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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Was ist Really Simple Syndication - RSS?

What is Really Simple Syndication - RSS?

Fachbeitrag

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  • corresponding author Oliver Obst - Zweigbibliothek Medizin, Universitäts- & Landesbibliothek, Münster, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2006;6(2):Doc20

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2006-6/mbi000038.shtml

Veröffentlicht: 14. September 2006

© 2006 Obst.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Das neue Zauberwort für den effizienten Informationsüberblick heißt RSS - Really Simple Syndication. RSS hat in kurzer Zeit eine rasante Verbreitung erfahren und schickt sich an, neben E-Mail, HTML und PDF die vierte Austauschform für Informationen im Internet zu werden. RSS basiert auf XML und zählt laut Wikipedia zu den ersten Anwendungsgebieten des Semantischen Web. Mit RSS ist die Umkehr und Kontrolle des Informationsflusses möglich. Zahlreiche Bibliotheken und Wissenschaftler bedienen sich Weblogs oder RSS-Feeds zur Kommunikation mit ihren Kunden bzw. Kollegen.

Schlüsselwörter: Weblog, RSS, Pushdienst

Abstract

The new magic word for efficient information exchange is RSS - Really Simple Syndication. Within a short time, RSS experienced a rapid spreading to become the fourth exchange form for information in the Internet - beside E-Mail, HTML, and PDF. RSS is based on XML and - according to Wikipedia - comes first at the area of the semantic Web. With RSS the reversal and control of the information flow are possible. Numerous libraries and scientist make usage of Weblogs or RSS feeds for communication with their customers and colleagues.

Keywords: weblog, RSS, push service


Was ist Really Simple Syndication - RSS?

Wie kann man sich über neue Literatur und Nachrichten seines Fachgebietes umfassend und effizient auf dem Laufenden halten, ohne allzu viel Zeit zu investieren und ohne sich im "Information Overload" zu verlieren? Möglich wird dies, indem man den Fluss der Nachrichten umkehrt und kontrolliert. Umkehren heißt: Anstatt selber immer wieder auf die Suche zu gehen, welche Webseite nun neue Informationen enthält und welche nicht, werden die relevanten Nachrichten - und nur die - automatisch auf den Desktop geliefert. "Push statt Pull" lautet die Devise - das Resultat ist eine Art Newsticker auf dem eigenen PC. Kontrollieren heißt: Diese Nachrichten müssen genauso leicht zu kündigen wie zu subskribieren sein. Keiner will mehr in irgendwelchen Verteilern stehen und von Mails mit zweifelhafter Relevanz überschüttet werden, wenn man den Abbestell-Code nicht mehr findet.

Das neue Zauberwort für den effizienten Informationsüberblick heißt RSS – Really Simple Syndication. RSS hat in kurzer Zeit eine rasante Verbreitung erfahren und schickt sich an, neben E-Mail, HTML und PDF die vierte Austauschform für Informationen im Internet zu werden. RSS wird als die Internettechnologie der 2000er angesehen und mit dem Aufkommen des Desktop Publishing in den 80ern und der Webseiten in den 90ern verglichen. RSS basiert (wie die PubMed-Records) auf XML und zählt laut Wikipedia zu den ersten Anwendungsgebieten des Semantischen Web (s. Glossar). Mit RSS ist die Umkehr und Kontrolle des Informationsflusses möglich - Feeds können mit einem Mausklick subskribiert und abbestellt werden, man steht auf keinem Verteiler.

