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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Thinking the Future – Die Zweigbibliothek Medizin der SLUB Dresden plant ihren Neubau

Thinking the Future – The Branch Library of Medicine of the Saxon State and University Library of Dresden plans a new building

Fachbeitrag

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  • corresponding author Michaele Adam - Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Dresden, Deutschland
  • author Eva Pollack - Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Dresden, Deutschland
  • author Michael Golsch - Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Dresden, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2009;9(2-3):Doc22

doi: 10.3205/mbi000150, urn:nbn:de:0183-mbi0001501

Veröffentlicht: 17. Dezember 2009

© 2009 Adam et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Die Zweigbibliothek Medizin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) plant einen Neubau, der ihr nachhaltige Entwicklungsperspektiven als Ort des Lernens und der Kommunikation auf dem Medizincampus in Dresden-Johannstadt wie auch als Standortfaktor für wissenschaftliche Informationsvermittlung im Universitätsklinikum und in der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden eröffnet.

Der Beitrag erläutert die Konzeption des Vorhabens und stellt darüber hinaus das heutige Leistungsspektrum der Bibliothek vor.

Schlüsselwörter: SLUB Dresden, Zweigbibliothek Medizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Abstract

The Branch Library of Medicine of the Saxon State and University Library of Dresden (SLUB) plans a new building opening effective future prospects – best place for learning and communication on medical campus in Dresden-Johannstadt and a location factor for scientific information providing at the University Hospital and Faculty of Medicine of the Dresden University of Technology too.

The paper explains the intention of the plan and, in addition, introduces the present performed library services.

Keywords: SLUB Dresden, Branch Library of Medicine, Faculty of Medicine Carl Gustav Carus of the TU Dresden, University Hospital Carl Gustav Carus


Visionen global: Die Bibliothek der Zukunft

Die Veränderungen in der Hochschulausbildung und die sich dynamisch weiterentwickelnden technischen Möglichkeiten lassen neue Lehr- und Lernformen entstehen: individuell, in Gruppen, in realen und virtuellen Umgebungen. Vor diesem Hintergrund sind Bibliotheken gefordert, über ihre künftige Rolle in diesem Zusammenhang nachzudenken. Neue Lernkonzepte bedingen auch neue Raumkonzepte.

Wie soll die Bibliothek der Zukunft aussehen?

Während sich die Aufgaben der Bibliotheken in der Vergangenheit lange Zeit vorwiegend auf die Erwerbung, Sammlung und Bereitstellung von Büchern und Zeitschriften konzentrierten, stellen sie nun schon seit einigen Jahren und mit deutlich zunehmender Tendenz auch digitale Informationen über einschlägige nutzerfreundliche Plattformen zur Verfügung. Bibliotheken etablieren sich mehr und mehr als Orte des Lernens und – bezogen auf ihre vielfältigen Angebote zur Vermittlung von Informationskompetenz – auch der Lehre. Damit entstehen ganz neue Herausforderungen an den Bau und an die Gestaltung von Bibliotheken.

Bereits im Jahr 2007 hat der international renommierte Bibliothekspraktiker Andrew McDonald als Richtschnur für die Einrichtung von Bibliotheken die nachstehenden „Top Ten Qualities of Good Libraries Spaces“ beschrieben [1]. Danach sollen moderne Bibliotheken:

  • funktional aber auch ästhetisch ansprechend gestaltet sein und die Interessen aller Nutzergruppen berücksichtigen,
  • anpassungsfähig sein, um auch künftig flexibel auf veränderte Nutzungswünsche reagieren zu können,
  • einladend und einfach zugänglich sein sowie eine unabhängige Nutzung ermöglichen,
  • vielseitig sein, um mit einer Vielzahl von Lernumgebungen den unterschiedlichen Lernstilen zu entsprechen. Dazu zählen ruhige Einzelplätze für individuelles Lernen, aber auch gut ausgestattete Gruppenplätze für gemeinsames Arbeiten und Platz für Entspannung und Kommunikation, für Wissens- und Erfahrungsaustausch,
  • interaktiv sein und durch eine optimale Raumaufteilung den Kontakt zwischen Nutzern und die Nutzung der Services unterstützen,
  • motivierend und inspirierend sein, um den Lern- und Forschungsprozess zu fördern,
  • geeignete Umgebungsbedingungen für die Nutzer bieten, für die Arbeit am PC aber auch für die physisch vorhandenen Medienbestände haben,
  • Schutz und Sicherheit bieten,
  • effizient sein in Bezug auf Raumflächen, Personal und laufende Kosten,
  • für Informationstechnologie geeignet sein.

