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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Von der Bibliothek zum Lernzentrum - Veränderungen in der Medizinischen Bibliothek der Charité

Fachbeitrag

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  • corresponding author Lothar Nunnenmacher - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Bibliothek, Berlin, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2005;5(2):Doc05

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2005-5/mbi000005.shtml

Veröffentlicht: 23. September 2005

© 2005 Nunnenmacher.
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Zusammenfassung

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit, die digitalen Angebote der Medizinischen Bibliothek der Charité direkt am Arbeitsplatz zu nutzen. Die Bibliothek als Ort kann daher entsprechend der Bedürfnisse der Studierenden optimiert werden. Das bedeutet derzeit vor allem mehr Raum für Lehrbücher in Lehrbuchsammlung und Präsenzbestand sowie mehr Arbeitsplätze. Doch auch bei den Lernmedien wird die Entwicklung in den kommenden Jahren in Richtung digitaler Formen gehen. Über die Bereitstellung von Medien hinaus liegt die Aufgabe der Bibliothek deshalb zunehmend darin, Umgebungen und Dienstleistungen für die unterschiedlichen Formen des Lernens anzubieten.

Abstract

Nowadays it has become quite natural for the doctors and scientists of the Charité to use the services of the Medical Library at their desktops. Therefore the library as a physical location can be adopted to better suit the needs of the students. This means, first of all, more space for the textbook and reference collections as well as more seats for reading and learning. However, learning media will also develop towards digital forms in the coming years. Beyond the supply of media the challenge for the library will therefore increasingly consist in offering environments and services for the different forms of learning.


Von der Bibliothek zum Lernzentrum

Nach dem Unternehmenskonzept „Charité 2010“ soll die Universitätsmedizin in Berlin nicht nur enorme Einsparungen realisieren, sondern in fünf Jahren auch zu einem national und international führenden Universitätsklinikum in Forschung und Lehre zählen [1]. Für die Medizinische Bibliothek der Charité - Universitätsmedizin Berlin heißt das, ihr Dienstleistungsangebot an ihren drei Standorten Campus Benjamin Franklin (CBF), Campus Charité Mitte (CCM) und Campus Virchow-Klinikum (CVK) entsprechend auszurichten.

Zeitschriften räumen die Logenplätze

Noch vor wenigen Jahren standen in der Medizinischen Bibliothek der Charité eindeutig die Zeitschriften im Mittelpunkt des Angebotes, auch als physisch vorhandene Bände. So wurden noch 1998 bei der Neueinrichtung der Bibliothek am Campus Virchow-Klinikum 9 von 13 großen Räumen für Zeitschriften vorgesehen. Auch an den anderen Standorten nahm der Zeitschriftenbestand einen Großteil des Raumes ein.

Inzwischen sind die Zeitschriften zwar immer noch die wichtigste Ressource der Medizinischen Bibliothek, werden aber zunehmend online genutzt. Sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch medizinisches Personal kommen immer weniger in die Bibliothek. So erreichte eine Umfrage, die Ende 2003 auf Fragebögen in der Bibliothek durchgeführt wurde, diese Personengruppe nur noch wenig (7,1 % von insgesamt 745 ausgefüllten Fragebögen). Mit der geplanten Einführung einer internen Dokumentlieferung werden auch ältere Artikel aus den Print-Beständen der Bibliothek für die Forschenden direkt am Arbeitsplatz verfügbar sein - ein letzter Schritt zu einer umfassenden Bringbibliothek.

Der physische Bestand an Zeitschriften kann also stärker in den Hintergrund treten. So wurde bereits in den vergangenen Jahren begonnen, die gebundenen Zeitschriftenbände am Campus Virchow-Klinikum im vergleichsweise unattraktiveren Untergeschoss auf weniger Fläche zu konzentrieren und am Campus Charité Mitte aufgrund eines geringeren Platzangebotes sogar komplett in externe Zeitschriftenmagazine auszulagern. Eines dieser Magazine befindet sich in einer ehemaligen Zweigbibliothek, in der für diesen Zweck die Regalkapazität stark erhöht wurde.

Mehr Platz für Lehrbücher, für Präsenzbestand - und für Studierende

In der Medizinischen Bibliothek steht somit mehr Platz in den attraktiven Bereichen der Bibliothek für die Bedürfnisse der studentischen Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung. Dieser wird nun für die Lehrbuchsammlung und den Präsenzbestand sowie für Arbeitsplätze (mit und ohne PCs) und erste Gruppenarbeitsräume genutzt. Dabei war auch ein Umzug der Bibliothek am Standort Campus Charité Mitte im Herbst 2004 hilfreich.

