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1st Symposium of Information and Communication Technologies in Emergency Medicine

12.06. - 13.06.2012, Rauischholzhausen

EMuRgency – Neue Ansätze zur Reanimationsunterstützung und für Reanimationstraining in der Euregio Maas-Rhein

EMuRgency – New approaches for resuscitation support and training in the Euregio Maas-Rhine

Kongressbeitrag

  • corresponding author presenting/speaker Niklas Lenssen - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Henning Biermann - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Saša Sopka - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Stefan Beckers - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Marc Felzen - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Rolf Rossaint - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Marco Kalz - Center for Learning Sciences and Technologies, Open University of the Netherlands, Heerlen, Niederlande
  • author Max Haberstroh - Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau, Zentrum für Lern- und Wissensmanagement, An-Institut für Unternehmenskybernetik e.V.; RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • author Joris Klerkx - Department of Computer Science, Katholieke Universiteit Leuven, Heverlee, Belgien
  • author Max Skorning - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland

1. Symposium ICT in der Notfallmedizin. Rauischholzhausen, 12.-13.06.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12notit04

doi: 10.3205/12notit04, urn:nbn:de:0183-12notit044

Published: June 11, 2012

© 2012 Lenssen et al.
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Abstract

In the “Euregio Meuse-Rhine” (EMR) – the shared border region of the Netherlands, Belgium and Germany – each year about 2.500 people suffer a cardiac arrest in pre-hospital setting. Less than 15% of the patients are discharged alive from the hospital. Regrettably, in this extremely time-critical emergency, bystander cardiopulmonary resuscitation (CPR) is only performed in about 25% of the cases. Main reasons are described as a lack of knowledge, uncertainness and fears of lay persons [1]. In the project EMuRgency we evaluate whether innovative technologies and concepts can increase the rate of bystander CPR and implement the effective measures, subsequently. Based on findings from distinct pre-projects (“SMS-Retter“, “AED-Alert“, “Hart voor Limburg“) a dispatch-center controlled smartphone notification system is being conceptualized and will be implemented. Hereby, registered trained rescuers will be localized by GPS signal, if they are in direct vicinity to the cardiac arrest victim. Subsequently, they will be notified, and – if mission is accepted – will be guided to the patient via their smartphone (“map”) [2]. Furthermore, technology-supported, low-threshold learning opportunies (e.g. e-learning modules and CPR-training apps for smartphones) are being developed and used for training [3]. An educational network will be build up for the entire Euregio, consisting of schools and medical facilities. Educational displays in public places and holding areas (administrative offices, hospitals etc.) shall provide citizens with basic CPR knowledge. Under the auspices of the INTERREG foundation, eight partners from Heerlen (NL), Aachen (D), Maastricht (NL), Genk (B), Leuven (B), Liège (B) and Seraing (B) affiliated in an international and interdisciplinary consortium with expertise in medicine, computer science and (media) educational science. Aim of the 36 months enduring project, which started in September 2011, is to sustainably increase the rate of high quality CPR begun before arrival of the EMS. Innovative technologies and cross-border training concepts are being developed and implemented. Therefore the intensive networking and cooperation of all EMS stakeholders in the EMR is essential. In order to save more lifes the rate and the quality of CPR begun before arrival of the EMS must be increased. The regional implementation and evaluation of new technical and didactic aids are urgently needed. Especially for the smartphone notification system dispatch-centers are a central interface.


Text

1. Einleitung

In der Grenzregion zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland, der sog. „Euregio Maas-Rhein“ (= EMR), erleiden etwa 2.500 Menschen pro Jahr präklinisch einen Herzstillstand. Weniger als 15% der Betroffenen können lebend aus dem Krankenhaus entlassen werden. Fatalerweise werden bei diesem sehr zeitkritischen Notfall in nur etwa 25% der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes Wiederbelebungsmaßnahmen (CPR) durchgeführt. Als Hauptursachen hierfür werden fehlende Kenntnisse, Unsicherheit und Ängste in der Bevölkerung benannt [1].

2. Fragestellung/Ziel

Im Projekt EMuRgency soll erörtert werden, ob neue Technologien und neue Konzepte zur Steigerung der Überlebensrate beitragen können, um diese entsprechend nachhaltig zu implementieren.

3. Methodik

Basierend auf den Erkenntnissen aus verschiedenen Vorprojekten („SMS-Retter“, „AED-Alert“, „Hart voor Limburg“) soll ein euregioweites, Leitstellen-gebundenes Smartphone-Alarmierungssystem entworfen und implementiert werden. Hierüber sollen registrierte geschulte Helfer, die sich in unmittelbarer Nähe (Umkreis: ~800 m) zum reanimationsbedürftigen Patienten befinden, per GPS-Signal ihres Smartphones geortet, alarmiert und, sofern sie den Einsatz bestätigen, via Ortskartenprogramm („Map“) zum Patienten geführt werden (Abbildung 1 [Abb. 1]) [2].