International ist seit einigen Jahren der Trend zu Bibliotheksneubauten zu beobachten, die Aspekte der Multifunktionalität, Flexibilität, Technik und Atmosphäre berücksichtigen. Letztere beschreibt McDonald mit dem emotionalen „Wow-Effekt“.

Der im Januar 2003 eingeweihte Neubau der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) bietet ein gutes Beispiel für einen modernen, ästhetisch und funktional gelungenen Bau, der sich im Tagesgeschäft einer Großbibliothek (35.000 Studierende an der TU Dresden) sehr gut bewährt.


Visionen konkret: Der geplante Neubau der Zweigbibliothek Medizin in Dresden

Seit ihrer Gründung im Jahr 1954 nutzt die Zweigbibliothek Medizin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) die gleichen Räume in der zweiten Etage des Dekanatsgebäudes. Allerdings haben im Laufe der vergangenen Jahre sowohl das Universitätsklinikum (UKD) als auch die Medizinische Fakultät der TU Dresden wiederholt Erweiterungsflächen und finanzielle Mittel für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt. Die vorläufig letzte dieser Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen verdoppelte in 2003/2004 die Bibliotheksnutzfläche nahezu auf nun reichlich 500 m2. Eine beruhigte Lesesaalzone, Gruppenarbeitsräume, ein Multimedia-Arbeitsraum, ein Computerbereich entstanden neu. Investiert wurde außerdem in die Erweiterung der Lehrbuchsammlung und der Zeitschriftenauslage einschließlich Freihandaufstellung der jeweils vier jüngsten gebundenen Jahrgänge.

Trotz dieses sichtbaren Engagements aller Beteiligten ist die Zweigbibliothek nach wie vor durch unzureichende Räumlichkeiten gehandicapt. Die baulichen Gegebenheiten lassen weitere signifikante Verbesserungen der Nutzungsbereiche nicht mehr zu. Damit sind auch der Automatisierung der Ausleihprozesse und einer besseren räumlichen und zeitlichen Zugänglichkeit der Bestände am jetzigen Bibliotheksstandort endgültige Grenzen gesetzt. Eine Reihe von intensiv nachgefragten Services, die andernorts – beispielsweise auch in den übrigen Standorten der SLUB – bereits zum Standard gehören, sind für die Zweigbibliothek Medizin am gegenwärtigen Standort und ausschließlich räumlich bedingt nicht zu realisieren. Carrels für die Einzelarbeit fehlen ebenso wie Buchboxen, in denen Nutzer ausgeliehene Medien zeitweise aufbewahren können. Diese Liste der Desiderata ließe sich weiter fortsetzen.

Bereits heute muss die Bibliothek also ohne eigenes Verschulden Wettbewerbsnachteile hinnehmen, die sich angesichts der dynamischen Entwicklung der Bibliotheks- und Informationsbranche rasch vergrößern werden. Dass die Bibliothek für das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät der TU Dresden ein wichtiger Standortfaktor ist, bedarf an dieser Stelle keiner zusätzlichen Erläuterung. Wettbewerbsnachteile der Bibliothek beeinträchtigen damit unmittelbar die Wettbewerbsfähigkeit medizinischer Lehre und Forschung in Dresden.

Ein Bibliotheksneubau für die Zweigbibliothek Medizin der SLUB ist daher ohne Alternative und mit erheblichen Synergieeffekten für die Nutzer verbunden. Pars pro toto seien an dieser Stelle die Zusammenführung der jetzt noch auf eine Vielzahl von Teilbibliotheken verstreuten Bestände ebenso erwähnt wie die umfassende Erweiterung der Öffnungszeiten und die Profilierung der Bibliothek als Ort des Lernens und der Kommunikation.

Dieser Neubau ist eine gemeinsame und bereits sehr konkrete Vision der SLUB Dresden, des Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, die bei der Realisierung des Vorhabens eng zusammenwirken.

