

Bei elektronischen Journalen kann der Volltext direkt aufgerufen werden, bei Print-Zeitschriften wird dem Nutzer auf Anfrage eine Kopie zugesandt.

Auf Wunsch werden dienstliche Recherchen durchgeführt und Kopien aus Beständen der MedZB angefertigt.

Nicht vorhandene Literatur wird über Fernleihe oder Schnelllieferdienste wie Subito beschafft.

Die MedZB führt Schulungen für folgende Themenbereiche durch:

  • Recherche in der Datenbank Medline
  • Suchen und Finden von Pflegewissen
  • Umgang mit den elektronischen Dienstleistungen der MedZB

Gruppenschulungen werden im IT-Schulungsraum angeboten. Meist werden aber Einzelschulungen nach kurzfristiger Absprache in der MedZB durchgeführt, um ärztlichen Nutzern, die häufig nur über ein sehr begrenztes Zeitpolster verfügen, entgegenzukommen.

Waren die ersten Jahre der MedZB durch die überwiegende Nutzung seitens ärztlicher Mitarbeiter geprägt, so hat sich seitdem eine wesentlich breitere Nutzerschicht entwickelt.

Besonders die Pflege hat in den letzten Jahren einen großen Wandel hin zu mehr wissenschaftlichem Arbeiten, zu verstärkten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen erfahren. Dies schlägt sich in der MedZB in einer größeren Anzahl an gewünschten Literaturrecherchen und Einführungen in die Nutzung von Informationsmitteln nieder.

Ebenso ist der Beratungs- und Informationsvermittlungsbedarf im administrativen Bereich stark gestiegen.

Ein Serviceschwerpunkt der Patientenbibliothek liegt in der direkten Ausleihe am Krankenbett, die mit Hilfe eines Bücherwagens erfolgt.

Jeder Patient wird einmal wöchentlich direkt in seinem Zimmer aufgesucht. Unabhängig davon können jederzeit telefonisch Ausleihwünsche an die Patientenbibliothek gerichtet werden.

Neben der Ausleihe der vorhandenen Medien werden kostenlose Broschüren für interessierte Patienten zur Verfügung gestellt, z.B. die „Blaue Reihe“ der Deutschen Krebshilfe. Sollten diese Informationsmittel zur Beantwortung etwaiger Fragen zum Krankheitsbild nicht ausreichen, wird auch auf Wunsch des Patienten eine Internetrecherche durchgeführt, um ärztliche und pflegerische Informationen ergänzen zu können.

Neben der umfangreichen Abbildung der Serviceangebote der MedZB und Patientenbibliothek im hauseigenen Intranet werden auch einige wichtige Informationen bzw. Zugänge auf der Homepage des Klinikums angezeigt.

Finanzierung

Die Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek wird von Beginn an ausschließlich aus den Eigenmitteln des Klinikums Fulda finanziert. Dies gilt sowohl für die Personal- als auch die Sachkosten.

Der Schwerpunkt der Ausgaben liegt eindeutig auf Seiten der MedZB, aber auch für die Patientenbibliothek werden Mittel zur Verfügung gestellt, deren Verwendung sich inzwischen in einem durchaus aktuellen Bestand niederschlägt.

Ergänzend wird auf die Tradition aus den „Gründerjahren“ der Patientenbibliothek weiterhin zurückgegriffen und es werden Buchspenden gerne entgegengenommen. Davon nicht benötigte Literatur – weil bereits vorhanden oder für die Zwecke einer Krankenhausbibliothek nicht geeignet – wird gesammelt und halbjährlich auf einem bibliothekseigenen Bücherbasar zum Verkauf angeboten. Mit diesen Erlösen kann ein Großteil der Neuanschaffungen für die Patientenbibliothek geschultert werden.

Ausblick

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek zu einer festen Größe im Servicebereich des Klinikums Fulda entwickelt. Dies gilt es für die Zukunft zu sichern.

Der Schwerpunkt in der MedZB wird dabei auf der verstärkten Anschaffung digitaler Medien liegen, um allen Mitarbeitern Informationen möglichst dezentral rund um die Uhr anbieten zu können. Damit verbunden wird eine verstärkte Schulung von Bibliotheksnutzern im Bereich der E-Medien im Fokus stehen.

Auch im Bereich der Patientenbibliothek haben die altbewährten Angebote von Büchern und Zeitschriften eine Erweiterung hin zu Hörbuch und DVD erfahren, die es fortzusetzen gilt.

Wichtigste Aufgabe war und bleibt es aber, als persönlicher und kompetenter Ansprechpartner allen Nutzern – Mitarbeitern wie Patienten – zur Verfügung zu stehen.

Kontakt

Medizinische Zentralbibliothek und Patientenbibliothek
Klinikum Fulda gAG
Pacelliallee 4
36043 Fulda
Tel.: +49 (0) 661 846680
Fax: +49 (0) 661 846685
http://www.klinikum-fulda.de/bibliothek.html
E-Mail: bibliothek@klinikum-fulda.de


Literatur

1.
Schmidt MR. 25 Jahre Klinikum Fulda: Eine Erfolgsgeschichte im Dienst des Menschen. 1. Aufl. Petersberg: Imhof; 2000.
2.
200 Jahre Krankenhaus für Fulda: Kompetenz schafft Vertrauen. Fulda; [2006].