gms | German Medical Science

GMS Current Posters in Otorhinolaryngology - Head and Neck Surgery

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNOKHC)

ISSN 1865-1038

Die stationäre Behandlung der akuten idiopathischen peripheren Fazialisparese in Thüringen: eine populationsbezogene Untersuchung

Poster Speicheldrüsen/Fazialis

  • corresponding author Orlando Guntinas-Lichius - Univ.HNO-Klinik, Jena
  • Katharina Plumbaum - HNO-Klinik, Jena
  • Gerd Fabian Volk - HNO-Klinik, Jena
  • Daniel Böger - HNO-Klinik, Suhl
  • Jens Büntzel - HNO-Klinik, Nordhausen
  • Dirk Eßer - HNO-Klinik, Erfurt
  • Andreas Steinbrecher - Neurologie, Erfurt
  • Katrin Hoffmann - HNO-Klinik, Weimar
  • Peter Jecker - HNO-Klinik, Bad Salzungen
  • Andreas Müller - HNO-Klinik, Gera

GMS Curr Posters Otorhinolaryngol Head Neck Surg 2017;13:Doc016

doi: 10.3205/cpo001570, urn:nbn:de:0183-cpo0015706

Veröffentlicht: 26. April 2017

© 2017 Guntinas-Lichius et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Zusammenfassung

Einleitung: Es ist nicht bekannt, inwieweit die aktuelle Leitlinie und Studiendaten die Versorgungsrealität der Behandlung der idiopathischen Fazialisparese (IFP) widerspiegelt.

Material und Methoden: Es wurde eine retrospektive populationsbezogene Untersuchung aller 2012 in Thüringen stationär behandelten 291 Patienten (46% weiblich, medianes Alter: 50 Jahre) vorgenommen (Behandlung in einer HNO-Klinik: 55%, Neurologie: 36%).

Ergebnisse: Die multivariate Analyse zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Grading der Parese (Odds Ratio [OR] =12,9; 95% Konfidenzintervall [KI] = 3,5 - 46,5), ein Schmecktest (OR = 6,8; KI = 1,14 - 44,4) oder ein Hörtest (OR = 32,5; KI = 1,4 - 711,2) erfolgte, in einer HNO-Klinik größer war als in einer Klinik für Neurologie, umgekehrt niedriger für ein cCT (OR = 0,2; KI = 0,1 - 0,6), eine Liquoruntersuchung (OR = 0,02; KI = 0,01 - 0,1), oder Konsultation einer anderen Fachdisziplin (OR = 0,11; KI = 0,01 - 0,4). Die kumulative Prednisolon-Äquivalentdosis zur Therapie variierte zwischen 100 bis 500 mg. Bei einem Follow-up von 4±8 Monaten zeigten 45% der Patienten eine Erholung auf House-Brackmann Grad I/II. Ein ausgefallener Stapediusreflex (Hazard Ratio [HR] = 0,4; KI = 0,2 – 1,0) war der einzige unabhängige diagnostischer Marker für ein schlechteres Outcome in der multivariaten Analyse. Eine Prednisolondosis >500mg (HR = 0,69; KI 0,4 to 0,8) und keine adjuvante Physiotherapie (HR = 0,6; KI = 0,4 to 0,84) waren unabhängige Behandlung-bezogene Prädiktoren für ein schlechteres Outcome.

Schlussfolgerung: Die stationäre Behandlung der IFP ist im klinischen Alltag variabel und das Outcome geringer als nach klinischen Studien zu erwarten. Wir benötigen bessere Wege um die Erkenntnisse von klinischen Studien in den Klinikalltag zu übertragen.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.