Der Bau- und Strukturplan der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums 2005 bis 2015 schätzt die räumliche und funktionale Unterbringung der ZwB Medizin als zur Zeit völlig unbefriedigend ein und nennt als Zielstellung für 2015 den Um- und Ausbau vorhandener Altbausubstanz in der Campusmitte der Medizin (Abbildung 1 [Abb. 1]), in dem die ZwB Medizin ein integraler Bestandteil sein soll. Favorisiert wird die gemeinsame Nutzung des frei werdenden Gebäudekomplexes Haus 12 und 14 (Abbildung 2 [Abb. 2]) durch Bibliothek und Lehre. Für die erforderliche Erweiterung der Platzkapazität wird ein Verbindungsneubau zwischen diesen Häusern über vier Ebenen vorgeschlagen, um große zusammenhängende Flächen für die dominierende Freihandaufstellung zu schaffen. Dimensioniert ist der Freihandbestand auf rd. 200.000 Bände (80% des jetzigen Gesamtbestandes), darunter 24.000 Bände in der Lehrbuchsammlung und 50.000 Zeitschriftenbände.

In diesen zukunftsorientierten Planungen spiegeln sich die eingangs genannten Qualitätskriterien von McDonald für eine Bibliothek der Zukunft eindrucksvoll wider:

  • Die deutlich größere räumliche Nähe zur Lehre und funktionale Vernetzungen fördern den konsequenten Ausbau der Bibliothek zu einem Lehr- und Lernzentrum. Mit der Konzentration der flexibel gestalteten Seminarräume in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bibliothek lassen sich entscheidende Verbesserungen der Lernbedingungen für die Studierenden und Lehrenden im Reformcurriculum DIPOL erzielen. Vorgesehen ist, in der Bibliothek verschiedene und auf die speziellen Lernbedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen zugeschnittene Lernbereiche einzurichten.
  • In einem neu konzipierten attraktiven Eingangsbereich ist der Ausleih- und Informationsbereich der zentrale Anlaufpunkt für alle Nutzer. Angesichts des von der Staatsregierung verfügten und seit Jahren ungebremst anhaltenden Personalabbaus der SLUB (113 Stellen oder knapp 30% der Kapazität allein zwischen 2002 und 2008) ist die weitgehende Automatisierung der Medienausleihe und -rückgabe Voraussetzung dafür, dass die knappen Personalressourcen in den Informationsservice bei komfortablen Öffnungszeiten gelenkt werden können.
  • Die zentrale Lage im Herzen des Medizincampus bietet die Gewähr für kurze Wege aus den Fachbereichen und Kliniken zur Bibliothek.

Auch wenn bis zur Realisierung des Neubaus noch ein weiter und möglicherweise steiniger Weg zurückzulegen ist, unternimmt die SLUB bereits jetzt erhebliche Anstrengungen, um die Bestände ihrer Zweigbibliothek Medizin für die künftige Nutzung in großen Freihandbereichen vorzubereiten. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang vor allem die Überführung bisher nur in Kartenform vorliegender Kataloge in den elektronischen SLUB-Katalog. Diese vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderte retrospektive Katalogkonversion wird in den kommenden Jahren bis zum Projektabschluss 2013 rd. 90.000 Titel Monographien und 13.500 Zeitschriftenbände der Zweigbibliothek elektronisch erschließen.


Classics: Die Leistungsangebote

Überblick

Als Teil der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und als zentrale Serviceeinrichtung auf dem Medizin-Campus betreut die Zweigbibliothek (ZwB) Medizin die fachspezifische Literatur- und Informationsversorgung für Wissenschaft und Forschung, Lehre, Studium und berufliche Aus- und Weiterbildung im Universitätsklinikum und an der Medizinischen Fakultät (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Die SLUB Dresden ist ein einschichtiges Bibliothekssystem mit einer Zentralbibliothek und vier dezentralen Zweigbibliotheken (ZwB): Erziehungswissenschaften, Forstwesen, Medizin und Rechtswissenschaft, die sich jeweils im Campusbereich ihrer Fakultät befinden.

Die SLUB gehört dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund an. Als lokales Bibliothekssystem ist Libero im Einsatz.

