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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Aus der Praxis - BenutzerInnenschulung am Beispiel der Universitätsbibliothek Wien

Experiences with user training at Vienna University Library

Fachbeitrag

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GMS Med Bibl Inf 2007;7(1):Doc10

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2007-7/mbi000062.shtml

Veröffentlicht: 26. Juli 2007

© 2007 Rohrmoser.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Der vorliegende Artikel gibt einen detaillierten Einblick in die Entwicklungen im Bereich BenutzerInnenschulung an der Universitätsbibliothek Wien. Einer inhaltlichen Vorstellung des Schulungskonzepts folgt die Beschreibung der praktischen Handhabung sowie der Einflüsse, die zu Änderungen und Neugestaltungen des Gesamtkonzepts führen, wie Zielvereinbarungen und die interne Fortbildung.

Schlüsselwörter: BenutzerInnenschulung, Benutzerschulung, Universitätsbibliothek Wien

Abstract

The principal aim of this article is to give detailed information about the latest developments in the field of user training at Vienna University Library. The training concept is presented together with the practical management as well as influences involving changes and redesign like target agreements and in-house-training.

Keywords: user training, Vienna University Library


BenutzerInnenschulung am Beispiel der Universitätsbibliothek Wien

Einleitung

Die Entwicklung zur Informations- und Wissensgesellschaft erfordert verstärkte Anstrengungen von Bibliotheken im Bereich der Fort- und Weiterbildung ihrer KundInnen. Daher hat das Zentrum für Elektronische Recherchen an der Universitätsbibliothek Wien unter dem Motto „Fit fürs Informationszeitalter“ ein umfassendes Schulungsprogramm für die BibliotheksbenutzerInnen entwickelt. Wie erfolgreich das Schulungskonzept ist, zeigt sich daran, dass im Oktober zu Studienbeginn jeweils zwischen 1000 und 1500 Informationssuchende und -hungrige die angebotenen BenutzerInnenschulungen der Hauptbibliothek besuchen.

So enthält das Schulungskonzept an der UB Wien verschiedene Angebote, die auf die Bedürfnisse unterschiedlicher NutzerInnengruppen zugeschnitten sind.

Geschichte

Führungen gab es hier schon immer – ursprünglich als Führungen für Schulklassen und bestimmte Interessengruppen, später auch zusätzlich als einmal pro Semester stattfindende Vortragsveranstaltung für Studierende aller Studienrichtungen mit anschließender Massenführung durch die Hauptbibliothek der Universitätsbibliothek Wien. Daneben gab es auch an den meisten Fachbereichs- und Institutsbibliotheken zu Semesterbeginn Führungen mit Schwerpunktsetzung auf die Benützung der jeweiligen Teilbibliotheken. Bei einigen wenigen Studienrichtungen gibt es bereits seit längerem eine eigene Lehrveranstaltung zum Thema wissenschaftliches Arbeiten mit Einbeziehung der Bibliotheksbenützung wie im Falle der Studienrichtung Theater-, Film und Medienwissenschaft.

Im Jahr 2001 wurde aus der Informationsvermittlungsstelle der Hauptbibliothek die Abteilung Zentrum für Elektronische Recherchen, eine Abteilung, die einerseits Hilfestellungen bei Rechercheproblemen jeglicher Art sowie BenutzerInnenschulungen in einem Schulungsraum anbietet [1]. Diese Abteilung versteht sich als zentrale Serviceeinrichtung für alle Teilbibliotheken.

Derzeitiges Schulungskonzept der Hauptbibliothek

Eine Führung durch die Hauptbibliothek wird nach Anmeldung für bestimmte Gruppen durchgeführt. Folgende Inhalte werden dabei vermittelt: Grundlagen der Bibliotheksbenutzung, Durchführen einfacher Literaturrecherchen im UB-OPAC und eine Führung durch die Räumlichkeiten der Hauptbibliothek. Die Veranstaltung hat verschiedene Zielgruppen: SchülerInnen, StudienanfängerInnen aller Studienrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit. Es gibt keine Voraussetzungen für den Besuch einer solchen Veranstaltung, jedoch sind Computer- und Internetkenntnisse von Vorteil.