Eine kontinuierliche Bestandsaufstockung begleitete die Schaffung von mehr Raum für die Lehrbuchsammlung. Das derzeitige Angebot von ca. 22.000 ausleihbaren Lehrbüchern an den drei Standorten der Bibliothek, also von etwa 3 Büchern für jeden der gut 7.000 Studierenden, ist aber sicher immer noch nicht ausreichend. Die Verbesserung des Angebotes ist selbstverständlich eng an den entsprechenden Etat gekoppelt. Alleine für die Erhaltung der derzeitigen Situation müssen bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von ca. 5 Jahren und einem Durchschnittspreis von 35 EUR pro Buch etwa 150.000 EUR / Jahr als Etat veranschlagt werden - für eine weitere Verbesserung des Angebotes entsprechend mehr.

Als weitere Maßnahme wurde die Sichtbarkeit der Lehrbuchsammlung erhöht. So wurden Lehrbücher, die zuvor zum Teil in unterschiedlichen Teilbeständen (Zweigbibliotheken, Monographiensammlung etc.) und in verschiedenen Aufstellungssystematiken aufgestellt waren, in je einer Lehrbuchsammlung an jedem der drei Standorte der Medizinischen Bibliothek zusammengezogen und einheitlich nach der Systematik der NLM [2] aufgestellt. Zudem erhielt jedes Buch als Signaturschild sozusagen eine Visitenkarte (Abbildung 1 [Abb. 1]). Darauf ist außer der Signatur selbst das Logo der Charité, der Standort der Bibliothek (also CBF, CCM oder CVK) und das Wort „Lehrbuchsammlung“ in Klarschrift aufgedruckt und diese Information gleichzeitig auch als Farbcode erkennbar.

Steigende Ausleihzahlen, aber Angebote noch nicht ausreichend

Durch die Verbesserung des Angebotes an Lehrbüchern konnten die Ausleihzahlen in den vergangenen Jahren - wenn auch ausgehend von einem eher unbefriedigenden Angebot - kontinuierlich gesteigert werden (Abbildung 2 [Abb. 2]). Seit Herbst 2004 zeigt sich in den Ausleihzahlen zudem die Übernahme des medizinischen Teils der Lehrbuchsammlung von der HU Berlin.

In der Umfrage Ende 2003 bestätigte sich, wenn auch für Medizinbibliothekare vermutlich nicht unerwartet, dass für die vorwiegend mit der Umfrage erreichten Studierenden die Lehrbuchsammlung und der Präsenzbestand eindeutig die wichtigsten Medienangebote der Bibliothek sind (Abbildung 3 [Abb. 3]). Bei den Ausstattungen und Dienstleistungen wurden Öffnungszeiten, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen als besonders wichtig eingeschätzt. Die Zufriedenheit mit den verschiedenen Medienangeboten lag in der Umfrage fast durchgehend zwischen den Stufen 2 und 3 (Abbildung 3 [Abb. 3]). Diese Zufriedenheitswerte sollten zumindest für die wichtigsten Medienangebote weiter anzuheben sein, auch wenn in die Wertungen die entsprechenden Verbesserungen aus den Vorjahren, insbesondere hinsichtlich der Lehrbuchsammlung, bereits eingeflossen sind.

Vom Lehrbuch zur digitalen Lerneinheit

Verbesserungen bei den Medienangeboten entsprechend der derzeitigen Bedürfnisse der Studierenden sind kurz- und mittelfristig sicher sinnvoll. Um unter den zukünftigen Rahmenbedingungen zu bestehen, muss sich die Bibliothek aber auch auf die weitere Entwicklung der Medien einstellen. Die Neuerungen werden inhaltlicher, technischer und didaktischer Art sein.

Wurden vor einigen Jahrzehnten bestimmte Lehrbücher von den Professoren häufig noch als Anschaffungen für das Berufsleben empfohlen, gilt heute das Angebot von zehn Jahre alten Lehrbüchern oft schon als unverantwortlich, da diese nicht mehr dem Stand des Wissens entsprechen. Medizinisches Wissen und damit auch Lehrbücher veralten immer schneller. Neue Auflagen entstehen in immer kürzeren Abständen - was natürlich auf digitalem Weg einfacher ist.