Aus der Funktion der Zweigbibliothek Medizin der SLUB ergeben sich ihre verschiedenen Aufgabenbereiche. Neben der Servicefunktion für Klinikum, Universität und Region zählt die Sammlung der regionalen Literatur zu den landesbibliothekarischen Aufgaben in Verbindung mit dem sächsischen Pflichtexemplar. Hauptsammelgebiete sind daher Medizin und angrenzende Gebiete sowie medizinische Saxonica und Literatur von und über den Namenspatron der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums, den Dresdner Maler, Arzt, Naturforscher und Philosoph Carl Gustav Carus (1789–1869).

Die Bestände der ZwB Medizin, insgesamt ca. 254.000 Medieneinheiten (Monographien, Dissertationen, gebundene Zeitschriften, Videos, DVDs, CD-ROMs) und 886 laufend gehaltene Printzeitschriften, sind am Hauptstandort der ZwB Medizin in der Dresdner Johannstadt (Fiedlerstraße 27) sowie in 43 Klinik- und Institutsbibliotheken (Teilbibliotheken) sehr unterschiedlicher Raum- und Bestandsgröße aufgestellt. Sie werden unter fachlicher Anleitung der ZwB Medizin von Beschäftigten des Klinikums bzw. der Fakultät betreut. Die gesamte Bearbeitung der Medien erfolgt für alle Standorte auf dem Medizin-Campus in einem einheitlichen Geschäftsgang zentral in der Zweigbibliothek Medizin.

Am Hauptstandort der Zweigbibliothek sind vor allem Lehrbücher für die vorklinische und klinische Ausbildung in der Human- und Zahnmedizin sowie für Pflegeberufe, interdisziplinäre und allgemeine medizinische Literatur, Wörterbücher, Lexika, Atlanten, Handbücher, Rechtsliteratur und populärwissenschaftliche medizinische Literatur aufgestellt. Die Lehrbuchsammlung, ein Lesesaal-Präsenzbestand, der Bestand an Videos, CD, DVD sowie die aktuellen und vier abgeschlossene Jahrgänge von etwa 25% der abonnierten Printzeitschriften werden in Freihandaufstellung angeboten. Ein weiterer Bestand an Lehrbüchern von jeweils 60 Titeln wird für das Reformcurriculum DIPOL® (Dresdner Integratives Problem-/Praxis-/Patienten-orientiertes Lernen) in jedem der ca. 30 Seminarräume verteilt über den gesamten Medizincampus bereitgestellt. Die systematische Aufstellung erfolgt wie an allen SLUB-Standorten einheitlich nach der Regensburger Verbundklassifikation (RVK). Der weitaus größere Teil des Bibliotheksbestandes (Bücher, Zeitschriftenbände, Dissertationen und Habilitationen) am Standort der Zweigbibliothek Medizin befindet sich aus den bereits ausführlich erläuterten räumlichen Einschränkungen derzeit in geschlossenen Magazinen.

In den Teilbibliotheken konzentriert sich die Sammelaufgabe hauptsächlich auf spezielle Fachliteratur zur jeweiligen medizinischen Disziplin bzw. zur Aufgabenstellung der Struktureinheiten. Der überwiegende Teil der Printzeitschriften, ca. 75%, befindet sich ebenfalls in den Teilbibliotheken. Der Medienbestand der Zweigbibliothek Medizin und der Teilbibliotheken ist ab Erwerbungsjahr 1993 über den elektronischen SLUB-Katalog erschlossen.

Nicht in Dresden verfügbare Literatur beschafft die ZwB Medizin im Bedarfsfall über Online-Fernleihe oder den Dokumentlieferdienst SUBITO. Die ZwB Medizin nimmt zudem am internen Leihverkehr der Medizinbibliotheken (ILV) teil. Für MitarbeiterInnen der TU Dresden bietet die SLUB darüber hinaus einen TU-internen Lieferdienst von Aufsätzen aus Zeitschriften und Büchern an.

Der Hauptstandort Fiedlerstraße 27 der ZwB Medizin in der zweiten Etage des Dekanatsgebäudes (Abbildung 3 [Abb. 3]) ist Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 20.00 Uhr und Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr und damit 51 Stunden wöchentlich geöffnet.

Derzeit verfügt die ZwB Medizin über reichlich 100 Arbeitsplätze, davon 40 im Lesesaal (Abbildung 4 [Abb. 4]). Kleine Lerngruppen nutzen zudem die drei Gruppenarbeitsräume.

