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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

medinfo quergelesen: Informationen aus dem Weblog medinfo (Januar-April 2008)

Skim through medinfo: Information from the medinfo weblog (January-April 2008)

Mitteilung

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  • corresponding author Diana Klein - Universitätsbibliothek Würzburg, Würzburg, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2008;8(1):Doc03

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2008-8/mbi000100.shtml

Veröffentlicht: 26. Juni 2008

© 2008 Klein.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Sind Sie auf dem Laufenden? Dieser Beitrag enthält eine Auswahl der interessantesten Inhalte aus dem medinfo-Blog von Januar bis April 2008.

Schlüsselwörter: Bibliotheken, Copyright und Fernleihe, Krankenhaus, Literatursuche, medinfo, Medizinisches Bibliothekswesen, MLA, Open Access, Publikationswesen

Abstract

Are you up to date? This article provides a selection of the most interesting contents of the weblog medinfo from January to April 2008.

Keywords: libraries, copyright and interlibrary loan, hospitals, search for literature, medinfo, medical librarianship, MLA, open access, publishing


medinfo quergelesen

Bibliotheken

Wer Argumente benötigt, um die gängigen Mythen bei den Bibliotheksträgern („wozu braucht man überhaupt noch Krankenhausbibliotheken“) fundiert widerlegen zu können, findet bei der MLA eine anschauliche Zusammenstellung dazu. Darüber hinaus bieten mehrere US-amerikanische Bibliotheken ihren Nutzern inzwischen die Möglichkeit, mit Hilfe von Kalkulatoren den Wert der genutzten Bibliotheksservices im Details auszurechnen. Diese Kalkulatoren sind im deutschsprachigen Raum noch nicht im Einsatz. Zum Vergleich der Bibliotheken untereinander läuft wie in den letzten Jahren der MLA Benchmarking Survey. Wie Oliver Obst zutreffend anmerkt, fehlt eine vergleichbare Statistik für deutsche Medizinbibliotheken.

Lohnt es sich überhaupt noch, Zeitschriften binden zu lassen? Nicht nur hierzulande, sondern auch in lis-medical wird diese Frage intensiv diskutiert. Da die Problematik der Langzeitarchivierung der elektronischen Zeitschriftenausgaben jedoch bei weitem noch nicht gelöst ist, schließen sich mittlerweile immer mehr Bibliotheken Portico an, um ihre Archivrechte abzusichern. Eine der Alternativen zu Portico – CLOCKSS – meldet gerade, dass nun die erste Zeitschrift, die über CLOCKSS langfristig gesichert werden soll, online verfügbar ist.

Wie eine Wissensdatenbank für die Benutzer als Wiki aufgesetzt werden kann, zeigt die Zweigbibliothek Medizin der UB Münster. Diverse Benutzeranfragen der letzten Jahre und die Antworten darauf werden darin für die Nachnutzung aufbereitet.

Copyright und Fernleihe

1.1.2008: Das neue Urheberrecht tritt in Kraft. Aufgrund der geänderten Rechtslage gelten ab Januar bei Subito neue Preise und Lieferbedingungen, die kurz vor Jahreswechsel bekannt gegeben werden. Auf Bibliotheksseite sind zu Jahresbeginn noch viele Fragen offen, so z. B. ob die Lieferung an akademische Endkunden zukünftig über die zugehörige Bibliothek vermittelt werden muss. Subito muss die gelieferten Artikel nun über Digital Rights Management gegen illegales Kopieren sichern. Dadurch verschlechtern sich jedoch auch die Nutzungsmöglichkeiten der gelieferten Artikel für die Kunden massiv.

Die EZB weist jetzt in einer eigenen Sicht die ersten pay-per-view-Angebote von Verlagen nach. Für die dort aufgelisteten Jahrgänge wird Subito also keine Email-Lieferung anbieten, wenn kein Lizenzvertrag mit dem betreffenden Verlag abgeschlossen wurde. Im ersten Quartal steigt die Zahl der Verlage, die ihre pay-per-view-Bestände in der EZB nachweisen, nur sehr langsam an. Von den größeren Verlagen sind Thieme, Wiley und Springer als erste dabei.

Die STM wirbt bei ihren Verlags-Mitgliedern für den Abschluss eines Rahmenvertrages mit Subito, denn es ist davon auszugehen, dass die Verlage finanziell davon erheblich profitieren. Dagegen ist auf Bibliotheksseite heftig umstritten, ob der Abschluss von Rahmenverträgen zwischen Verlagen und Subito nötig ist. Insbesondere Harald Müller vertritt die Meinung, dass der Abschluss von Rahmenverträgen derzeit nicht sinnvoll ist. Auch in Inetbib werden die Subito-Verträge heiß diskutiert. Subito weist die Kritik an den Lizenzverträgen dagegen in einer Pressemeldung zurück.