Benutzung von RSS

Ein so genannter "RSS-Feed" besteht aus einer Kette von einzelnen Nachrichten, die durch XML-Tags wie <item>, <title> und <description> inhaltlich strukturiert und am RSS-Faden aufgereiht sind. Genauso wie für das Lesen von E-Mails braucht man ebenso für das Lesen von RSS-Feeds (auch Webfeeds oder Newsfeeds genannt) ein Programm. Diese Anwendungen können auf dem eigenen Rechner oder auf bestimmten Webseiten laufen. Bekannte Clientprogramme sind FeedDemon und FeedReader, bekannte Web-Anbieter Bloglines und Feedster. Die installierbaren Clients bieten den größeren Lesekomfort, während die Webprogramme von überall und unterwegs gelesen werden können. RSS hat mittlerweile eine weite Verbreitung bei vielen Informationsdiensten und im wissenschaftlichen Publikationswesen gefunden:

  • Nature bietet RSS-Feeds mit Inhaltsverzeichnissen seiner Zeitschriften an. Durch einen direkten Link kann man den Volltext in seinem RSS-Reader öffnen.
  • Die Zweigbibliothek Medizin Münster bietet unter http://zbmed.uni-muenster.de/news.rdf einen Newsfeed ihrer aktuellen Nachrichten an.
  • Alerting von neuen Zeitschriftenartikeln: Seit kurzem kann man sich Suchergebnisse von PubMed als "Newsticker" auf den Desktop schicken lassen.
  • Hinweise auf Buchneuerscheinungen (via Amazon)
  • RSS-Feeds aus verschiedenen Quellen können zusammengestellt und auf der eigenen Webseite angeboten werden.
  • Newsfeeds werden von einer Vielzahl von Kanälen angeboten, wie z.B. der Tagesschau, den Heise Online News oder den New York Times.
  • Nachrichtenkanäle besonderer Art stellen die spezifisch wissenschaftlichen oder medizinischen Newsfeeds von Zeitungen und Agenturen dar, wie z.B. der Wissensticker der ZEIT, der Scienceticker des Heise-Verlags oder Pressemitteilungen des Informationsdienst Wissenschaft.

Die Adressen der RSS-Feeds werden in so genannten OPML-Dateien gespeichert. Mit ihnen können ganze Feedsammlungen so unkompliziert wie Bookmarklisten ausgetauscht werden.

RSS-Reader bündeln die Informationsbeschaffung an einer Stelle. Hier laufen Informationen verschiedenster Art zusammen: Originäre RSS-Feeds, Weblog-Beiträge, Nachrichtenkanäle, Literaturhinweise, Alerting-Dienste, usw. RSS ist so universell und weit verbreitet, dass es als Schweizer Taschenmesser der Informationssuche bezeichnet wird. Ein deutsches RSS-Verzeichnis finden Sie unter http://www.rss-scout.de/.

Von RSS zu Weblogs

Weblog ist das Kurzwort für "Logbuch im Web". In dieses Logbuch kann man Beiträge aller Art hineinschreiben. Diese Beiträge oder "Postings" sind chronologisch sortiert und datiert: Das Aktuellste steht am Anfang. Ein wesentliches Kennzeichen für Weblogs ist die Kommentarfunktion, die den Lesern die Interaktion mit dem Autor erlaubt. Querverweise und Kommentare unter den Blogs sorgen für die intensive Vernetzung. Weblogs sind eine Weiterentwicklung von Web-Content-Management-System, Tagebuch und Diskussionsforum und lassen sich per RSS abonnieren. Jeder Besucher eines Weblogs kann mit Genehmigung des Weblog-Eigentümers auch selber in dessen Blog schreiben, einfacher ist es aber, direkt sein eigenes Weblog zu gründen - zig Mio. Weblogs weltweit zeugen von der Popularität dieser Idee.

Zur Einrichtung und Pflege von Weblogs existieren die verschiedensten Werkzeuge und hochkarätige Anbieter, von Google über Yahoo bis zu T-Online. Aber auch nordamerikanische Universitäten bieten ihren Studenten und Wissenschaftlern Weblogs als Service an.

Die eigene Mini-Zeitschrift

Die Enzyklopädie Wikipedia benutzt in ihrer Weblog-Definition (http://de.wikipedia.org/wiki/Weblog) den Begriff "Graswurzel-Journalismus" und tatsächlich eignen sich Weblogs hervorragend, um seine eigene Zeitschrift zu publizieren. Die meisten Weblogs sind zwar private Tagebücher, die nur für einen kleinen Personenkreis interessant sind, einige gleichen aber professionellen Online-Journalen, die einen hohem Informationsgehalt für bestimmte Berufsgruppen aufweisen und von Tausenden gelesen werden.