Für die elektronischen Informationsangebote werden 11 Computerarbeitsplätze mit Internetzugang bereitgestellt. Wahlweise verfügbar sind außerdem die WLAN-Dienste der SLUB oder der TU Dresden. Jeweils ein Arbeitsplatz mit Videorecorder und DVD-Player stehen im Multimediaraum zur Nutzung dieser Medien in der ZwB bereit.

Die SLUB Dresden fördert auch in ihrer Zweigbibliothek Medizin aktiv die Initiative „Uni mit Kind“ der TU Dresden. Für die Kinder steht im Öffentlichkeitsbereich eine entsprechend ausgestattete Spielecke zur Verfügung.

Digitale Bibliothek

Das medizinische Informationsangebot umfasst neben dem umfangreichen Bestand an Büchern und Zeitschriften den Zugang zu allen wichtigen elektronischen Ressourcen des Fachgebietes. Es ist integraler Bestandteil des gesamten Informationsangebotes der SLUB.

Zu den lizenzierten Datenbanken gehören MEDLINE über OvidSP, Web of Science, Journal Citation Reports, Cochrane Library, Psyndex, Psychinfo, CINAHL, AMED sowie UpToDate. Der Zugriff erfolgt seit 2008 über den kooperativen Service zur Nutzung wissenschaftlicher Datenbanken, das Datenbank-Informationssystem DBIS.

Für die Versorgung mit aktuellen internationalen Forschungsergebnissen stehen rd. 4200 Zugänge zu elektronischen medizinischen Fachzeitschriften campusweit zur Verfügung.

In den kontinuierlichen Ausbau des E-Learnings an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden bringt sich die ZwB Medizin seit langem erfolgreich ein, indem sie ihr Angebot an E-Books zielgruppenorientiert und schrittweise ausbaut. Die jährlich lizenzierten sowie die durch Kauf erworbenen Titel einschlägiger Verlage – derzeit insgesamt 1200 E-Books – werden ausnahmslos über den SLUB-Katalog angeboten. Die Erfahrungen zeigen, dass die elektronische Nutzung überwiegend im Rahmen des Medizinstudiums erfolgt und die Ausleihe der Lehrbücher in Printausgabe ergänzt, aber nicht ersetzt. Ganz aktuell hat die ZwB Medizin daher als Ergänzung zur bewährten Schwarzen Reihe für die Prüfungsvorbereitung Thiemes Examen Online lizenziert.

Neben den online zugänglichen Ressourcen gibt es einen großen, ständig weiter anwachsenden Bestand an Videos, CD-ROMs, DVDs in Freihandaufstellung, die außer Haus ausleihbar sind.

Auf der Basis von Konsortiallizenzen baut die SLUB Dresden den sachsenweiten Zugriff auf diese Medien sukzessive aus – nicht zuletzt über den zentralen Dienst „DBoD – Databases on Demand“.

Mit dem unter Federführung der SLUB entwickelten Publikationsserver „Qucosa“ (Quality Content of Saxony) stellen die sächsischen Bibliotheken ein Angebot zur kostenfreien Veröffentlichung wissenschaftlicher Dokumente zur Verfügung, insbesondere auch für die elektronische Veröffentlichung von Dissertationen und Habilitationen.

Digitale Fotos zur Medizin, zur Pharmazie und zu angrenzenden Fachgebieten sind in der Bilddatenbank der Deutschen Fotothek der SLUB enthalten, die zu den leistungsfähigsten und größten Bildarchiven in Deutschland zählt.

Fachinformationen

Für die bibliothekarische Informationsvermittlung erarbeitete die SLUB bereits im Jahr 2003 ein differenziertes modulares Schulungskonzept. Dessen Bausteine umfassen ein breites Spektrum von der Bibliotheksführung über Kurse zu Fachdatenbanken bis zum elektronischen Publizieren. Ziel ist es, sowohl Grundkenntnisse im Umgang mit der Bibliothek und ihren Dienstleistungen für Studienanfänger als auch fachbezogene Informationskompetenz für höhere Semester zu vermitteln.