Zudem können auf digitalen Medien Ressourcen für das Lernen bereitgestellt werden, die über die Möglichkeiten des Buches weit hinausgehen und neue Formen des Lernens ermöglichen. Nach und nach werden die Autoren von Lernmedien zunehmend die neuen Möglichkeiten der digitalen Technik verwenden. Die Entwicklung geht dabei vom heute nicht mehr ungewöhnlichen Angebot des Textes in digitaler Form und (Multiple Choice) Tests über multimediale und interaktive Lerneinheiten hin zu kompletten Kursen, die direkt in Lernmanagementsysteme eingestellt werden können. Einige solcher Angebote von Universitäten, aber auch von Verlagen, sind bereits verfügbar (vgl. z.B. [3] und das Angebot des Verlags Elsevier: http://evolve.elsevier.com).

Die Entwicklung von digitalen Lernmedien ist aufwändig. Wenn es der medizinischen Community nicht gelingt, hier arbeitsteilig im Sinn von open access zusammenzuarbeiten und den Gesetzgeber zu entsprechenden Rahmenbedingungen zu bewegen, wird sich hier ein neues kommerzielles Feld auftun - und für steigende Ausgaben im Bereich der Lehre an den Universitäten führen. Verlage können diese Angebote professionell koordinieren, werden sich das aber, ähnlich wie im Bereich der wissenschaftlichen Literatur, bestimmt gut bezahlen lassen.

Lernmedien werden den Weg der Digitalisierung nachvollziehen, der bei medizinischen Zeitschriften inzwischen schon weitgehend vollzogen ist. Wenn digitale Tinte und digitales Papier sowohl Bildschirme als auch herkömmliches Papier ablösen (vgl. [4], [5]), wird die medizinische Ausbildung voraussichtlich zu den ersten Bereichen gehören, in denen die Ära des herkömmlichen Mediums Buch zu Ende geht.

Bibliothek ohne Bücher?

Auch die neuen digitalen Medien müssen natürlich erworben, für die Nutzer erschlossen und verwaltet werden. Obwohl sich die digitalen Lernmedien z.B. in der Art des Vorhaltens oder auch in ihrer Granularität stark von Lehrbüchern unterscheiden, sind die notwendigen Arbeitsabläufe für die Bibliotheken zum großen Teil nicht fremd, zumal die Digitalisierung bei den Zeitschriften bereits gemeistert wurde.

Derzeit werden digitale Ressourcen den Lehrbüchern noch häufig als Zusatzangebote auf CD oder DVD mitgegeben. Zunehmend entstehen jedoch Strukturen, diese zusätzlichen Angebote online zur Verfügung zu stellen (z.B. Elsevier: http://www.studentconsult.com, McGraw Hill: http://www.accessmedicine.com, Thieme: http://www.thieme.de/ebooklibrary, Urban & Fischer: http://mediscript.de/, vgl. auch unsere Virtuelle Handbibliothek: http://www.charite.de/ch/bib/virtuellehandbib.htm). Hier sind die Bibliotheken gefordert, entsprechende technische und lizenzrechtliche Strukturen bereitzustellen, die allen Studierenden einen Zugang zu diesen Lernmedien ermöglichen. Dies bedeutet auch, sich einer Verlagspolitik entgegenzustellen, die auf die Privatisierung von Informationen setzt (s. unten).

Weitere neue Aufgaben ergeben sich aus der Art der Mediennutzung. Für die Studierenden, aber auch für andere Nutzer wird zunehmend nicht mehr das Suchen (und Finden) von Informationen die Schwierigkeit darstellen, sondern das Zurechtfinden in einer Unmenge davon, das Bewerten und Herausfiltern von zuverlässiger und kompakter Information. Hier ist ein Paradigmenwechsel in den Bibliotheken notwendig. Es reicht nicht mehr aus, entsprechende Angebote vorzuhalten, sondern diese Angebote müssen Zielgruppen spezifisch aufbereitet werden. Außerdem muss die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz einen festen Platz im Angebot der Bibliothek - und im Curriculum - einnehmen. Dabei ist ein kooperatives Vorgehen hilfreich, wie die Arbeitsgruppen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg (AG Informationskompetenz: http://www.informationskompetenz.de) oder Projekte wie LOTSE (Library Online Tour and Self-Paced Education: http://lotse.uni-muenster.de) beispielhaft zeigen.