Zudem sollen technologiegestützte, niedrigschwellige Bildungsangebote (z.B. E-Learning-Module und CPR-Training-Apps für Smartphones) entwickelt und zur Ausbildung verwendet werden (Abbildung 2 [Abb. 2]) [3]. Ein euregioweites Bildungsnetzwerk von Schulen und medizinischen Einrichtungen soll aufgebaut werden, um CPR über „ultrakurze“ Schulungen zu einer Grundfähigkeit wie Lesen und Schreiben werden zu lassen. An öffentlichen Plätzen und in Wartezonen (Ämter, Kliniken etc.) soll Bürgern mittels Lerndisplays das Basiswissen zur CPR vermittelt werden.

4. Ergebnisse

In der EMR haben sich unter dem Dach einer INTERREG-Förderung acht Projektpartner aus Heerlen (NL), Aachen (D), Maastricht (NL), Genk (B), Leuven (B), Liège (B) und Seraing (B) zu einem internationalen und interdisziplinären Konsortium mit Kompetenzen aus der Medizin, Informatik und (Medien-)Pädagogik zusammengeschlossen. Ziel des im September 2011 gestarteten 36-monatigen Projektes ist es, die Häufigkeit begonnener, qualitativ guter Reanimationsmaßnahmen vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes nachhaltig zu erhöhen. Technologische Innovationen und grenzüberschreitende Ausbildungskonzepte werden derzeit hierfür entwickelt. Ab Spätsommer 2012 sollen Mock-ups in der Praxis getestet und implementiert werden. Eine breite Vernetzung aller Stakeholder aus dem Bereich Notfallwesen in der EMR ist dafür erforderlich.

Die Rettungsleitstellen nehmen – insbesondere im Rahmen des Smartphone-Alarmierungssystems – eine zentrale Schnittstelle zwischen der den Notfall meldenden Person, dem professionellem Rettungsdienst und den freiwilligen Helfern vor Ort ein. Langfristiges Ziel ist eine automatische Einbindung des „EMuRgency“-Alarmierungssystems in das Leitstellensystem. In der Anfangsphase werden die Leitstellen die Daten über ein Webinterface einfügen. Die Mobile Client Apps werden als native Applikationen implementiert sein. Als Server wird „glassfish“ verwendet, auf dem u.a. „postgreSQL und „rabbitMQ“ laufen werden. Im Wesentlichen werden „Java“ und „JavaEE“ sowie etliche Frameworks wie „Maven“, „Google Webtools“, „Spring“, „Spring Integration“, „Hibernate“ verwendet. Als Versionsverwaltung wird „Git“ zur Nutzung kommen.

5. Interpretation & Diskussion

Um mehr Leben retten zu können, muss die Rate und die Qualität begonnener CPR-Maßnahmen vor Eintreffen des Rettungsdienstes gesteigert werden. Dass dies möglich ist, zeigen u.a. Zahlen aus Amsterdam und Stavanger, wo in 63 bzw. 73% der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes Reanimationsmaßnahmen durchgeführt werden [4], [5]. In einer Studie in Stockholm konnte gezeigt werden, dass durchschnittlich 12 Personen aus einem Freiwilligennetzwerk im Umfeld von 500 m zur reanimationspflichtigen Person waren. In 45% der Fälle konnte vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit CPR-Maßnahmen begonnen werden [2].

Die regionale Implementierung und die Evaluation neuer technischer und didaktischer Hilfestellungen sind dringend erforderlich. Die Leitstellen haben hierbei eine zentrale Bedeutung: Neben der Telefonanleitung der den Notfall meldenden Person, geht von hier parallel die Alarmierung des professionellen Rettungsdienstes sowie der sich in unmittelbarer Umgebung zum Opfer befindenden freiwilligen Ersthelfer aus. Je einfacher und reibungsloser dieser Ablauf gestaltet werden kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Freiwilligennetzwerk den Patienten einen (Überlebens-)Vorteil bringen kann.

Finanzierung

Das Projekt „EMuRgency“ wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, der Regionalregierungen sowie aus Eigenmitteln der Projektpartner finanziert.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt haben.


Literatur

1.
Fries M, Beckers S, Bickenbach J, Skorning M, Krug S, Nilson E, Rossaint R, Kuhlen R. Incidence of cross-border emergency care and outcomes of cardiopulmonary resuscitation in a unique European region. Resuscitation. 2007;72(1):66-73. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2006.06.001 External link
2.
Ringh M, Fredman D, Nordberg P, Stark T, Hollenberg J. Mobile phone technology identifies and recruits trained citizens to perform CPR on out-of-hospital cardiac arrest victims prior to ambulance arrival. Resuscitation. 2011;82(12):1514-8. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2011.07.033 External link
3.
Ellaway R. eMedical Teacher. Medical Teacher. 2012;34(3):259-61. DOI: 10.3109/0142159X.2012.662451 External link
4.
Lindner TW, Søreide E, Nilsen OB, Torunn MW, Lossius HM. Good outcome in every fourth resuscitation attempt is achievable - an Utstein template report from the Stavanger region. Resuscitation. 2011;82(12):1508-13. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2011.06.016 External link
5.
Berdowski J, Blom MT, Bardai A, Tan HL, Tijssen JG, Koster RW. Impact of onsite or dispatched automated external defibrillator use on survival after out-of-hospital cardiac arrest. Circulation. 2011;124(20):2225-32. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.110.015545 External link