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88. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

07.11.2015, Mainz

Hypertensive Retinopathie bei schwerer Präeklampsie

Meeting Abstract

  • Marc A. Strobel - Klinikum Ludwigshafen, Augenklinik
  • C. Springer - Klinikum Ludwigshafen, Augenklinik
  • L.-O. Hattenbach - Klinikum Ludwigshafen, Augenklinik

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 88. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Mainz, 06.-07.11.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15rma14

doi: 10.3205/15rma14, urn:nbn:de:0183-15rma141

Published: November 6, 2015

© 2015 Strobel et al.
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Text

Hintergrund: Eine hypertensive Retinopathie mit plötzlicher Visusreduktion kann Erstsymptom einer Präeklampsie sein. Die Präemklapsie, eine Gestose des dritten Trimenons, tritt in etwa 5% aller Schwangerschaften auf und ist durch arterielle Hypertonie und Proteinurie gekennzeichnet. Als Ursache gilt eine uteroplazentare Perfusionsstörung. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen die Erstschwangerschaft, Diabetes mellitus, sowie Autoimmunerkrankungen. Die Präeklampsie geht mit einem erhöhten peripartalen Risiko für Mutter und Kind einher. Gefürchtete Komplikationen sind insbesondere das HELLP-Syndrom sowie die Eklampsie.

Methoden: Wir berichten über eine 23-jährige Patientin in der 33. Woche ihrer ersten Schwangerschaft, die sich mit einer seit zwei Tagen bestehenden beidseitigen Sehverschlechterung in unserer Klinik vorstellte. Zudem bestanden Kopfschmerzen seit etwa einer Woche, eine Rötung beider Augen und ein leichter Bewegungsschmerz des rechten Auges. Die bestkorrigierte Sehschärfe betrug rechts 0,25, links 0,08. Die vorderen Augenabschnitte waren bis auf beidseitige Hyposphagmata altersentsprechend, die Bulbi normoton. Funduskopisch zeigten sich beidseits deutlich prominente, randunscharfe Papillen mit Randblutungen, ausgeprägte Makulaödeme sowie eine Tortuositas vasorum. Rechts bestand eine präretinale Makulablutung, links eine Sternfigur der Makula. Der linke Fundus stellte sich im Seitenvergleich deutlich farbärmer dar. Bis auf einen regelmäßigen Nikotinkonsum war die Eigenanamnese leer bei bisher unauffälligem Schwangerschaftsverlauf.

Ergebnisse: Wir stellten die Diagnose einer beidseitigen schweren hypertensiven Retinopathie. Zusätzlich ergab sich der Verdacht auf einen abgelaufenen Zentralarterienverschluss links. Die Blutdruckmessung ergab 230/170 mmHg, so dass eine sofortige Vorstellung in der Geburtshilfe erfolgte. Dort wurde eine schwere Präeklampsie diagnostiziert. Laborchemisch ergab sich zudem der Verdacht auf ein Antiphospholipid-Syndrom. Nach medikamentöser Blutdrucksenkung erfolgte eine sofortige Sectio caesarea. Nach einer Woche zeigte sich eine leichte Visuserholung des rechten Auges auf 0,4 bei persistierender Makulablutung. Die Makulaödeme waren vollständig rückläufig, die Papillenödeme bestanden unverändert.

Schlussfolgerung: Sehstörungen in der Schwangerschaft können Erstsymptom und Ausdruck schwerwiegender Gestationserkrankungen sein und sollten zeitnah abgeklärt werden. Die Blutdruckmessung ist in diesen Fällen eine einfache und sinnvolle Ergänzung der augenärztlichen Untersuchung.