Die Schulung „Einführung in die Benutzung der UB Wien“ kann im Wintersemester jeden Mittwochnachmittag und im Sommersemester zunächst jeden Mittwochnachmittag, danach zweiwöchentlich besucht werden. Außerdem gibt es zusätzliche Abendtermine. Darüber hinaus können Gruppen individuelle Termine vereinbaren.

Die vermittelten Inhalte sind Grundlagen der Bibliotheksbenutzung, Durchführen von Literaturrecherchen im UB-OPAC, Durchführen von Literaturrecherchen in anderen Bibliothekskatalogen (Kataloge der Hauptbibliothek 1500 ff., Verbund, KVK), Übersicht über das elektronische Angebot der UB Wien (Datenbanken, elektronische Zeitschriften) und eine abschließende Führung durch die Räumlichkeiten der Hauptbibliothek. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende aller Studienrichtungen, vor allem StudienanfängerInnen und die interessierte Öffentlichkeit. Wiederum gibt es für die Absolvierung dieser Schulung keine Voraussetzungen, jedoch sind Computer- und Internetkenntnisse von Vorteil.

„Einschulung in den Web-OPAC“ wird 2 bis 4 Mal pro Semester angeboten. Als Inhalte werden Katalogkunde und -geschichte, Arten von Katalogen, Verwendung der Image-Kataloge und die Suche im OPAC vermittelt. Dabei werden effizientes Suchen nach Formalkriterien (Autor, Titel u.v.m.), die Feldersuche, Wildcards, Suchverknüpfungen und –befehle, inhaltliche Suche nach Schlagwort und Schlagwortketten, Interpretation von Suchergebnissen und Vollanzeige, Interpretation von Bestandsanzeigen, Ergebnisnutzung (Bücherkorb, Speichern, eMail…) gezeigt und andere Online-Kataloge (Verbund, KVK…) präsentiert. Zielgruppe sind Studierende aller Studienrichtungen, vor allem StudienanfängerInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit. Es gibt keine Voraussetzungen für den Besuch dieser Veranstaltung, Computer- und Internetkenntnisse sind von Vorteil, ebenso die Absolvierung der Schulung „Einführung in die Benutzung der UB Wien“.

Die Schulung „Zeitschriftensuche“ vermittelt folgende Inhalte: Suche nach Zeitschriften in Lokal- u. Verbundkatalogkatalog, Zeitschriften-spezifische Ansetzungen (Titeländerungen, Verlauf…), Interpretation von Suchergebnissen und Vollanzeige, Interpretation von Bestandsanzeigen, Suche nach elektronischen Zeitschriften (EZB, Volltextdatenbanken, ZDB), Verlinkungen zu Volltexten (sfx), Suche nach alten Zeitschriften (Image-Kataloge, alter Zeitschriftenbandkatalog). Die Zielgruppe dieser Veranstaltung sind Studierende aller Studienrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit, Voraussetzungen zur Absolvierung gibt es keine, Computer- und Internetkenntnisse sind jedoch von Vorteil, ebenso die Absolvierung der Schulungen „Einführung in die Benutzung der UB Wien“ bzw. „Einschulung in den Web-OPAC“. Die Schulung wird 2 bis 4 Mal pro Semester angeboten.

Bei „Kennenlernen von Datenbanken“ können sich die BenutzerInnen über Definition und Arten von Datenbanken, das Datenbankservice der UB Wien, Zugangsbedingungen (Accounts, Campus, VPN), Recherche in gängigen Datenbankoberflächen, Verlinkung zu etwaigen Volltexten oder anderen Angeboten (sfx) informieren. Die Veranstaltung wird monatlich und als Zielgruppe für Studierende aller Studienrichtungen in fortgeschrittenen Semestern sowie die interessierte Öffentlichkeit angeboten. Es gibt keine Voraussetzungen zur Absolvierung, Computer- und Internetkenntnisse sind von Vorteil, ebenso die Absolvierung der Schulung „Einführung in die Benutzung der UB Wien“.

