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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Studienprotokoll mit intraindividueller Randomisierung zur Evaluation eines Sturzpräventionssystems

Meeting Abstract

  • Nico Jähne-Raden - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Henrike Gütschleg - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Bianca Steiner - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, Deutschland
  • Andreas Schwitzke - Medizinische Klinik IV, Geriatrie, Braunschweig, Deutschland
  • Klaus Hager - Zentrum für Medizin im Alter im DIAKOVERE Henriettenstift, Hannover, Deutschland
  • Klaus-Hendrik Wolf - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 91

doi: 10.3205/18gmds072, urn:nbn:de:0183-18gmds0728

Published: August 27, 2018

© 2018 Jähne-Raden et al.
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Text

Hintergrund: Auf geriatrischen Stationen kommt es durchschnittlich zu 9,1 Stürzen pro 1000 Bettentagen [1]. Viele solcher Stürze ereignen sich bei Aufstehversuchen in unmittelbarer Nähe zum Bett, obwohl sturzgefährdete Patienten das Pflegepersonal um Hilfe rufen sollen, wenn sie aufstehen wollen. Sie leisten dieser Anweisung unter anderem wegen kognitiver Einschränkungen nicht Folge und es kommt zu einem Sturz. Eine häufige Folge des Sturzes im hohen Alter ist die Oberschenkelhalsfraktur [2]. Der Anteil der Patienten, die nach einem solchen Ereignis pflegebedürftig sind, liegt bei 10 - 20 Prozent [3]. Die direkten Folgekosten der Oberschenkelhalsfraktur belaufen sich auf ca. 25.000 Euro. Die jährlichen Behandlungskosten allein durch sturzbedingte Hüftfrakturen in Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen werden auf 1 - 2.77 Milliarden Euro geschätzt [4], [5]. Deshalb erscheint der Einsatz eines Sturzpräventionssystems sinnvoll.

Eine mögliche technische Lösung einer Sturzprävention entstand in den letzten Jahren an der Technischen Universität Braunschweig. Das INBED-System (Inexpensive Node for Bed-Exit-Detection) ist durch die enge Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess mit klinischen und pflegerischen Fachleuten an die Bedingungen und Herausforderungen des pflegerischen Alltags angepasst. Eine grundlegende Übersicht über die Funktion des INBED-Systems ist in der Abbildung beschrieben.

Das Ziel der geplanten Studie ist es, zu validieren ob das entwickelte INBED-System eine signifikante Verringerung der Sturzhäufigkeit auf einer geriatrischen Station bewirken kann.

Vorgeschlagene Methode: Es handelt sich um eine prospektive, multizentrische, randomisierte, kontrollierte, klinische Interventionsstudie. Die Besonderheit dieser Studie ist die Art der Randomisierung der Probanden. Während der Studienlaufzeit erfolgt die automatisierte Zuteilung der Probandennächte auf die beiden Gruppen in gleichlangen Randomisierungsblöcken. Durch die Randomisierungsblöcke soll mit entsprechender Laufzeit eine möglichst gute Gleichverteilung auf die beiden Studiengruppen für jeden Probanden gegeben sein. Für die Studie sind alle Probanden, unabhängig der aktuellen Gruppenzugehörigkeit, mit einem INBED-Wearable ausgestattet, jedoch ist nur in der Interventionsgruppe die Aufsteherkennung aktiv. Durch diese Art der Randomisierung ist neben einem inter-individuellen auch ein intra-individueller Vergleich der Probanden möglich. Diese spezielle Art der Randomisierung verbessert die Strukturgleichheit der Studiengruppen trotz der sehr heterogenen geriatrischen Patienten. Der Umfang der Studie ist zudem nicht über die Anzahl der teilnehmenden Probanden, sondern die Anzahl der erfassten Stürze festgelegt.

Diskussion: Im Rahmen der GMDS 2018 sollen die besonderen Aspekte des Studienplans vorgestellt und diskutiert werden. Darunter fallen unter anderem das Randomisierungsverfahren, mit der intra-individuellen Randomisierung und den dazugehörigen Randomisierungsblöcken. Weiterhin ist das Studienende nicht wie gewöhnlich durch die Anzahl der teilnehmenden Patienten bestimmt, sondern durch die Anzahl der im Studienrahmen erfassten Stürze. Durch das Studienkonzept erhoffen wir uns valide Aussagen über die Sturzreduktionseigenschaften von Präventionssystemen auf geriatrischen Stationen, um somit einen Beitrag zum zukünftigen Einsatz solcher Systeme im pflegerischen Alltag zu leisten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Heinze C, Halfens RJ, Dassen T. Falls in German in-patients and residents over 65 years of age. Journal of clinical nursing. 2007;16(3):495–501.
2.
Dachverband Osteologie e.V. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der OSTEOPOROSE bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und bei post-menopausalen Frauen. Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V. 2014 [cited 2016 Jan 13]. Available from: http://www.dv-osteologie.org/uploads/Leitlinie%202014/DVO-Leitlinie%20Osteoporose%202014%20Kurzfassung%20und%20Langfassung%20Version%201a%2012%2001%202016.pdf External link
3.
Stöckle U, Lucke M, Haas N. Der Oberschenkelhalsbruch (Zertifizierte medizinische Fortbildung). Deutsches Ärzteblatt. 2005 Dec 9;105(49):A3426-34. Available from: https://www.aerzteblatt.de/pdf/102/49/a3426.pdf External link
4.
Pientka L, Friedrich C. Die Kosten hüftgelenksnaher Frakturen in Deutschland: Eine prospektive Untersuchung [The costs of hip-fracture in Germany: a prospective evaluation]. Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie. 1999;32(5):326–32.
5.
Weyler EJ, Gandjour A. Sozioökonomische Bedeutung von Hüftfrakturen in Deutschland [Socioeconomic burden of hip fractures in Germany]. Gesundheitswesen. 2007;69(11):601–6.