Mit einem Weblog können Sie aber darüber hinaus die Inhalte Ihrer Homepage dynamisieren, auf unterschiedliche Nutzergruppen ausrichten, schnell und einfach aktualisieren sowie automatisch RSS-Feeds publizieren.

Vorteile von RSS & Weblogs

1.
Es ist zeitsparend: So wie man mit einer Fernsehzeitschrift das TV-Programm schnell überblicken kann, so kann man mit RSS das Internet schnell "überfliegen".
2.
Es ist bequem: Überschriften von dutzenden Quellen können auf einen einzigen Bildschirm konzentriert werden.
3.
Es verschafft Zugang zu einer größeren Bandbreite von Quellen.
4.
Es bildet ad-hoc-Netzwerke von Freunden, Experten und Informationsquellen.
5.
Es ist ein Alerting-Dienst für Literatur und Daten jeder Art.
6.
Es demokratisiert die Information: Jeder kann einen Mini-Verlag gründen, es gibt keine großen Klassenunterschiede mehr.
7.
Es trägt und prägt Kommunikation.
8.
Es ist ein zusätzlicher Verteilungskanal für Ihr Unternehmen.
9.
Es beliefert Ihre Nutzer garantiert und regelmäßig mit Informationen.
10.
Es stärkt die Bindung zu Ihren Kunden.

Glossar

Blog
Abkürzung für Weblog

Blogger
Autor eines Weblogs

Bloglines
Erlaubt die Online-Subskription von Weblogs und RSS-Feeds. http://www.bloglines.com

Blogosphäre
Gesamtheit aller Blogs. Derjenige Bereich im Web, der durch die intensive Verlinkung und Kommentierung der Weblogs untereinander entstanden ist.

Blogroll
Liste verwandter Weblogs und weiterer Internetadressen, die der Eigentümer des Weblogs für wichtig erachtet.

Diabetes-Weblog
Einer der wenigen aktuellen, deutschsprachigen Medizin-Blogs. http://www.diabsite.de/diabetes-weblog/

Feed-Reader
Weit verbreitete Prgramme, um RSS-Feeds zu lesen, sind FeedDemon (http://www.feeddemon.com) und FeedReader (http://www.feedreader.com/). Die Browser Opera und Firefox können ebenfalls RSS-Feeds erkennen und lesen.

Feedster
Verzeichnis und Webdienst für RSS-Feeds. Feedster listet zur Zeit etwa 7 Millionen Feeds. http://www.feedster.com/

Kategorien
Die Weblogbeiträge können einzelnen sachlichen "Kategorien" zugeteilt und damit strukturiert werden.

Medical Feeds
Eine Liste hunderter medizinischer Feeds finden Sie unter: http://www.medlogs.com

medinfo
Professioneller fachlicher Blog zum Thema Medizin & Information. http://medinfo.netbib.de

MovableType
Software für die Installation und Pflege eines Weblogs auf dem eigenen Server. http://www.sixapart.com/movabletype/

Science Feeds
Eine Liste von wissenschaftlichen Newsfeeds: http://www.bloglines.com/public/tmvogel/

SciencePort
Portal für tausende Newsfeeds und Blogs mit wissenschaftlichem Anspruch. http://scienceport.org/

Semantisches Web
Erweiterung des Web zu einem System mit bedeutungsvollen Verknüpfungen, die maschinell interpretierbar sind (Annotation Reasoning).

Technorati
Suchmaschine für Weblogs mit zur Zeit über 10 Millionen Blogs. http://www.technorati.com/

Weblog-Anbieter
Auf folgenden Seiten können Sie in wenigen Minuten Ihren eigenen Blog starten: http://www.blogger.com/start, http://www.twoday.net/, http://www.blog.com/

WordPress
Freies Softwarepaket in PHP für die Installation und Pflege eines Weblogs auf dem eigenen Server. http://wordpress.org