„Fernleihebestellungen im In- und Ausland“ vermittelt die Suche in in- und ausländischen Katalogen und die Durchführung von Fernleihebestellungen. Zielgruppe sind Studierende aller Studienrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit. Voraussetzungen gibt es wiederum keine, Computer- und Internetkenntnisse sind von Vorteil, ebenso die Absolvierung der Schulung „Einführung in die Benutzung der UB Wien“. Diese Schulung wird 2 Mal pro Semester angeboten.

„MetaLib“ zeigt die Nutzung der neuen zentralen Suchoberfläche der UB Wien, gibt eine Erklärung der enthaltenen Ressourcen und Benützungsbedingungen, beinhaltet die Interpretation von Suchergebnissen und zeigt das Anlegen und Ändern von eigenen Profilen (Zusammenstellung von elektronischen Ressourcen). Als Zielgruppe sollen Studierende aller Studienrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit angesprochen werden. Voraussetzungen für die Absolvierung gibt es keine, Computer- und Internetkenntnisse sind von Vorteil, ebenso die Absolvierung der Schulungen „Einführung in die Benutzung der UB Wien“, „Kennenlernen von Datenbanken“ und „Einschulung in den Web-OPAC“ oder entsprechende Erfahrungen in der Nutzung dieses Angebots. Die Schulung wird 2 bis 4 Mal pro Semester angeboten.

Ein neues, noch nicht in dieser Art erprobtes Angebot ist die Veranstaltung „Betreutes Recherchieren“. Bis jetzt konnten sich BibliotheksbenutzerInnen individuelle Termine für eine Recherche vereinbaren. Bei der Veranstaltung wie bei der Einzelrecherche wird die selbständige Literatursuche zu einem Thema begleitend vermittelt. Als Zielgruppe sollen in erster Linie Studierende aller Studienrichtungen, die Literatur für Seminararbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterthesis etc. suchen, angesprochen werden. Computer- und Internetkenntnisse sind erforderlich, von Vorteil ist die Absolvierung aller oben genannten Schulungen. Die Schulung wird 2 bis 4 Mal pro Semester angeboten werden.

Oftmals kommen LehrveranstaltungsleiterInnen mit ihren Studierenden zu einer Datenbankschulung eines bestimmten Fachgebietes. Hier werden die Datenbanken des entsprechenden Fachgebietes mit konkreten Suchen vorgestellt. Als Zielgruppe sind Studierende aller Studienrichtungen, die ihr Fachgebiet bei der Anmeldung angeben, angesprochen. Es gibt keine Voraussetzungen für die Absolvierung, Computer- und Internetkenntnisse sind von Vorteil.

Bestimmte Interessensgruppe können individuelle Termine für die Schulung „Cyberspace und Alte Welten - eine Bibliotheksreise“ vereinbaren. Die Veranstaltung spannt den Bogen von den alten Schätzen zu den neuesten Onlinequellen, die die Universitätsbibliothek Wien zu bieten hat. Im ersten Teil werden besondere Werke aus dem wertvollen Altbuchbestand, der einen universellen Querschnitt aus allen Wissensgebieten der verschiedenen Jahrhunderte bietet, präsentiert. Im Anschluss werden wichtige Benützerbereiche der Bibliothek vorgestellt, beginnend von den Katalogräumen mit den alten Bibliothekskatalogen und wichtigen Nachschlagewerken. Der historische große Lesesaal und als Pendant die Lehrbuchsammlung mit modernster Technik liegen am Weg der Führung. Den Abschluss bildet die Vorstellung der Digitalen Bibliothek, bei der die Online-Kataloge, Datenbanken aus verschiedenen Fachgebieten sowie die elektronische Zeitschriftenbibliothek gezeigt werden.

Individuelle Gruppentermine können auch für eine Führung durch „Das Alte Buch“ vereinbart werden. Hier wird die Geschichte des Alten Buches an der UB Wien dargestellt und eine Führung durch die Altbestandsmagazine mit Präsentation einzelner ausgewählter Werke durchgeführt. Zielgruppe sind WissenschafterInnen, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.