Die Bibliothek als Raum zum Lernen

Die geschilderten Entwicklungen werden auch Konsequenzen für die räumliche Ausgestaltung der Medizinischen Bibliotheken haben. Nach Lindberg und Humphreys, den Direktoren der NLM, werden diese in Zukunft mehr Platz für Personen und weniger Platz für den Bestand zur Verfügung stellen [6]. Dabei sollte es jedoch nicht nur um die Quantität der Arbeitsplätze gehen, sondern auch um deren Qualität und Diversifizierung.

Anders als einige Neubauten von Universitätsbibliotheken (vgl. z. B. den Neubau der UB der TU Berlin (http://www.ub.tu-berlin.de/presse/neubau.html) oder die Pläne für die neue UB der HU Berlin (http://www.ub.hu-berlin.de/Neubau/neubau.html) sollten Medizinische Bibliotheken für die neuen Anforderungen des Lernens stark kompartimentiert sein und verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Lärmpegeln aufweisen.

Wichtig ist nach wie vor der Lesesaal - eine Zone, in der ein konzentriertes Lernen ohne Nebengeräusche, also z. B. auch ohne Notebooks, möglich ist. Manche Nutzer lieben die fast greifbare knisternde Konzentration dort, während andere eher abgeschiedene Plätze zwischen den Regalen oder in Carrels bevorzugen.

Andere, „halblaute“ Bereiche sollten die Nutzung von Geräten wie PCs oder Notebooks erlauben. Daneben werden Lehr- und Übungsräume, auch für größere Gruppen, sowie ausreichend Gruppenarbeitsräume für selbstgesteuertes und problemorientiertes Lernen immer wichtiger. Letztlich sind eher „laute“ Bereiche für die Beratung, für die zwanglose Kommunikation oder für den Kaffee zwischendurch notwendig.

Die Ausstattung sollte modernen Anforderungen hinsichtlich Ergonomie und digitaler Technik entsprechen. Angesichts immer knapper werdender Personalressourcen sind Routinevorgänge wie beispielsweise die Ausleihe so weit wie möglich zu automatisieren. Eventuell könnten mit Hilfe einer entsprechenden Sicherungstechnik zumindest Teilbereiche der Bibliothek ohne Personal im 24-Stunden-Betrieb für die Nutzer zugänglich sein.

Mittel- oder langfristig ist davon auszugehen, dass Medizinische Bibliotheken zunehmend in integrierte Informations- und Kommunikationseinrichtungen eingebunden werden (vgl. z.B. das Förderprogramm „Leistungszentren für Forschungsinformation“ der DFG. http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/wissenschaftliche_infrastruktur/lis/projektfoerderung/foerderziele/leistungszentren.html). Für die medizinische Ausbildung sind in diesem Zusammenhang - neben den Dienstleistungen von Bibliothek, Rechenzentrum und Medienzentrum - auch Möglichkeiten für das Training von ärztlichen Fertigkeiten vorzusehen. In Berlin gibt es ein entsprechendes eigenständiges Trainingszentrum mit mehr als 40 Räumen (> 2000 m²) vorwiegend für die Studierenden des Reformstudiengangs (Trainingszentrum ärztliche Fertigkeiten: http://www.charite.de/rv/reform/taef/taef.html, Reformstudiengang: http://esc.charite.de/rsm). Wenn problemorientiertes Lernen verstärkt auch in den Regelstudiengang, also für sehr viele Studierende, eingeführt werden soll, sind zahlreiche neue Räume und Betreuungsangebote für diese Form des Lernens zu schaffen. Angesichts des dafür notwendigen Aufwands an Raum und Personal bietet sich eine synergistische Vernetzung mit den Lernmöglichkeiten in der Bibliothek in der Form eines Lernzentrums an.

Für die Studierenden könnte ein neu geschaffenes Lernzentrum die primäre Anlaufstelle in der Fakultät mit allen notwendigen Medien und Dienstleistungen für das Studium sein. Sinnvollerweise müsste dies durch einen virtuellen Ort für die Studierenden in der Form eines Lernmanagementsystems ergänzt werden. Für die Zukunft stellt sich für die Medizinische Bibliothek weniger die Frage, ob es beim Namen Bibliothek bleibt (vgl. [7]), sondern, inwieweit es gelingt, ihre Angebote, Dienstleistungen und spezifischen Kenntnisse in einem physikalischen und virtuellen Lernzentrum zu positionieren.

