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Der Kreissaal der Zukunft – ein interprofessionelles Lehrformat der Hebammenwissenschaft und der Medizin
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Published: | July 30, 2024 |
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Zielstellung: Die interprofessionelle Lehre (IPL) in der Ausbildung von Gesundheitsberufen ist für die Vorbereitung der Absolvent*innen auf eine effektive, kollaborative Zusammenarbeit ein zentraler Bestandteil [1]. Für dieses Ziel kooperieren der praxisintegrierte Studiengang Hebammenwissenschaft der Hochschule Bielefeld (HSBI) und der Modellstudiengang Medizin der Universität Bielefeld, um beide Professionen für künftige Aufgaben und Herausforderungen vorzubereiten. Vorgestellt wird die erfolgreiche Durchführung der Lehrveranstaltung: „Interprofessionelle Kommunikation und Schmerzmanagement unter der Geburt“.
Methoden: Die Lehrveranstaltung wurde unter dem Grundsatz entwickelt, sowohl einen fachlichen als auch einen persönlichen Austausch zwischen den Berufsgruppen zu ermöglichen [2] und die Studierenden in eine kreative, aber auch realitätsnahe Auseinandersetzung mit dem Thema zu bringen. Die halbtägige Lehrveranstaltung startete mit einer Podiumsdiskussion über das Thema Schmerzmanagement und Kommunikation während der Geburt, in der die Positionen und Erfahrungen einer Hebamme, einer Gynäkologin und eines Anästhesisten gemeinsam mit einer Mutter diskutiert wurden. Anschließend erarbeiteten die Studierenden in professionsgemischten Seminargruppen unter dem Motto: „Kreißsaal der Zukunft“ ein Konzept für einen Kreißsaal. Didaktisch wurde eine abgewandelte Form eines Gruppenpuzzles und eine Projektarbeitsphase genutzt, um anschließend nach einer gemeinsamen Präsentation kriteriengeleitet das beste Konzept zu küren. Für die Beurteilung wurden eine schriftliche Befragung und der „Freiburger Fragebogen für Interprofessionelle Lernevaluation“ (FILE) [3] verwendet.
Ergebnisse: Von den insgesamt 60 angemeldeten Studierenden nahmen 23 an der Evaluation teil. Der Aussage „Diese Veranstaltung hat mir gut gefallen.“ stimmten 15 Personen zu (mw=3.6; Skala 1-5). Die Freitexte der Evaluation zeigen zudem, dass sowohl die Podiumsdiskussion als auch das Seminar noch mal als „besonders gut“ hervorgehoben wurden (n=8). Weitere Evaluationsergebnisse inkl. FILE-Daten werden auf der Tagung präsentiert.
Diskussion: Die sonst häufig herausfordernden organisatorischen Bedingungen und unterschiedlichen Lehr-Lern-Strukturen waren in der Planung dieser Lehrveranstaltung erstaunlich wenig hinderlich. Der interprofessionelle Austausch der Lernenden und Lehrenden auf fachlicher und persönlicher Ebene konnte durch das kreative, projektbezogene Format daher deutlich in den Fokus genommen werden. Allerdings wurde der Raum für Austausch von den Studierenden noch als ausbaufähig bewertet.
Take Home Message:
- Ähnliche Lehr-Lern-Strukturen, wie sie in diesem Fall an Hochschule und Universität vorhanden waren, erleichtern deutlich die Planung und Durchführung der IPL.
- Ein Podiumsgespräch zu Beginn und das anschließende Arbeiten in Kleingruppen mit einer kreativen Aufgabenstellung waren besonders geeignet, um den interprofessionellen und persönlichen Austausch der Lernenden zu fördern.
Literatur
- 1.
- Kaap-Fröhlich S, Ulrich G, Wershofen B, Ahles J, Behrend R, Handgraaf M, Herinek D, Mitzkat A, Oberhauser H, Scherer T, Schlicker A, Straub C, Waury Eichler R, Wesselborg B, Witti M, Huber M, Bode SF. Position paper of the GMA Committee Interprofessional Education in the Health Professions – current status and outlook. GMS J Med Educ. 2022;39(2):Doc17. DOI: 10.3205/zma001538
- 2.
- Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP); Robert Bosch Stiftung. Berufsübergreifend Denken – Interprofessionell Handeln. Empfehlung zur Gestaltung der interprofessionellen Lehre an den medizinischen Fakultäten. Mainz: IMPP; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.impp.de/files/PDF/RBS_Berichte/Berufs%C3%BCbergreifend%20Denken%20Interprofessionell%20Handeln.pdf
- 3.
- Bergmann S, Giesler M. Evaluation interprofessioneller Lehrveranstaltungen mit FILE – Freiburger Fragebogen für Interprofessionelle Lernevaluation. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP6-429. DOI: 10.3205/16gma212