Nach den Verlagsklagen in Zusammenhang mit dem Kopienversand sind nun in den USA Elektronische Semesterapparate die Ursache für eine erneute Klage von Verlagen gegen eine Universität.

Krankenhaus

Die Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen erhalten ab Januar 2008 mehr Autonomie. Sie können z. B. ihre Rechtsform jetzt frei wählen. Damit besteht nun auch die bereits seit längerem diskutierte Möglichkeit zur Fusion von Fakultäten. Über die Landkarte Hochschulmedizin, die vom Bundesministerium für Forschung und Bildung und vom Medizinischen Fakultätentag zusammengestellt wurde, ist es nun möglich, sich einen Überblick über die 36 deutschen Standorte der Hochschulmedizin und die dazugehörigen Kliniken zu verschaffen.

Literatursuche

Elsevier macht gleich mit mehreren Neuerungen auf sich aufmerksam: Der lang erwartete Konkurrenzfaktor zum Impact Factor lässt sich nun im SJR (SCImago Journal & Country Rank) ermitteln. Scopus erleichtert die Zitationsanalyse, da nun der Author Identifier und der Affiliation Identifier freigeschaltet wurden. Diese sind zwar – da automatisch erstellt – nicht perfekt, aber sie vereinfachen die Suche nach einem bestimmten Autor oder einer bestimmten Einrichtung. Außerdem ist mit TopCited eine erste kostenfreie Search API von Scopus verfügbar, über die die 20 meistzitierten Artikel aus verschiedenen Fachbereichen aufgefunden werden können. Auch bei der Zahl der indexierten Zeitschriften legt Scopus zu und nimmt 600 weitere Zeitschriften auf. Web of Science setzt mittlerweile ebenfalls auf die Erweiterung des Zeitschriftenspektrums und nimmt nun auch Titel mit regionaler Bedeutung auf – allerdings müssen die Zeitschriften auch hierfür mehrere Qualitätskriterien erfüllen.

MLA

Die aktuell laufende Mitgliederumfrage in der MLA bietet – auch für die AGMB – interessante Anregungen zur Weiterentwicklung des Angebotes für die Mitglieder. Aus den Task Forces der MLA kommen folgende Neuigkeiten: Die Electronic Personal Health Record Task Force beschäftigt sich mit dem momentanen Stand bei der Entwicklung von Personal Health Records und untersucht die Beteiligungsmöglichkeiten von medizinischen Bibliothekaren. Die MLA Task Force on Social Networking Software hat eine 8-Punkte-Liste für Blogger erstellt.

Open Access

Die NIH-Policy zu Open Access wird in den USA nun Gesetz. Fast zeitgleich verlangt der European Research Council jetzt ebenfalls, dass Publikationen aus ERC-geförderten Projekten in einem Repository hinterlegt und nach 6 Monaten frei zugänglich gemacht werden. Auch in Italien gibt es nun beim Istituto Superiore di Sanità ein Open-Access-Mandat. Damit sind die Open-Access-Initiativen einen entscheidenden Schritt weiter.

Wie man solch eine erfolgreiche bibliothekarische Lobbyarbeit betreibt, ist in einem SPARC-Artikel zur NIH-Policy nachzulesen. Die STM-Verlage dagegen zeigen sich enttäuscht über das neue US-Gesetz zur Open-Access-Policy der NIH. Die NIH stellt einen Skill Kit bereit, der bei Fragen zum Einreichen der Artikel weiterhilft, die frei zugänglich gemacht werden sollen.

Nachdem die Max-Planck-Gesellschaft 2007 zunächst ihren Lizenzvertrag mit Springer aufgekündigt hatte, folgt nun ein neuer Vertrag, der es allen MPG-Wissenschaftlern ermöglicht, die Open-Choice-Option von Springer zu nutzen.

Wie zu erwarten gibt es inzwischen auch im Open-Access-Bereich schwarze Schafe, die offensichtlich den Open-Access-Gedanken für ihre Zwecke ausnutzen wollen – Beispiel Bentham Science Publishers.

Publikationswesen

Thieme hat sich zur großen Freude der eBook-Library-Abonnenten doch dazu entschlossen, den Remote Access weiterhin zu ermöglichen. Die neue StudentConsult eLibrary von Elsevier ist technisch raffinierter als die Thieme-Ebook-Library, allerdings liegen die Kosten für Bibliotheken auch um ein Vielfaches höher. Das New England Journal of Medicine gewinnt im Prozess gegen Pfizer. Pfizer wollte die Offenlegung der Kommentare von Peer-Reviewern erzwingen. In einem anderen Fall stellte sich inzwischen heraus, dass ein Gutachter des NEJM eine eingereichte Publikation an den Hersteller des Medikamentes weitergeleitet hatte.