Für das Fach Medizin wurde 2005 in der Informationsvermittlungsstelle (IVS) auf der Grundlage des Bausteins 5 „Vom Thema zum Volltext“ eine Schulung „Literatursuche für Mediziner und Zahnmediziner“ aufgebaut. Hierbei handelt es sich um eine einmalige Präsenzveranstaltung von 3,5 Stunden im Computerpool der Medizinischen Fakultät. Neben allgemeinen Recherchegrundlagen werden vor allem die Datenbank PubMed/MEDLINE näher vorstellt, auf weitere wichtige Datenbanken im Fachgebiet hingewiesen und verschiedene Wege zum Volltext aufgezeigt. Die Teilnehmer bekommen Gelegenheit, das erworbene Wissen in eigenen Übungen zu festigen.

Dieses Angebot wird seit 2008 durch eine Veranstaltung zur Literaturverwaltung ergänzt, die gleichfalls auf anhaltende Nachfrage stößt. Inhalt ist die Handhabung des webbasierten Programms RefWorks, das gemeinsam von der TU und der SLUB Dresden lizenziert wird und den Studierenden und MitarbeiterInnen kostenlos zur Verfügung steht.

Inzwischen haben sich diese monatlich angebotenen fakultativen Kurse gut an der Medizinischen Fakultät etabliert. Im Bereich der Zahnmedizin finden diese Veranstaltungen in abgewandelter Form bereits seit drei Jahren verpflichtend für alle Studierenden statt. Im Bereich der Humanmedizin sind die Veranstaltungen Teil des Wahlkurses „Wissenschaftliches Arbeiten“ im Rahmen des MD-Programms (Medical Doctors Program).

Zu den weiteren Schulungsangeboten der Zweigbibliothek Medizin zählen die Einführungsveranstaltungen in die Bibliotheksbenutzung für Erstsemester auf freiwilliger Teilnahmebasis sowie Veranstaltungen nach Absprache für Pflegepersonal in der Aus-, Fort- und Weiterbildung und medizinische Dokumentationsassistenten.


Traditionen

Die Tradition der Medizinerausbildung in Dresden lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als es in verschiedenen deutschen Ländern zur Etablierung von Medizinschulen außerhalb der Universitäten kam. Bereits 1748 erfolgte mit der Gründung des Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Collegium medico-chirurgicum in Dresden die Eröffnung der ersten Ärzteschule der Stadt mit dem Ziel, Militär- und Zivilwundärzte auszubilden. Aus dem Gründungsjahr existiert eine Vorlesungsmitschrift.

Die Geschichte der heutigen Medizinbibliothek nahm 1954 ihren Anfang mit dem Aufbau der Akademiebibliothek nach der Inauguration der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus als dritte medizinische Hochschule (ohne vorklinische Ausbildung) in der DDR neben Erfurt und Magdeburg. 1963 ging daraus die Wissenschaftliche Bibliothek und 1965 die Zentralbibliothek der Medizinischen Akademie Dresden (MAD) hervor.

In den Jahren nach 1990 erfolgte der Ausbau der TU Dresden zur Volluniversität, in dessen Folge 1993 die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden gegründet und gleichzeitig die ehemalige Zentralbibliothek der Medizinischen Akademie als Fachbibliothek für Medizin in die Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden integriert wurde.

1996 wurde die heutige Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) durch Fusion der Sächsischen Landesbibliothek und der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden als Anstalt öffentlichen Rechts errichtet. Die ZwB Medizin ist seither Teil der SLUB Dresden.

Besondere Tradition hat die wissenschaftliche medizinische Informationsvermittlung. Bereits im Juli 1959 wurde mit der Einrichtung einer medizinischen Informationsstelle, der späteren Abteilung Wissenschaftliche Information und Dokumentation, in der Zentralbibliothek der MAD begonnen. 1992 entstand daraus die heute noch bestehende Informationsvermittlungsstelle (IVS). Die Arbeitsaufgaben haben sich dabei mit der Entwicklung der Computertechnik, des Internets sowie der damit verbundenen rasanten Zunahme der elektronischen Informationsangebote stark gewandelt.

Nach der deutschen Wiedervereinigung hielt die PC-Technik Einzug. Die Datenbank MEDLINE auf CD-ROM von SilverPlatter war 1990 der erste Kauf einer elektronischen Ressource für die Medizin und bedeutete eine enorme Verbesserung der Recherchebedingungen für die Nutzer, verglichen mit der bis dahin notwendigen mühevollen Suche in den Bänden des Index Medicus. Die Recherche in MEDLINE gemeinsam mit dem Nutzer oder als Auftrag wurde zur Hauptaufgabe in der IVS. Bald schon reichte der einzige CD-ROM-Arbeitsplatz nicht mehr aus.