Damit auch MitarbeiterInnen und Lehrende der Universität Wien ihre Informationskompetenz verbessern können und neben der Literatursuche für den Eigenbedarf zur Weitergabe von Informationskompetenz befähigt sind, wurde in das Curriculum eCompetence das Modul „Nutzung digitaler Ressourcen der Universitätsbibliothek Wien“ aufgenommen. Das Curriculum wird über die Personalentwicklung der Universität Wien angeboten. Diese Veranstaltung soll zukünftig auch in ein weiterentwickeltes Curriculum eingebunden werden.

Zielvereinbarung 2007

Bei den jährlichen Zielvereinbarungen zwischen der Dienstleistungseinrichtung und dem Rektorat werden Leistungen und Ergebnisse, die von den Angehörigen der Organisationseinheit in einem bestimmten Zeitraum zu erbringen bzw. anzustreben sind, festgelegt.

Auf die Frage des Rektorats „Welchen Beitrag leistet die Dienstleistungseinrichtung im Jahr 2007 zur Umsetzung des Ziels der Verbesserung der Studienbedingungen, insbesondere auch der Studierendenbetreuung?“ antwortete die Dienstleistungseinrichtung u.a. folgendes: „Zum anderen nimmt die Bibliothek ihre Aufgabe als Teaching Library wahr und engagiert sich verstärkt in der Vermittlung von Informationskompetenz. Damit trägt sie zu einer effizienten und effektiven Absolvierung eines Fachstudiums bei. In einem umfangreichen und fachspezifisch diversifizierten Schulungsprogramm werden Schlüsselqualifikationen im Umgang mit Information (Entwickeln von Suchstrategien, Identifikation von Informationsquellen, Evaluation von Information etc.) trainiert. Im Jahr 2007 wird der Umgang mit elektronischen Medien besondere Aufmerksamkeit erhalten. Um dabei die BenützerInnen noch direkter zu erreichen, werden Schulungen zunehmend auch im dezentralen Bereich angeboten.“

Vereinbarung: „…..soll ein Konzept betreffend Schulungsprogramm (auch für die dezentralen Bibliotheken) erstellt werden.“

Dezentrale Bibliotheken

An den meisten Fachbereichsbibliotheken werden schon seit vielen Jahren Bibliotheksführungen angeboten, manche FachbibliotheksleiterInnen halten Vorlesungen zum wissenschaftlichen Arbeiten: Beispiele sind „Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“ der Studienrichtung Theater- Film- und Medienwissenschaft sowie „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ der Studienrichtung Philosophie. Darüber hinaus wird im Rahmen der Studienrichtung Psychologie das „Proseminar zur Bildungspsychologie I und II: Bildung und Internet“ von einer Fachbibliothekarin abgehalten. Informationskompetenz kann man auch im Zuge diverser Vorlesungen verschiedener Studienrichtungen erwerben, die Einschulungen in die Benutzung der Bibliotheken integrieren wie z.B. „Praktisches Arbeiten in Bibliotheken“ der Studienrichtung Kunstgeschichte oder „Einführung in die juristische Medienkompetenz“ der Studienrichtung Rechtswissenschaften. Das neue Schulungskonzept der Fachbereichsbibliotheken ist auf die Bedürfnisse der NutzerInnen der einzelnen Fachbereiche abgestimmt. Als Standard gibt es an allen Bibliotheken Einführungen in die Benutzung der jeweiligen Teilbibliothek. Darüber hinaus werden Opac- und Datenbankschulungen in den jeweils relevanten Fachdatenbanken, teilweise auch Schulungen zu MetaLib und E-Journals angeboten. Spezielle Angebote für TutorInnen, DiplomandInnen und DissertantInnen sowie die Schulung „Betreutes Recherchieren“ runden das Angebot ab.

Bewerbung und Nutzung

Die verschiedenen Angebote der Hauptbibliothek werden einerseits über die Website und über Screens sowohl in Aula als auch im Bibliotheksfoyer, andererseits über Plakate und zusätzliche Handouts an den Infoschaltern der einzelnen Abteilungen beworben. Fachbereichsbibliotheken bewerben die Veranstaltungen ebenfalls über die eigene Website sowie über Aushänge vor Ort. Geplant ist eine zentrale, an der Hauptbibliothek verwaltete Darstellung des gesamten Schulungsangebotes in der Website.