Neue digitale Lernmedien von Elsevier

Elsevier bietet für die Käufer einiger englischsprachiger Lehrbücher unter der Oberfläche www.studentconsult.com digitale Zusatzleistungen an. Das Online-Angebot beinhaltet insbesondere den digitalen Volltext, aber auch einige interaktive Extras und so genannte „Integration links“, die zu ebenfalls freigeschalteten Abschnitten von anderen Online-Lehrbüchern führen. Letzteres dient offensichtlich auch dazu, zum Kauf weiterer Elsevier-Titel anzuregen („The more STUDENT CONSULT titles you buy, the more resources you can access online!“).

Bislang haben Bibliotheken sowohl Bücher als auch audiovisuelle Medien wie CDs oder DVDs erworben und als Lernmedien den Studierenden zur Verfügung gestellt. Genau dies wird nun von Elsevier für das Online-Angebot www.studentconsult.com explizit ausgeschlossen. Die Nutzung des Angebotes erfordert eine persönliche Registrierung und die Anmeldebestätigung enthält dann folgenden Satz: „Note to Libraries and Institutions: STUDENT CONSULT is made available for purchase and use by individuals only; library and institutional use is strictly prohibited.“

Dieses Vorgehen führt zu einer Privatisierung von Lerninhalten, die besonders ärgerlich ist, weil es sich um eine Medienform von zunehmender Bedeutung handelt. Eine derartige Verlagspolitik gefährdet Bibliotheken in ihrer Funktion der freien Informationsversorgung. Das Nachsehen hätten nicht nur Studierende, die sich eine Gesamtausstattung der notwendigen Lernmedien nicht leisten können, sondern auch die Wissenschaft insgesamt.


Kennzahlen

Medizinische Bibliothek der Charité - Universitätsmedizin Berlin

(alle Zahlenangaben gerundet)

  • Dienstleister für die Charité: 8.000 Studierende, 11.000 Mitarbeiter/innen (VZ), 220 Professuren, 3200 Betten, Kürzung des Landeszuschusses um ca. ein Drittel bis 2010.
  • drei Standorte: Campus Benjamin Franklin (CBF), Campus Charité Mitte (CCM) und Campus Virchow-Klinikum (CVK)
  • Bibliotheksmitarbeiter/innen: 40 FTEs
  • Räume: zusammen 5.300 m², davon 3.000 m² öffentlich zugänglich
  • 300 Leseplätze und 40 PC-Arbeitsplätze
  • Bestand: 400.000 Bände, davon 22.000 Lehrbuchsammlung und 80.000 Monographiensammlung
  • 1.550 laufende Zeitschriftenabonnements, davon 1.250 online zugänglich, Virtuelle Handbibliothek mit 180 Titeln
  • Benutzung: 2004: 130.000 Ausleihen, 200.000 Zugriffe auf Artikel über PubMed Linkout, 260.000 Zugriffe auf E-journals über die EZB

Literatur

1.
Charité - Universitätsmedizin Berlin 2005: Charité 2010 - Auszug aus dem Unternehmenskonzept. http://www.charite.de/aktuell/doc/Auszug_Unternehmenskonzept_RB_25-02-05_V3.pdf
2.
National Library of Medicine 2005: NLM Classification 2005. http://wwwcf.nlm.nih.gov/class/OutlineofNLMClassificationSchedule.html
3.
BMBF 2004: Kursbuch eLearning 2004. Produkte aus dem Förderprogramm. Neue Medien in der Bildung - Hochschulen. Bonn: BMBF / DLR, 400 S. http://deutschland.dasvonmorgen.de/pub/nmb%5Fkursbuch.pdf
4.
Comiskey B, Albert JD, Yoshizawa H & Jacobson J, 1998: An electrophoretic ink for all-printed reflective electronic displays. Nature 394, 253-255
5.
Chen Y, Au J, Kazlas P, Ritenour A, Gates H, McCreary M, 2003: Flexible active-matrix electronic ink display. Nature 423, 136
6.
Lindberg DAB & Humphreys BL 2005: 2015 - The future of medical libraries. New Engl J Med 352 (11), 1067-1070.
7.
Naumann U 2004: Über die Zukunft der namenlos gemachten Bibliothek. Bibliotheksdienst 38, 1399-1416.