Dank der Unterstützung des DIMDI im Rahmen des Projektes des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) für die technische Ausstattung bestehender medizinischer Informationsvermittlungsstellen in den neuen Bundesländern konnte die technische Basis weiter ausgebaut werden. Ein Wählzugang über Datex-P ermöglichte ab 1992 eine weitere Neuerung zusätzlich zu CD-ROM-Recherchen in der Datenbank MEDLINE: eine Online-Verbindung zum DIMDI-Host und den Zugriff auf alle dort angebotenen Datenbanken.

Heute nur noch schwer vorstellbar, waren zeitweise Wartezeiten von ca. zwei Wochen bei der Terminvergabe für Literaturrecherchen Normalität.

Von 1993 bis 1999 erfolgte die redaktionelle Bearbeitung der Publikationen der MitarbeiterInnen der Medizinischen Fakultät für die Broschüre „Publikationen und Drittmittel“, die jährlich von der Medizinischen Fakultät herausgegeben wird, durch die IVS der Zweigbibliothek Medizin.

Der Aufbau eines CD-ROM-Netzes, von Nutzer-Recherchearbeitsplätzen, das Aufkommen des WWW und damit die bessere Verfügbarkeit von Datenbankzugängen führte in den 1990er Jahren zu erheblichen Veränderungen in der Informationsvermittlungstätigkeit. Die Anzahl der Literaturrechercheaufträge ging zurück, neue Aufgaben entstanden. Die Lizenzierung von elektronischen Zeitschriften wurde vorangetrieben. Die Öffentlichkeitsarbeit nahm zu, darunter auch webredaktionelle Aufgaben. Auf Grund des wachsenden Informationsbedarfs wurden individuelle Einführungen in die Literaturrecherche für Kleingruppen angeboten.

Per se sind Traditionen kein Argument für die Zukunftsfähigkeit einer Institution. Verbinden sie sich jedoch mit aktiver und zielorientierter Zukunftsplanung, dann bieten sie wertvollen Rückhalt hin zu notwendigen Innovationen. Die Zweigbibliothek Medizin der SLUB Dresden ist in diesem Sinne gut unterwegs.


Kontakt

Sächsische Landesbibliothek –
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
Zweigbibliothek Medizin
Postanschrift:
01054 Dresden

Besucheradresse:
Fiedlerstr. 27, Haus 40
01307 Dresden
Tel.: + 49 351 458 2521
Fax: + 49 351 458 4363
E-Mail: Zweigbibliothek.Medizin@slub-dresden.de
Website der SLUB: http://www.slub-dresden.de


Literatur

1.
McDonald A. Top Ten Qualities of Good Library Spaces. In: IFLA Library Building Guidelines; Developments & Reflections. München: Saur; 2007. p. 13-29.
2.
Güttner H. Die Entwicklung der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus" 1954–1959. In: Medizinische Akademie Carl Gustav Carus, editor. Academia Dresdensis Medicinae quinquennis; Denkschrift zum fünfjährigen Bestehen der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus". Dresden: Selbstverlag der Akademie; 1959. p. 9-18.
3.
Kleine-Natrop H. Über Bücher, Autoren und medizinische Bibliotheken in Dresden. In: Medizinische Akademie Carl Gustav Carus, editor. Bibliographia Altera; Bibliographia II Academiae Medicinae Dresdensis; Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus". Dresden: Verlag der Akademie; 1968. p. 9-60.
4.
Kleine-Natrop H. Über Bücher, Librareyen und medizinische Bibliotheken in Dresden. In: Medizinische Akademie Carl Gustav Carus, editor. Bibliographia Academiae; Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus"1954–1961. Dresden: Verlag der Akademie; 1963. p. 7-30.
5.
Tiebel M, Dieterich P, Tiebel O, Hesse R, Kunath H, Dieter P. E-Learning an der Medizinischen Fakultät Dresden: Bedarf, aktueller Stand und Perspektiven. GMS Z Med Ausbild. 2005;22(4):Doc216. Available from: http://www.egms.de/en/journals/zma/2005-22/zma000216.shtml Externer Link
6.
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, editor. 10 Jahre bauliche und strukturelle Neuordnung 2005 bis 2015. Dresden: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden; 2005.