Die Nutzung der Angebote ist insgesamt sehr zufriedenstellend. Allein an der Hauptbibliothek nahmen in den Jahren 2004 3567 Personen, 2005 3937 Personen und 2006 3559 Personen an den BenutzerInnenschulungen teil.

Evaluierung

Die VÖB-Kommission für Bibliothek und Öffentlichkeit hat zuletzt Feedbackbögen für Schulungen und Führungen erstellt, sodass die einzelnen Angebote in Zukunft auch bewertet werden können. Derzeit gibt es hier diesbezüglich noch keine Erfahrungen.

Interne Fortbildungen

Um die Qualität der BenutzerInnenschulungen zu verbessern und die Vortragenden zu unterstützen, wird der Bereich BenutzerInnenschulung auch im internen Fortbildungsprogramm der Universitätsbibliothek berücksichtigt. So gibt es eintägige Fortbildungen zum Thema „Teaching Library“ und „Informationskompetenz“ sowie verschiedene weiterbildende Angebote zur Recherche in Datenbanken unterschiedlicher Fachgebiete.

Derartige Fortbildungen sollen einerseits dazu beitragen, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der BenutzerInnenschulung zu heben und andererseits dem Erwerb der erforderlichen Fähigkeiten zur Vermittlung von Informationskompetenz dienen.

Umbrüche und Hindernisse

Der Beruf des Bibliothekars war lange Zeit mehr auf Tätigkeiten im Hintergrund wie Auswahl, Ankauf, und Erschließung der Literatur ausgerichtet. Es waren keine speziellen pädagogischen Kenntnisse im Umgang mit Menschen und der Vermittlung komplexer Inhalte an Außenstehende erforderlich, und die Zahl der ursprünglich ausschließlich als Führungen angebotenen Veranstaltungen hielt sich noch in Grenzen. Auch in dieser Zeit gab es immer schon BibliothekarInnen, die keine oder nur ungern die Durchführung einer solchen Führung übernehmen wollten. Es gibt auf diesem Gebiet auch noch heute schwierige Altlasten. Nur ein kleiner Kreis schult freiwillig gerne oder sieht sich dazu überhaupt in der Lage, sodass diese Arbeit immer wieder auf der Schulter weniger MitarbeiterInnen lastet. Dazu kommen auch noch Personaleinsparungen und nicht durchgeführte, aber dringend nötige Personalumschichtungen sowie oftmals wenig Rücksichtnahme darauf, dass im Benutzerbereich im Gegensatz zu anderen, im Hintergrund befindlichen Abteilungen unaufschiebbare Dienste und/oder von BenutzerInnen gesteuerte Dienstleistungen erforderlich sind (Telefon-, E-Mail- und vor Ort Auskunft, BenutzerInnenschulungen, Recherchetermine) und hier freie Stellen nicht mit Personen besetzt werden können, die bedingt durch Bibliotheksausbildung oder ähnliches nicht real zur Verfügung stehen. Dass gerade diese Dienste auch besondere Qualifikationen verlangen, gilt es ebenso bei der Personalauswahl zu berücksichtigen.

Ein breiteres Team für Schulungen und Führungen zusammenzustellen, das über ausreichend Qualifikationen verfügt und deren MitarbeiterInnen gerne mit Menschen zu tun haben und das nötige Bewusstsein für die Wichtigkeit von BenutzerInnenschulungen mitbringen, ist eines der schwierigsten Unterfangen, die es hier zu lösen gilt.

Ausblick

Dem Thema BenutzerInnenschulung wird auch von außen vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet. So fließt die Zahl der BenutzerInnenschulungen in die Wissensbilanz ein. Angedacht wird auch eine Integration der Veranstaltungen in die Curricula der einzelnen Studienrichtungen. Dies umzusetzen ist jedoch zunächst Aufgabe der Lehrentwicklung der Universität Wien.


Literatur

1.
Rohrmoser M. Fachreferat in Österreich. In: Benkert H, editor. Deutscher Bibliothekartag (92, 2002, Augsburg): Die Bibliothek zwischen Autor und Leser. ZfBB-Sonderheft zum 92. Deutschen Bibliothekartag in Augsburg. 2003. p. 161-8.